Mittwoch, 20. Juni 2007

Über Autismus, Empathie, Spiegelneurone

und einen eklatanten Mangel an sozialer Empathie finden sich immer wieder Beiträge bei als-ob-leben:
"Empathie ist die Fähigkeit, Gedanken, Motive und Gefühle anderer Menschen zu erkennen und mit angemessenen Emotionen darauf zu reagieren. Also unser Einfühlungsvermögen. Eine für das Zusammenleben sehr wichtige Eigenschaft: Auf der Empathie basieren Anteilnahme und Hilfsbereitschaft. Wir helfen anderen in schwierigen Situationen, weil wir ihre Not und ihr Leid selbst spüren. Wer solches Mit-Leid nicht empfindet, ist tatsächlich – das belegen Untersuchungen – oft ein Psychopath. Auch Autisten wirken oft teilnahmslos, wenn sie andere in Not sehen. Mit dieser scheinbaren Parallele argumentieren einige Psychologen, um sie mit Gewalttätern und Mördern in eine Ecke zu stellen. Doch besitzen Autisten, nur weil sie nicht helfen, tatsächlich kein Mitgefühl?"

wie im weiteren verlauf dieses beitrags noch zu sehen sein wird, verdichtet sich in letzter zeit die vermutung, dass die sog. spiegelneurone im menschlichen gehirn eine sehr wichtige rolle für die menschliche empathiefähigkeit spielen - und in diesem zusammenhang liegen bereits studien vor, die sich mit dem funktionieren bzw. nichtfunktionieren der spiegelsysteme bei autismus beschäftigen: (weiter)

Im Text ein Link auf das Handelsblatt:
17 Probanden mit Asperger-Syndrom durchliefen den Test und bestätigten, was sich zuvor angedeutet hatte: Mitgefühl und Anteilnahme waren bei ihnen ebenso ausgeprägt wie bei jedem anderen. Schwer fällt ihnen dagegen, zu erkennen, was in jemanden vor sich geht. Denn sie können die sozialen Zeichen, die unser Inneres nach außen tragen – also Gesten, Gesichtsausdruck, Tonfall – schlechter „lesen“. Dass Menschen mit autistischen Störungen oft teilnahmslos wirken, liegt also sehr wahrscheinlich daran. Mit Unfähigkeit zu Mitgefühl hat es nichts zu tun.

„Die längste Zeit wurde Autismus als Empathiestörung bezeichnet – in ebenso fälschlicher wie unverantwortlicher Weise“, kritisieren die New Yorker. „Wir hoffen, dass unsere Ergebnisse dazu beitragen, Autisten den Platz im empathischen Spektrum zu geben, den sie verdienen.“ Der ist jedenfalls nicht auf der Seite von Psychopathen. Denn diese besitzen in der Regel eine sehr gute soziale Wahrnehmung. Zu erfassen, was in anderen vor sich geht, bereitet ihnen keinerlei Probleme. Charakteristisch ist vielmehr, dass sie diese Fähigkeit einsetzen, um ihre Opfer zu manipulieren. Psychopathen fehlt die affektive Empathie, sie empfinden also tatsächlich kein Mitleid.

Beim Asperger-Syndrom verhält es sich andersherum, wie die Wissenschaftler jetzt erstmals zeigten. Daraus ergeben sich auch Konsequenzen für den Umgang mit den Betroffenen. Denn sobald diese wissen, was andere denken und fühlen, können sie das auch nachempfinden. Man muss es ihnen nur sagen: „Mir geht es schlecht, ich brauche deine Hilfe“ – sein Innerstes so deutlich nach außen zu kehren ist in unserer Gesellschaft unüblich. Doch Autisten und Asperger-Patienten würden solch offene Worte im zwischenmenschlichen Bereich vieles erleichtern.
Zitatende Handelsblatt


Kritikpunkte an den Inhalten von als-ob-leben stehen in diesem Kommentar. Ein Zitat:
4. Natürlich ist die im postfordistischen Kapitalismus dauernd verlangte "Teamfähigkeit" und "Flexibilität" von Grund auf fremdbestimmt, das bringt der Blogger völlig richtig auf den Punkt. Aber das steht doch gar nicht im Gegensatz zu dem, was in dem Artikel gesagt wird. Die Frage ist allerdings, ob es nicht auch in einer nicht mehr kapitalistischen, auf der Selbstorganisation der ProduzentInnen beruhenden Gesellschaft ein Recht auf Partizipation in einem Einzelgänger-Modus geben sollte. (Netzwerkförmige Technologien können dazu in der Tat dienlich sein.)

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Astrid Haarland M.A. Politologin - Soziale Kunst- und Ausstellungsmacherin - Commander/ISLA - a.haarland(at)googlemail.com - Choose safe communication ... ;-)

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