Donnerstag, 7. Dezember 2006

Destabilisieren und Entmutigen

Und was können Sie gut, liebe Blog-BesucherInnen? Vielleicht bloggen? Schreiben? Werbung und oder Psychologie? Mit Kindern umgehen? Im Laden mit dem Verkäufer ein freundliches Gespräch anfangen? Mit Farben und Formen experimentieren? Oder Sie haben eine scharfe Wahrnehmung? Nun, manche haben einen guten Grund, Sie in ihrem Tun zu ermutigen. Und manchmal gibt es eben auch einen Grund, das Gegenteil zu tun. Was ist nützliches Verhalten für wen? Was ist schädlich?

"Was Sie schrieben, wurde kaum gedruckt. Und dennoch waren Sie eine Gefahr. Wie kommt das? Wie entdeckte man, daß sie eine Gefahr sind?

Ich lebte relativ früh in diesem Spannungsverhältnis. Vorhin habe ich es skizziert. Und ich selbst in einer Gesellschaft, die neurotisiert war in jeder Hinsicht gegenüber Abweichungen. Also, wenn dann jemand anfing, sowas zu machen, sich was Eigenes vorzunehmen, der war dann schon zeitig auf diesem Sucher. Es gibt eine Untersuchung, die ich sehr interessant finde, sie wurde im Bezirk Dresden gemacht, glaube ich. Von Leuten des Bürgerkomitees dort. Über die Stasi haben sie geforscht und einiges aus den Direktiven zitiert. Im Basis-Verlag in Ostberlin wurden die Mielke-Direktiven verlegt ... auch die genauen Hinweise, Andersdenkende zu "destabilisieren", sie "am Arbeitsplatz zu entmutigen"

Oder ist Ihnen schon einmal dieses Gut-Böse-Spiel begegnet, liebe Blog-BesucherInnen? Mit ein wenig Kenntnissen in Gesprächstherapie ist man einerseits empathisch, wertschätzend, Hoffnung gebend, Gemeinsames betonend und dann, von einer Sekunde auf die andere, möglichst ohne Übergang, ein ganz anderer. Einer, der schlechte Nachrichten überbringt, der grob wird. Ist also ganz und gar nicht mehr sympathisch. "Alles war Maske, Spiel, Strategie. Und wenn man sich dann ein wenig eingelassen hat, erleichtert war über den freundlichen Tonfall vorher etwas gehofft hatte und so weiter, dann bricht vieles zusammen. Es verwandelt sich also ein Mensch, der sich als Mitmensch gab, zum Gegenmenschen, innerhalb einer Situation. Das ist dann oft eine schwere traumatische, eine schockierende Situation für den, dem es begegnet. ... Wir sind hier also im Bereich der vorsätzlichen, der organisierten, der hergestelllten Druckanwendung ...

Kann man sagen, der psychischen Folter?

Ja, der psychischen Folter. Es gibt diese UNO-Definition, auf die Amnesty immer wieder hinweist. Wobei der vorsätzliche Charakter betont wird, körperliche und - in unserem Falle - seelisch/psychische Schmerzen zuzufügen, um etwas zu erreichen. En "Geständnis", eine Distanzierung, eine erpreßte Einwilligung, etwas nicht mehr zu tun, zu denken, zu fühlen."


Aus:
Jürgen Fuchs, "... und wann kommt der Hammer?" Psychologie, Opposition und Staatssicherheit, BasisDruck Berlin 1990

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