Samstag, 6. November 2004

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Schade eigentlich, dass auch der wiederholte Versuch des Pingens bei blogg.de heute nicht klappt. - Oh - Jetzt doch?

Schade ist auch, dass meine mails von eigens dafür eingerichteten web-accounts an fremde gmail-accounts irgendwie nicht ankommen.

Die Zukunft des politischen Kandidaten-Casting?

Die Frage, ob es einem anderen Kandidaten der Demokraten gelugen wäre, Bush zu schlagen, beschäftigt seit letzten Donnerstag die Kommentatoren. Heute ein Beispiel aus der Sueddeutschen: "Der linke Flügel argumentiert, dass ein eindeutig linker Kandidat wie Ex-Gouverneur Howard Dean mit seiner von Anfang an entschiedenen Gegnerschaft zum Krieg im Irak Bush sehr viel eher und effektiver in die Enge hätte drängen können".

Bei derartiger Reflektion wird man jedoch nicht umhin kommen, auch die eigene Position zu hinterfragen. Welche Rolle spielen Medien in Wahlkämpfen? In Deutschland im Angesicht des derzeitigen Wahlerfolgs von rechtaußen und rechtsdraußen stehenden Parteien sicherlich eine heikle Frage, kommt doch Kritik verstärkt von dieser Seite, wie ein kurzer Blick in das derzeit wichtigste Organ der Rechtsextremen, Nation & Europa. Deutsche Montashefte, zeigt:

"Zwischen den bundesdeutschen Blockparteien und dem Orkus stehen nur noch die Medien. Ohne ihr Zeitungs-, TV- und Rundfunkmonopol wären Rote und Schwarze, Grüne und Gelbe schon längst bei den "Sonstigen" weggetaucht. Am Wahlabend des 19. September wurde der Fernsehnation ein unvergeßliches Schauspiel geboten: Als die Spitzenkandidaten von DVU und NPD vor die Kameras traten, flüchteten die Anführer der Verlierer-Parteien wie Hasen vor der Trommel. Zuvor hatten sie noch vollmundig angekündigt, die Rechten "demaskieren" und in ihrer "intellektuellen Erbärmlichkeit" bloßstellen zu wollen. Pustekuchen. Auch die Regime-Journaille blamierte sich unsterblich."

Leider wird diese Kritik der Rechtsextremen jedoch auf Seiten der klassischen Medien dazu benutzt, neue Publikationsformen des Internet zu kritisieren, und der Anspruch der Blogger, sich ihren Anteil am Content-Kuchen zu sichern, als Versuch angeprangert, von rechts die Medienlandschaft aufmischen zu wollen. Interessant in diesem Zusammenhang ist übrigens die Frage, wieviele der Blogger im Medienbusiness tätig sind. Wer aufmerksam liest, wird genügend spitzfindige Bemerkungen über rechtes Bloggen, im doppelten Sinne des Wortes, in Artikeln oder Foren-Beiträgen lesen können. Die Autorin dieses Beitrags hat selber genügend Erfahrungen aus dieser Richtung sammeln dürfen.

Untersucht man die Rolle der Medien bei der amerikanischen Präsidentschaftswahl, so ist eine der wichtigen Quellen die Kampagne des Demokraten Howard Dean. Der sich als Rebell und Kämpfer für soziale Gerechtigkeit präsentierende Kandidat mit professioneller Blog-Kampagne erhielt von seinen Sympathisanten per Internet erstaunliche hohe finanzielle Unterstützung. Rund die Hälfte der 40 Millionen Dollar, welche die Dean-Kampagne nach eigenen Angaben eingenommen hat, soll durch Online-Spenden erzielt worden sein. "Ein Novum ist dabei auch, dass sich nach Zahlen des Center for Responsive Politics mehr als die Hälfte aus Kleinspenden von 200 Dollar oder weniger zusammensetzt." (netzkritik.de).

So erfolgreich diese Blog-Kampagne jedoch gewesen sein mag, so kritisch wurde der mit Hilfe des Internet erzielte Erfolg von Howard Dean in den großen Medien beargwöhnt, vermeintliche Ausrutscher seiner Auftritte genüßlich in Szene gesetzt. So bot ein angeblicher Wutanfall Deans den (willkommenen?) Anlass, ihn als zu emotional reagierenden Kandidaten zu präsentieren, bei dem man nicht sicher sein könne, ob er nicht im Notfall den Finger zu schnell auf den Atombomben-Knopf lege. Dass der angebliche Wutanfall von Dean lediglich die Tonaufnahme eines Handmikrofons war, mußte erst im eigens für den Wahlkampf eingerichteten Truth-Center von Dean dokumentiert werden, daraufhin sickerte die Erklärung des Vorfalls schließlich in die Berichterstattung von Big Media durch.
("The version of reality, that we didn't saw on TV")

Die Dean-Kampagne setzte darauf, dass Zielgruppen mit Hilfe des Internets aktiviert werden konnten, die aus diversen Gründen nur schwer zu erreichen sind, es sei denn, man kauft die örtlichen Blumengeschäfte leer und klingelt mit der roten Rose in der Hand an der Haustür von Frau Wählerin. In vielen Blog-Beiträgen der Dean-Kampagne kamen Frauen mit Kindern und Alleinerziehende zu Wort, die das Netzwerk der Internet-Kampagne mit eigenen Blogs unterstützten, viele Senioren veröffentlichten ihre Meinung oder luden Fotos ins Netz, teilweise wurden mehr als 700 Kommentare zu einzelnen Beiträgen geschrieben, und nicht jeder Beitrag war der eines professionellen Team-Mitglieds oder Trolls. Regelmässig wurden mit Hilfe der Internet-Plattform "meetup" Treffen eingerichtet, bei denen Dean-Anhänger ihre Erfahrungen austauschen konnten.

Genau darin lag und liegt eine der großen Chancen des Internets und seiner Instrumente wie Blogs und sozialer Software: Politische Partizipation mit Hilfe des Laptops, zum Beispiel vom heimischen Küchentisch oder Arbeitszimmer aus. Der nächste Kandidat, oder im Falle Amerikas, die nächste politische Kandidatin wird dann vielleicht durch einen Medienmix unterstützt, in dem neue Formen von Interaktion zu einem Mehr an politischer Auseinandersetzung führen und die heute üblich gewordenen Verkündungsrunden in Talkshows oder Kurzauftritte zwecks medialer Kopfpräsentation in Spielfilmen ablösen werden. Wie auch immer die Argumente in der Diskussion um notwendige Gatekeeper, Informationsselektion und Sicherheit in den Zeiten des internationalen Terrorismus sein mögen: Die Chancen, die uns das Internet zur unmittelbaren Meinungsäußerung, Interessenartikulation und Vernetzung mit anderen bietet, sollten wir Wähler und Wählerinnen uns in Zukunft nicht mehr entgehen lassen, selbst wenn dieses nicht immer auf ungeteilten Zuspruch stossen wird. BlogLand ist schließlich nicht der Big-Brother-Container. Oder?

Fehler

Es muß natürlich heißen:

Wer singt,

ich bin
... von Kopf bis Fuß auf Hühner eingestellt
... ja das ist meine Welt
... und sonst gar nichts?

P.S. Ich kann nicht singen.

Heitere (Be)rufe

... von Kopf bis Fuß auf Hühner eingestellt

... ja das ist meine Welt

... und sonst gar nichts

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Astrid Haarland M.A. Politologin - Soziale Kunst- und Ausstellungsmacherin - Commander/ISLA - a.haarland(at)googlemail.com - Choose safe communication ... ;-)

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