Elite-Training
Was kann ein Zusammenspiel von Technik, Internet und Psychologie bewirken? Als Commander Morgaine bei der Independent Sensitive Liberation Army (ISLA) habe ich zum Beispiel eines unserer jugendlichen Mitglieder beschreiben lassen, welche Szenarien im Rollenspiel "Life of Crime" aufgeworfen werden, die für ein Recruitment geeignet sind, da sie Mechanismen enthalten, die weiter unten beschrieben werden. Welche neue Möglichkeiten ergeben sich weiterhin aus der massenhaften Anwendung von Blogs? Wie und warum dissoziiere ich jemanden mit Hilfe von Blogs und anderen Trigger setzenden Medien? Den Begriff der Dissoziation werde ich ebenfalls weiter unten erklären. Zuerst gehe ich kurz auf die Frage des Wie ein, die die LeserInnen meiner Blogs teilweise bereits aus anderen Beiträgen kennen.
Es wird zum Beispiel in gezielt plazierten Artikeln und Blog-Beiträgen regelmässig genau das Gegenteil angedeutet, was der Lesende selber erlebt. Je intimer dabei das Erlebte, je strikter die gegenteilige Schilderung, desto intensiver die Wirkung. Beispiel: Der neue Partner, der als Feind, als Zuhälter dargestellt wird. Noch intensiver wird die Wirkung, wenn dieser Partner dann nach dem gleichen Muster handelt, in einer Situation also zwei vollkommen gegenteilige Botschaften aussendet. Bleibe bei mir, denn wir haben eine gemeinsame Zukunft. Und kurz danach dann die Botschaft: Ich werde demnächst nicht mehr da sein.
Diese Methode des Sendens sich widersprechender Botschaften kann bei intensiver Anwendung traumatische Auswirkungen haben und zur sogenannten Dissoziation führen. Hier eine Begriffserklärung, die auch die oben aufgeworfene Frage eines möglichen Warum beantwortet:
"Zur Konstellation der Symptome nach einem Trauma bei Erwachsenen gehört die Dissoziation. Dissoziation heißt einfach, sich von den Reizen der äußeren Welt abzuschirmen und in der inneren Welt zu bleiben. Tagträumen, Fantasie, Depersonalisation, Derealisation, und Fugue- Zustände sind Beispiele für Dissoziation (Putnam, 1991). Es gibt Abstufungen der Dissoziation -- vom einfachen Tagträumen zu tiefgehendem folterinduziertem Bewußtseinsverlußt. Häufige Beispiele sind aus Kriegssituationen beschrieben. Ein Soldat im Krieg kann sehr engagiert kämpfen, wenn das Feuer sistiert und wenn das Gefecht vorbei ist, entdeckt er erst, daß sein Herz rast, und er sieht erst dann hinunter und entdeckt die blutende Wunde an seinem Bein. Soldaten erleben das Gefecht oft wie ein Video (Derealisation), als ob alles weit entfernt wäre. Sie werden auf diesen Mechanismus gedrillt, er hat für sie oft eine überlebenswichtige Funktion.
Die Fähigkeit zu dissoziieren mitten im Terror scheint eine differenzierte Anpassung zu sein- bei jedem anders verfügbar. Einige Menschen dissoziieren früh im Arousalkontinuum -- einige Menschen dissoziieren erst im Zustand völliger Panik. Leidenschaftslos gesehen besteht der Vorteil oft darin, daß bei voll ausgeprägter Kampf- Fluchtreaktion die Denkfähigkeit herabgesetzt ist, eine partielle Dissoziation kann diese erhalten - und dem Soldaten erlauben ohne Panik zu kämpfen."
Diese Dissoziationstechniken beruhen zum Teil auf den uralten Kulturtechniken des Schamanismus. Welche Auswirkungen jedoch im Extremfall solch eine Behandlung haben kann, beschreibt Judith Hermann in ihrem Buch "Die Narben der Gewalt", zitiert im Blog "als-ob-leben":
"1.Der Patient war über einen längeren Zeitraum (Monate bis Jahre) totalitärer Herrschaft unterworfen, wie zum Beispiel Geiseln, Kriegsgefangene, Überlebende von Konzentrationslagern oder Aussteiger aus religiösen Sekten, aber auch Menschen, die in sexuellen oder familiären Beziehungen totale Unterdrückung erlebten, beispielsweise von Familienangehörigen geschlagen, als Kinder physisch mißhandelt oder sexuell mißbraucht wurden oder von organisierten Banden sexuell ausgebeutet wurden.
2. Störungen der Affektregulation, darunter
- anhaltende Dysphorie (verstimmung, gereiztheit, anm. mo)
- chronische Suizidgedanken
- Selbstverstümmelung
- aufbrausende oder extrem unterdrückte Wut (eventuell alternierend)
- zwanghafte oder extrem gehemmte Sexualität (dito)
(alternierend: wechselweise, umspringend)
3. Bewußtseinsveränderungen, darunter
- Amnesie oder Hypermnesie, was die traumatischen Ereignisse anbelangt
- zeitweilig dissoziative Phasen
- Depersonalisation/Derealisation
- Wiederholungen des traumatischen Geschehens, entweder als intrusive Symptome der posttraumatischen Belastungsstörung oder als ständige grüblerische Beschäftigung.
(hypermnesie: übersteigertes erinnerungsvermögen
intrusiv ist hier nicht ganz leicht zu übersetzen, ich würde es im sinne von "aufdringlich gestaltend, von innen her normierend" an dieser stelle benutzen - die betroffenen werden quasi von der störung in all ihren lebensäußerungen modelliert. die anderen fachbegriffe setze ich mal als bekannt voraus.)
4. Gestörte Selbstwahrnehmung, darunter
- Ohnmachtsgefühle, Lähmung jeglicher Initiative
- Scham- und Schuldgefühle
- Gefühl der Beschmutzung und Stigmatisierung
- Gefühl, sich von anderen grundlegend zu unterscheiden (der Patient ist etwa überzeugt, etwas ganz Besonderes zu sein, fühlt sich mutterseelenallein, glaubt, niemand könne ihn verstehen oder nimmt eine nicht menschliche Idenität an.)
5. Gestörte Wahrnehmung des Täters, darunter
- ständiges Nachdenken über die Beziehung zum Täter (auch Rachegedanken)
- unrealistische Einschätzung des Täters, der für allmächtig gehalten wird
- Idealisierung oder paradoxe Dankbarkeit
- Gefühl einer besonderen oder übernatürlichen Beziehung
- Übernahme des Überzeugungssystems oder der Rationalisierungen des Täters
6. Beziehungsprobleme, darunter
- Isolation und Rückzug
- gestörte Intimbeziehungen
- wiederholte Suche nach einem Retter (eventuell alternierend mit Isolation und Rückzug)
- anhaltendes Mißtrauen
- wiederholt erfahrene Unfähigkeit zum Selbstschutz
7. Veränderung des Wertesystems, darunter
- Verlust fester Glaubensinhalte
- Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung
Aufgrund dieser körperlichen und seelischen Gewalteinwirkungen, die bei manchem Elitesoldaten-Training oder in totalitären Organisationen eingesetzt werden, sind die Trainierten dann auch für derartige Massnahmen einsetzbar. Es kann jedoch in nicht mehr zu kompensierenden Streßsituationen, wie sie im Falle von körperlichen Gewalteinwirkungen und seelischen Demütigungen entstehen, zu Veränderungen im Gehirn kommen, die oft nicht mehr rückgängig zu machen und dem Borderline-Syndrom vergleichbar sind. "Die Versuche von Milgram und Zimbardo zeigen, daß der freie Wille in Zuständen der Regression erheblich eingeschränkt ist, und dass dieses Eingeschränkt sein eine Identifikation mit Ideologien bzw. stark vereinfachten Weltbildern erleichtert. Daher verwundert es nicht, dass in den meisten Armeen, Guerillaverbänden, Extremistengruppen und auch mancherorts Polizeieinheiten dieser Erde mit der Förderung von Feindbildern und der Errichtung von Größenphantasien gearbeitet wird, um die (meist) Männer auf ihre Tätigkeit – das Töten anderer - vorzubereiten. Dagegen hat die Bystander- und Retterforschung Erkenntnisse darüber geliefert, dass andere Sozialisationsformen, gefestigtere Charaktere/Persönlichkeiten hervorzubringen vermögen, die in Stresssituationen nicht in dem Maße mit Regression und Gehorsam reagieren."
Es wird zum Beispiel in gezielt plazierten Artikeln und Blog-Beiträgen regelmässig genau das Gegenteil angedeutet, was der Lesende selber erlebt. Je intimer dabei das Erlebte, je strikter die gegenteilige Schilderung, desto intensiver die Wirkung. Beispiel: Der neue Partner, der als Feind, als Zuhälter dargestellt wird. Noch intensiver wird die Wirkung, wenn dieser Partner dann nach dem gleichen Muster handelt, in einer Situation also zwei vollkommen gegenteilige Botschaften aussendet. Bleibe bei mir, denn wir haben eine gemeinsame Zukunft. Und kurz danach dann die Botschaft: Ich werde demnächst nicht mehr da sein.
Diese Methode des Sendens sich widersprechender Botschaften kann bei intensiver Anwendung traumatische Auswirkungen haben und zur sogenannten Dissoziation führen. Hier eine Begriffserklärung, die auch die oben aufgeworfene Frage eines möglichen Warum beantwortet:
"Zur Konstellation der Symptome nach einem Trauma bei Erwachsenen gehört die Dissoziation. Dissoziation heißt einfach, sich von den Reizen der äußeren Welt abzuschirmen und in der inneren Welt zu bleiben. Tagträumen, Fantasie, Depersonalisation, Derealisation, und Fugue- Zustände sind Beispiele für Dissoziation (Putnam, 1991). Es gibt Abstufungen der Dissoziation -- vom einfachen Tagträumen zu tiefgehendem folterinduziertem Bewußtseinsverlußt. Häufige Beispiele sind aus Kriegssituationen beschrieben. Ein Soldat im Krieg kann sehr engagiert kämpfen, wenn das Feuer sistiert und wenn das Gefecht vorbei ist, entdeckt er erst, daß sein Herz rast, und er sieht erst dann hinunter und entdeckt die blutende Wunde an seinem Bein. Soldaten erleben das Gefecht oft wie ein Video (Derealisation), als ob alles weit entfernt wäre. Sie werden auf diesen Mechanismus gedrillt, er hat für sie oft eine überlebenswichtige Funktion.
Die Fähigkeit zu dissoziieren mitten im Terror scheint eine differenzierte Anpassung zu sein- bei jedem anders verfügbar. Einige Menschen dissoziieren früh im Arousalkontinuum -- einige Menschen dissoziieren erst im Zustand völliger Panik. Leidenschaftslos gesehen besteht der Vorteil oft darin, daß bei voll ausgeprägter Kampf- Fluchtreaktion die Denkfähigkeit herabgesetzt ist, eine partielle Dissoziation kann diese erhalten - und dem Soldaten erlauben ohne Panik zu kämpfen."
Diese Dissoziationstechniken beruhen zum Teil auf den uralten Kulturtechniken des Schamanismus. Welche Auswirkungen jedoch im Extremfall solch eine Behandlung haben kann, beschreibt Judith Hermann in ihrem Buch "Die Narben der Gewalt", zitiert im Blog "als-ob-leben":
"1.Der Patient war über einen längeren Zeitraum (Monate bis Jahre) totalitärer Herrschaft unterworfen, wie zum Beispiel Geiseln, Kriegsgefangene, Überlebende von Konzentrationslagern oder Aussteiger aus religiösen Sekten, aber auch Menschen, die in sexuellen oder familiären Beziehungen totale Unterdrückung erlebten, beispielsweise von Familienangehörigen geschlagen, als Kinder physisch mißhandelt oder sexuell mißbraucht wurden oder von organisierten Banden sexuell ausgebeutet wurden.
2. Störungen der Affektregulation, darunter
- anhaltende Dysphorie (verstimmung, gereiztheit, anm. mo)
- chronische Suizidgedanken
- Selbstverstümmelung
- aufbrausende oder extrem unterdrückte Wut (eventuell alternierend)
- zwanghafte oder extrem gehemmte Sexualität (dito)
(alternierend: wechselweise, umspringend)
3. Bewußtseinsveränderungen, darunter
- Amnesie oder Hypermnesie, was die traumatischen Ereignisse anbelangt
- zeitweilig dissoziative Phasen
- Depersonalisation/Derealisation
- Wiederholungen des traumatischen Geschehens, entweder als intrusive Symptome der posttraumatischen Belastungsstörung oder als ständige grüblerische Beschäftigung.
(hypermnesie: übersteigertes erinnerungsvermögen
intrusiv ist hier nicht ganz leicht zu übersetzen, ich würde es im sinne von "aufdringlich gestaltend, von innen her normierend" an dieser stelle benutzen - die betroffenen werden quasi von der störung in all ihren lebensäußerungen modelliert. die anderen fachbegriffe setze ich mal als bekannt voraus.)
4. Gestörte Selbstwahrnehmung, darunter
- Ohnmachtsgefühle, Lähmung jeglicher Initiative
- Scham- und Schuldgefühle
- Gefühl der Beschmutzung und Stigmatisierung
- Gefühl, sich von anderen grundlegend zu unterscheiden (der Patient ist etwa überzeugt, etwas ganz Besonderes zu sein, fühlt sich mutterseelenallein, glaubt, niemand könne ihn verstehen oder nimmt eine nicht menschliche Idenität an.)
5. Gestörte Wahrnehmung des Täters, darunter
- ständiges Nachdenken über die Beziehung zum Täter (auch Rachegedanken)
- unrealistische Einschätzung des Täters, der für allmächtig gehalten wird
- Idealisierung oder paradoxe Dankbarkeit
- Gefühl einer besonderen oder übernatürlichen Beziehung
- Übernahme des Überzeugungssystems oder der Rationalisierungen des Täters
6. Beziehungsprobleme, darunter
- Isolation und Rückzug
- gestörte Intimbeziehungen
- wiederholte Suche nach einem Retter (eventuell alternierend mit Isolation und Rückzug)
- anhaltendes Mißtrauen
- wiederholt erfahrene Unfähigkeit zum Selbstschutz
7. Veränderung des Wertesystems, darunter
- Verlust fester Glaubensinhalte
- Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung
Aufgrund dieser körperlichen und seelischen Gewalteinwirkungen, die bei manchem Elitesoldaten-Training oder in totalitären Organisationen eingesetzt werden, sind die Trainierten dann auch für derartige Massnahmen einsetzbar. Es kann jedoch in nicht mehr zu kompensierenden Streßsituationen, wie sie im Falle von körperlichen Gewalteinwirkungen und seelischen Demütigungen entstehen, zu Veränderungen im Gehirn kommen, die oft nicht mehr rückgängig zu machen und dem Borderline-Syndrom vergleichbar sind. "Die Versuche von Milgram und Zimbardo zeigen, daß der freie Wille in Zuständen der Regression erheblich eingeschränkt ist, und dass dieses Eingeschränkt sein eine Identifikation mit Ideologien bzw. stark vereinfachten Weltbildern erleichtert. Daher verwundert es nicht, dass in den meisten Armeen, Guerillaverbänden, Extremistengruppen und auch mancherorts Polizeieinheiten dieser Erde mit der Förderung von Feindbildern und der Errichtung von Größenphantasien gearbeitet wird, um die (meist) Männer auf ihre Tätigkeit – das Töten anderer - vorzubereiten. Dagegen hat die Bystander- und Retterforschung Erkenntnisse darüber geliefert, dass andere Sozialisationsformen, gefestigtere Charaktere/Persönlichkeiten hervorzubringen vermögen, die in Stresssituationen nicht in dem Maße mit Regression und Gehorsam reagieren."
Morgaine - 17. Jul, 10:24
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