Ab und zu wird mir schlicht übel, wenn ich die Nachrichten im Fernsehen sehe. Gestern abend war wieder so ein Fall. Sigmar Gabriel hat
Nebeneinkünfte. Nein, nicht er selbst, sondern die Beraterfirma, an der er eine Beteiligung hält, hat 100.000 Euro von Volkswagen bekommen. Nun ist das an sich nichts, worüber man sich aufzuregen braucht. Lediglich ein wenig mehr Transparenz wäre meiner Ansicht nach bei Nebeneinkünften von Politikern angebracht. Wie heißt doch gleich dieser Satz in Großbritannien, mit dem die Fronten geklärt werden:
"I declare an interest". Dieser Hinweis jedoch fehlte leider bei den letzten beiden Sendungen, die ich zu diesem Thema mit Herrn Gabriel sah. Weder bei Maybritt Illner noch in der PHOENIX-Gesprächsrunde hörte ich einen einzigen Hinweis von Ihnen, Herr Gabriel, dass Sie selbstverständlich auch über Nebeneinkünfte verfügen. Im Gegenteil haben Sie den Eindruck erweckt, dass 500 Euro, oder waren es 1000 Euro, Honorar für eine Aufsichtsratstätigkeit Ihr einziges Zusatzeinkommen sind. "Auf dem Fuß erwischen Sie mich nicht", war Ihre Antwort auf die Frage des Journalisten bei PHOENIX, und ich frage mich jetzt natürlich, auf welchem Fuß Sie gerade gestanden haben, als Sie das Image des ehemaligen Lehrers der Erwachsenenbildung in der Öffentlichkeit kolportierten, dem die Welt der Beraterverträge im Gegensatz zu seinen Kollegen doch recht fremd zu sein scheint.
Ich hör(t)e Ihnen gerne zu, Herr Gabriel. Besonders die wiederholt gemachte Bemerkung, dass das Ansehen von Politikern auf der Beliebtheitsskala kurz vor Kleinkriminellen stehe und man dagegen dringend etwas tun müsse, klingt mir noch gut im Ohr. Sie haben tatsächlich etwas getan, Herr Gabriel! Durch dieses scheinheilige Verhalten rutscht das Ansehen von Politikern noch weiter nach unten.