Dienstag, 24. Oktober 2006

Autorität, Ausbildung und Mittelmaß

"Man kann es, anders als manche Rezensenten des Buches, gut meinen mit den Maximen des Reformpädagogen Bueb und der Anhängerschaft, die sein Bestseller schaffen könnte, und eben nicht unterstellen, dass Bueb seine Dreifaltigkeit von Autorität, Disziplin und Gehorsam soweit ausdehnt, dass er sie dem Eigenwillen von Kindern generell und prinzipiell überordnet.

So könnte man konzedieren, dass die klirrenden Pädagogen-Rüstungen, die in vordemokratischen Zeiten glänzten, von ihm neu aufgefrischt werden – geprägt von Liebe zu den Kindern, inspiriert durch das Vorbild der angelsächsischen Schule, ohne einen reaktionären Impetus. Geleitet wird diese Autorität im guten Licht von einer sorgsamen dialogischen Balance zwischen dem Regelmentieren von Außen, dem Führen, und der Eigenentwicklung der Kinder, deren Wachstum, für das der Pädogoge den fruchtbaren Boden bereitet."

Zur Frage der Förderung im Kindergarten: Es mag sein, dass ein Kind sich mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln Freiheit verschafft, wenn denn zu viel gefordert wird. Ist die Reaktion unerwünscht, wird dieses Kind in seinem Verhalten korrigiert. Aber was passiert, wenn zu wenig gefordert wird? Hier ein Beispiel meiner Tochter: Sie hatte als kleines Kind viel Lust, genug Ausdauer und Geduld zum Puzzle-Legen. Ob 200, 300 oder mehr Teile: Nichts war zuviel. Wichtig waren ihr offenbar die Bildmotive, Pferde und Delfine zum Beispiele. Passte ihr das Motiv hingegen nicht, was bei geschenkten Puzzles von Gutmeinenden häufiger vorkam, lief gar nichts. Im Kindergarten bot man ihr pädagogisch wertvolle Holzpuzzles mit niedlichen Clowngesichtern. Und 20 Teilen. Das Ergebnis dieser und anderer Spielvorgaben, die Ausdruck des Ausbildungsniveaus der Kindergärtnerinnen waren, wurde mir mit süffisanten Bemerkungen am Eingang des Kindergartens auf's Auge gedrückt: Ein krakeliges Strich-Bild in Schwarz statt schön gemalter Blumen und Bienen, wie all' die anderen lieben Kleinen es getan hatten. Wie wohl sich meine Tochter in dieser Atmosphäre fühlte, muß ich nicht erst beschreiben. Abends zeichnete sie später zusammen mit einer ausgebildeten Pädagogin, ebenfalls Kindergarten-Leiterin, das detailgenaue Abbild einer kleinen Schaukelente aus Holz. Ganz ohne autoritäre Anweisungen, sondern einfach nur als Nachahmung dessen, was sie bei meiner Bekannten gesehen hatte. Ich bin mir sicher, dass diese qualifizierte Pädagogin dank vorhandener Autorität und Ausstrahlung viele andere Kinder zu kindgerechter Leistung - hier nun das schlimme Pfuiwort - angeregt hat.

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Astrid Haarland M.A. Politologin - Soziale Kunst- und Ausstellungsmacherin - Commander/ISLA - a.haarland(at)googlemail.com - Choose safe communication ... ;-)

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