Trotz ihrer apokalyptischen Tradition und trotz ihrer zahlreichen und großen christlich-fundamentalistischen Kirchen waren die Vereinigten Staaten von Amerika gegenüber anderen, nicht-christlichen Religionen ein tolerantes Land und sind es bisher geblieben. Die durch die Verfassung verbürgte freie Ausübung des Glaubens schützte ursprünglich die evangelikalen Sekten (Baptisten, Methodisten, Brüderkirchen usw.), die sich mit Schrecken an den Religionsterror der übermächtigen protestantischen und katholischen Amtskirchen im Alten Europa zurückerinnerten. Nachdem jüdische, hinduistische, konfuzianische und islamische Immigranten ins Land geströmt waren, genossen auch sie Religionsfreiheit.
Mittlerweile aber sind die nicht-christlichen Religionen zu einer echten Konkurrenz der evangelikalen Freikirchen geworden, die für sich in Anspruch nehmen, als 'geistige Väter' das Land gegründet zu haben. Hinzu kommt, dass sich der Katholizismus, nicht zuletzt wegen der vielen Einwanderer aus den lateinamerikanischen Ländern, rasant verbreiten konnte und schon über 60 Millionen Einwohner umfasst.
Am gefährlichsten wird jedoch die aus der Hippie- und Protestbewegung der 60er Jahre entstandene
New Age Szene eingeschätzt. Ihren Anhängern werfen die christlichen Fundamentalisten Häresie, Paganismus, Okkultismus, Dämonenglaube und Teufelsdienst vor. Anhänger des
New Age machen zudem bei den etablierten Glaubensrichtungen, dem Christentum, dem Islam, dem Judentum, dem Buddhismus und dem Hinduismus häufig Anleihen, um daraus mit Astrologie, Spiritismus, Magie, Tiefenpsychologie, Naturheilkunde und Drogenexperimenten ihren eigenen 'synkretistischen Religionsmix' zu brauen. Jedenfalls sieht das ein
Hal Lindsey so.
Unter besonderem Beschuss steht auch der religiöse Feminismus, der sich offen zur Hexentradition bekennt und seine eigenen Riten praktiziert. Unter den 'modernen' Hexen spürt man das 'okkulte Zentrum' auf, von dem aus angeblich die Abtreibungsbefürworter des Landes gesteuert werden.
Auch verschiedene 'modernisierte' Naturrreligionen aus indianischen, afrikanischen und und neo-keltischen Milieus haben in den letzten Jahren in den USA eine große Attraktivität gewonnen. Der Triumphzug eines medienwirksamen Buddhismus mit dem XIV. Dalai Lama als Aushängeschild und Promoter tut sein Übriges.
Es ist also nicht verwunderlich, wenn die ultra-konservativen Christen diese neo-religiösen Strömungen als ein Werk Satans bezeichnen, das die prophezeite 'Religion' des Anti-Christen vorwegnimmt. "Kulte und das Okkulte sind heute des Teufels bevorzugtes Terrain", kommentiert Augusta Harting, christliche Expertin für solche Fragen, und fährt fort: "Seit Jahrhunderten sind Kultführer, Gurus, Okkultisten und falsche Propheten die Vorläufer für die kommenden Werke des Anti-Christen." Den Anhängern okkulter Lehren werden übernatürliche Kräfte zugestanden, die sie dazu befähigen sollen, wahre Wunder zu vollbringen, um die Menschen hinters Licht zu führen.
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Die amerikanische Armee kämpft gegen den Teufel
Der amerikanische Teufelsglaube hat uns schon im Zusammenhang mit dem 9/11 beschäftigt. Wir sind dort unter anderem auf die weit verbreitete 'Theologie des Bösen' eingegangen, die behauptet, dass der Teufel nichts anderes sei als ein Strafinstrument Gottes, um die Menschen zum rechten Glauben zurückzuführen. Wir haben auch darauf verwiesen, dass ca. 70 % aller Amerikaner an den Teufel glauben und dass dieser Prozentsatz unter den jungen Leuten noch höher liegt.
Jetzt sprechen wir vom Teufelsglauben in der US-Armee. Im Mittelpunkt unserer Ausführungen steht der Drei-Sterne-General William Boykin. Er leitet das 'Programm für hochrangige Ziele' (
High Value Target Plan), in dem er die Aktivität militärischer Spezialeinheiten und der CIA beim Aufspüren und Eliminieren von Topterroristen (Osama bin Laden, Saddam Hussein, Mullah Omar u.a.) koordiniert.
Boykin errang zum erstenmal Berühmtheit, als er öffentlich erklärte, der christliche Gott stehe höher als der islamische Allah und die amerikanische Armee sei in einen direkten Krieg mit dem Teufel verwickelt. "Bin Laden ist nicht der Feind. Kein Sterblicher ist der Feind.; es ist der Feind, den du nicht sehen kannst. Es ist der Krieg gegen die Kräfte der Dunkelheit. Die Schlacht wird nicht mit Gewehren gewonnen, sondern auf unseren Knien" - predigte der General und wurde an anderer Stelle noch deutlicher: "Satan will diese Nation zerstören, er will uns als Nation zerstören und er will uns als christliche Armee zerstören."
In:
Victor und Victoria Trimondi, Krieg der Religionen. Politik, Glaube und Terror im Zeichen der Apokalypse, Wilhelm Fink Verlag München 2006