Kommunistische Hexen?
"Die Annahme einer dem Patriarchat vorausgehenden matriarchalen Epoche gehört wissenschaftshistorisch zur Evolutionstheorie des 19.Jahrhunderts. Bekannt wurde die Theorie des Matriarchats durch Bachofen 1861: "Das Mutterrecht". Den Übergang vom Matriarchat zum Patriarchat interpretierte Bachofen als kulturelle Höherentwicklung menschlicher Daseinsform. Bachofens evolutionistische Mutterschaftstheorie wurde von dem amerik. Ethnologen Morgan 1877 aufgegriffen und weitergeführt: "Ancient society". Morgan verknüpfte die matriarchale Familienform mit der Existenz einer herrschaftsfreien, egalitären Genitilgesellschaft, die durch eine auf Privateigentum gegründete patriarchale Klassengesellschaft abgelöst worden sei. Engels wiederum sah hierin einen Beleg für die Existenz eines mutterrechtlichen Urkommunismus am Beginn der menschlichen Gesellschaft." (Quelle)
Der Anthropologe Lewis Henry Morgan, ging vom Matriarchat als natürlicher Entwicklungsstufe auf dem Weg zur Zivilisation aus. Seiner Theorie nach ging die matriarchale Kulturstufe einher mit kollektivem Eigentum. Als sich Privateigentum mehr und mehr herausbildete, entstanden parallel dazu patriarchale Gesellschaftsstrukturen. Friedrich Engels übernahm diese Theorie von Morgan und verfeinerte sie in Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates.
Zur Kritik einer angeblichen Höherentwicklung vom Matriarchat ins Patriarchat siehe zum Beispiel:
Matriarchat (griechisch μητριαρχία) ist eine Gesellschaftsform, die sich von allen anderen Gesellschaftsformen dadurch unterscheidet, dass sie keine Herrschaftsstrukturen und institutionalisierte Hierarchien aufweist. Ein Matriarchat wird daher auch als regulierte Anarchie (nach Sigrist) oder als egalitäre Konsensdemokratie (nach Thomas Wagner) bezeichnet.
Die Produktionsmittel gehören der Gemeinschaft und im ökonomischen Bereich garantiert ein Regelsystem, dass Besitz oder Macht nicht akkumuliert werden können. Der Unterschied hier zum sozialistisch-kommunistischen System ist das Fehlen einer zentralen Verwaltung oder befehlsgebenden Instanz. Entscheidungen werden in allen Bereichen per Konsens getroffen, wobei Geschlechter und Generationen gleichgestellt sind.
Der Begriff
Der Begriff Matriarchat ist eine Nachbildung aus dem 19. Jahrhundert und entspricht etymologisch Bezeichnungen wie Patriarchat, Monarchie, Hierarchie usw. (griechisch mêtêr Mutter, und archê Anfang, Ursprung, Erstes, in der Neuzeit auch Herrschaft; matri-archat = mütterlicher Ursprung, vgl. Urprinzip).
Als die ersten Ethnologen und Matriarchatsforscher begannen, sich mit Völkern zu beschäftigen, die Matrilokalität und Matrilinearität aufwiesen, zogen sie fälschlicherweise den Schluss, dass Mütter die Herrscherinnen sind, analog zu ihrer eigenen patriarchalen Kultur. Die Matriarchatsforschung stellte diesen Fehlschluss in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts richtig und erforscht seitdem dieses Feld.
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Kult
Das kultisch-spirituelle Leben in matriarchalen Gesellschaften ist nicht mit patriarchalen Religionen (z.B. Christentum, Judentum, Buddhismus, Islam) vergleichbar. An den Riten nimmt immer die Gemeinschaft teil - Frauen, Männer, Kinder jeden Alters, sowie die ältere Generation und die Ahnen - und sie werden auch von Mitgliedern der Gemeinschaft ausgeübt. Neben den Ritualen an denen alle teilnehmen, wie etwa ein Trauerritual, gibt es kultische Handlungen für einen bestimmten Zweck: Beispielsweise wird die Initiation der Jugendlichen von den Ältesten geleitet, der Medizinmann oder die Schamanin führt unter anderem Heilungs- oder Hausbaurituale durch, und die Weisen Frauen kümmern sich um Geburtsriten oder Namensgebung.
Ein Ritual in matriarchalen Gesellschaften ist seinem Wesen nach eine gemeinschaftliche Aktivität, ein schöpferischer Prozess, nicht zu verwechseln mit einer Zeremonie in einer Kirche. Die Beteiligten entwickeln in der Vorbereitung und während des Rituals alle Einzelheiten selbst, um dem besonderen Bedürfnis zu entsprechen, das durch das Ritual erfüllt werden soll. Es muss nämlich eine bestimmte Art Energie erzeugen, die alle Beteiligten umfängt und ihnen erlaubt, ihr Bewusstsein zu erweitern und die zur Heilung notwendige Transformation zu erleben.
Es geht immer darum, die Menschen mit der Welt der Geister (Ahnen) in Kontakt zu bringen und außerdem mit ihrem individuellen Lebenssinn zu verbinden. In der ständigen Wiederholung der Rituale, werden die Kräfte, die die Menschen in diese Welt gebracht haben, unaufhörlich intensiviert.
Da ein solches Ritual die Beweglichkeit der menschlichen Imagination spiegelt (nicht die Gegenkraft von Stagnation und Erstarrung), wird es niemals genau gleich wiederholt. An dieser Stelle ist anzumerken, dass Schamaninnen und Medizinmänner von Naturvölkern während ihrer jahrzehntelangen Ausbildung nicht nur das alte, tradierte Wissen und die Heil- und Trancekünste erlernen, sondern sie haben auch die Aufgabe, Neues und bisher Unbekanntes in die Kultur des Stammes sinnvoll zu integrieren und als positive Kraft für die Gemeinschaft einzusetzen. Das erklärt, warum indigene Völker "offiziell" etwa zum Islam (z.B. die Minangkabau auf Sumatra) oder zum Christentum (viele afrikanische Stämme, die südamerikanischen Nachkommen der Maya usw.) gehörig gerechnet werden, aber trotzdem ihren traditionellen Kultus nicht aufgeben, wenn sie nicht von patriarchalen Kolonisten, Missionaren oder Eroberern dazu gezwungen werden.
Matriarchale Gesellschaften befinden sich durch diese schamanische Fähigkeit auf der Höhe der Zeit, können politisch flexibel reagieren und bleiben dadurch stabil. Im spirituellen Weltbild der Stammesvölker sind Ritual, Gemeinschaft und Heilkunst eng verbunden, die ihrerseits unzertrennlich mit der Natur verknüpft sind. Die Natur ist das Fundament indigenen Lebens, es gibt keine Trennung zwischen Spiritualität (Religion wäre nicht der korrekte Ausdruck) und Alltagsverhalten. Jedes Sippenmitglied ist daran interessiert sich immer wieder mit den natürlichen Kräften in Einklang zu bringen.
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Der Anthropologe Lewis Henry Morgan, ging vom Matriarchat als natürlicher Entwicklungsstufe auf dem Weg zur Zivilisation aus. Seiner Theorie nach ging die matriarchale Kulturstufe einher mit kollektivem Eigentum. Als sich Privateigentum mehr und mehr herausbildete, entstanden parallel dazu patriarchale Gesellschaftsstrukturen. Friedrich Engels übernahm diese Theorie von Morgan und verfeinerte sie in Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates.
Zur Kritik einer angeblichen Höherentwicklung vom Matriarchat ins Patriarchat siehe zum Beispiel:
Matriarchat (griechisch μητριαρχία) ist eine Gesellschaftsform, die sich von allen anderen Gesellschaftsformen dadurch unterscheidet, dass sie keine Herrschaftsstrukturen und institutionalisierte Hierarchien aufweist. Ein Matriarchat wird daher auch als regulierte Anarchie (nach Sigrist) oder als egalitäre Konsensdemokratie (nach Thomas Wagner) bezeichnet.
Die Produktionsmittel gehören der Gemeinschaft und im ökonomischen Bereich garantiert ein Regelsystem, dass Besitz oder Macht nicht akkumuliert werden können. Der Unterschied hier zum sozialistisch-kommunistischen System ist das Fehlen einer zentralen Verwaltung oder befehlsgebenden Instanz. Entscheidungen werden in allen Bereichen per Konsens getroffen, wobei Geschlechter und Generationen gleichgestellt sind.
Der Begriff
Der Begriff Matriarchat ist eine Nachbildung aus dem 19. Jahrhundert und entspricht etymologisch Bezeichnungen wie Patriarchat, Monarchie, Hierarchie usw. (griechisch mêtêr Mutter, und archê Anfang, Ursprung, Erstes, in der Neuzeit auch Herrschaft; matri-archat = mütterlicher Ursprung, vgl. Urprinzip).
Als die ersten Ethnologen und Matriarchatsforscher begannen, sich mit Völkern zu beschäftigen, die Matrilokalität und Matrilinearität aufwiesen, zogen sie fälschlicherweise den Schluss, dass Mütter die Herrscherinnen sind, analog zu ihrer eigenen patriarchalen Kultur. Die Matriarchatsforschung stellte diesen Fehlschluss in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts richtig und erforscht seitdem dieses Feld.
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Kult
Das kultisch-spirituelle Leben in matriarchalen Gesellschaften ist nicht mit patriarchalen Religionen (z.B. Christentum, Judentum, Buddhismus, Islam) vergleichbar. An den Riten nimmt immer die Gemeinschaft teil - Frauen, Männer, Kinder jeden Alters, sowie die ältere Generation und die Ahnen - und sie werden auch von Mitgliedern der Gemeinschaft ausgeübt. Neben den Ritualen an denen alle teilnehmen, wie etwa ein Trauerritual, gibt es kultische Handlungen für einen bestimmten Zweck: Beispielsweise wird die Initiation der Jugendlichen von den Ältesten geleitet, der Medizinmann oder die Schamanin führt unter anderem Heilungs- oder Hausbaurituale durch, und die Weisen Frauen kümmern sich um Geburtsriten oder Namensgebung.
Ein Ritual in matriarchalen Gesellschaften ist seinem Wesen nach eine gemeinschaftliche Aktivität, ein schöpferischer Prozess, nicht zu verwechseln mit einer Zeremonie in einer Kirche. Die Beteiligten entwickeln in der Vorbereitung und während des Rituals alle Einzelheiten selbst, um dem besonderen Bedürfnis zu entsprechen, das durch das Ritual erfüllt werden soll. Es muss nämlich eine bestimmte Art Energie erzeugen, die alle Beteiligten umfängt und ihnen erlaubt, ihr Bewusstsein zu erweitern und die zur Heilung notwendige Transformation zu erleben.
Es geht immer darum, die Menschen mit der Welt der Geister (Ahnen) in Kontakt zu bringen und außerdem mit ihrem individuellen Lebenssinn zu verbinden. In der ständigen Wiederholung der Rituale, werden die Kräfte, die die Menschen in diese Welt gebracht haben, unaufhörlich intensiviert.
Da ein solches Ritual die Beweglichkeit der menschlichen Imagination spiegelt (nicht die Gegenkraft von Stagnation und Erstarrung), wird es niemals genau gleich wiederholt. An dieser Stelle ist anzumerken, dass Schamaninnen und Medizinmänner von Naturvölkern während ihrer jahrzehntelangen Ausbildung nicht nur das alte, tradierte Wissen und die Heil- und Trancekünste erlernen, sondern sie haben auch die Aufgabe, Neues und bisher Unbekanntes in die Kultur des Stammes sinnvoll zu integrieren und als positive Kraft für die Gemeinschaft einzusetzen. Das erklärt, warum indigene Völker "offiziell" etwa zum Islam (z.B. die Minangkabau auf Sumatra) oder zum Christentum (viele afrikanische Stämme, die südamerikanischen Nachkommen der Maya usw.) gehörig gerechnet werden, aber trotzdem ihren traditionellen Kultus nicht aufgeben, wenn sie nicht von patriarchalen Kolonisten, Missionaren oder Eroberern dazu gezwungen werden.
Matriarchale Gesellschaften befinden sich durch diese schamanische Fähigkeit auf der Höhe der Zeit, können politisch flexibel reagieren und bleiben dadurch stabil. Im spirituellen Weltbild der Stammesvölker sind Ritual, Gemeinschaft und Heilkunst eng verbunden, die ihrerseits unzertrennlich mit der Natur verknüpft sind. Die Natur ist das Fundament indigenen Lebens, es gibt keine Trennung zwischen Spiritualität (Religion wäre nicht der korrekte Ausdruck) und Alltagsverhalten. Jedes Sippenmitglied ist daran interessiert sich immer wieder mit den natürlichen Kräften in Einklang zu bringen.
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Morgaine - 5. Jan, 15:18
Trackbacks zu diesem Beitrag
cptsalek.twoday.net - 18. Jun, 17:38
Matriarchat: Falsch verstanden... trotzdem sind nicht alle männliche Götter schlecht. ;-)
Na gut, ich habe mich vertan. Oder... [weiter]
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