Montag, 6. März 2006

Das Feministische Manifest

Von:
Bremer Beginenhof Modell
Dr.Erika Riemer-Noltenius
via
Attac - Frauennetz
Zur Diskussion und Weiterleitung:


Das Feministische Manifest


Das menschliche Leben auf der Erde ist bedroht, nicht so sehr von Naturkatastrophen wie Erdbeben, Seebeben oder Überflutungen, sondern in erster Linie durch den Menschen selbst.

Seit etwa sechstausend Jahren dominiert die männliche Herrschaft das gesellschaftliche Leben; die matriarchalen Lebensformen früherer Zeiten wurden zurückgedrängt und vernichtet. Dadurch ist ein Ungleichgewicht entstanden, eine Schieflage, die sich verhängnisvoll auf die Natur und die Menschheit auswirkt. Feministische Überzeugungen und Ideen versuchen seit geraumer Zeit, in Kooperation mit fortschrittlichen einsichtigen Männern, das aus den Fugen geratene Gleichgewicht wieder herzustellen, um vielleicht doch noch in letzter Minute den Untergang der Menschheit zu verhindern.


Die wesentlichen Elemente des Feminismus sind:

1. Die Verehrung und der Schutz der Natur. Sie zu bewahren, ist oberstes Ziel. Das Leben auf dem Planeten Erde ist gekennzeichnet durch die Prinzipien der Fülle und des Überflusses. Es gibt genug Wasser und Nahrungsmittel für alle Lebewesen, niemand brauchte zu hungern, wenn es eine weltweite, gerechte Verteilung gäbe. Diese Gerechtigkeit gilt es zu realisieren.



2. Das zweite Prinzip des Feminismus ist die gleichwertige Vielfalt aller Kulturen, Rassen und aller Menschen, sowie die Gleichwertigkeit der Geschlechter. In früheren Jahrhunderten haben Europäer andere Völker versklavt und kolonisiert, weil sie sich für weiter entwickelt hielten und es als ihr selbstverständliches Recht ansahen, aufgrund der Ausbeutung anderer ihren eigenen Reichtum zu vergrößern. Dieses Unrecht wird zunehmend erkannt.



3. Der Wert eines Menschen beruht nicht auf seinen materiellen Gütern, wie z.B. Geld oder Aktien. Vielmehr bilden Liebesfähigkeit, und der Einsatz für das Gemeinwohl die vorzügliche Basis. Die Leistungen der Frauen im Bereich der Weitergabe des Lebens und des Erziehens der nächsten Generation sind mit Geld nicht zu bewerten, denn sie sind unbezahlbar. Das gilt natürlich auch für Männer, die ihren Kindern Zeit widmen und sich ihnen zuwenden.



4. Geld ist kein Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck. Obwohl das, was im Leben am wichtigsten ist, unbezahlbar ist, brauchen doch alle Menschen eine materielle Grundlage zum Leben. Bisher glaubten wir, daß unsere Erwerbs-Arbeit und unser Einkommen in einem vernünftigen und gerechten Verhältnis zueinander stünden. Inzwischen wissen wir, daß dies nicht der Fall ist, daß es viele Vermögende gibt, die nie erwerbstätig waren, sondern allein von Zinsen leben und daß lebenserhaltende Dienste am Menschen total unterbezahlt sind.



5. Deshalb fordern Feministinnen die Entkoppelung von Erwerbsarbeit und Einkommen. Sie fordern ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle aus Steuermitteln, das ihnen eine menschenwürdige Existenz ermöglicht. Alle sind dann aufgerufen, selbst und frei zu entscheiden, wie sie ihre Lebenszeit entsprechend ihren Neigungen , Talenten und Begabungen einteilen und in die Gemeinschaft einbringen. Das Wohl der Menschen ist der Maßstab, nicht der Profit der Wirtschaft.



6. Ein Grundprinzip der Natur, ist das Prinzip des bedingungslosen Schenkens. Selbstloses Schenken bereitet Freude auf beiden Seiten Es ist mit keiner Erwartung verbunden, wie beim Tauschen. Schenken setzt voraus, daß man/frau etwas besitzt. Und dies ist in der Tat bei jedem Menschen der Fall: Das Kostbarste, über das wir alle verfügen, ist unsere Lebenszeit. Sie ist für alle gleich wertvoll. Könnten wir mehr von unserer Lebenszeit anderen Mitmenschen schenken (statt Geld verdienen zu müssen), sähe die Welt schon ganz anders aus.



7. Feministinnen sind Pazifistinnen und lehnen jede Form von Gewalt ab. Sie wollen keine Kriege, keinen Menschenhandel, keine Ausbeutung von Kindern und Frauen. Daher fordern sie die Abschaffung der Rüstungsindustrie, der Armeen und suchen Konfliktregelungen auf diplomatischem Wege. Für diesen Bereich sind Frauen ganz besonders auf die Zusammenarbeit mit Männern angewiesen, denn Kriege sind immer Männersache gewesen, die Opfer aber werden zunehmend Menschen der Zivilbevölkerung, insbesondere Alte, Frauen unbeteiligte Männer und Kinder.



8. Die Charta der Menschenrechte ist Maßstab und Leitlinie für eine feministische Lebensweise. Würden die Menschenrechte mehr respektiert und weltweit durchgesetzt, dann hätte die Menschheit gute Überlebenschancen.
Oberster Wert ist der Respekt vor allem Lebendigen, vor der Lebensweise der Mitmenschen. Es gibt nicht nur eine Wahrheit, eine Religion und einen Weg zur Lebensbewältigung, sondern unendlich viele. Deshalb lehnen wir Fundamentalismen ab.



9. Die feministische Vision der Zukunft sieht eine totale Veränderung der kapitalistischen Wirtschaftsordnung vor: Statt Profitmaximierung der share-holder steht das Wohl aller Menschen im Mittelpunkt. Nicht mehr Markt und Wettbewerb werden die maßgeblichen Kriterien des Wirtschaftens ausmachen, sondern anstelle von Konkurrenz wird es Kooperation geben und statt künstlicher Knappheit, hervorgerufen durch eine parasitäre Geldordnung, werden Bedürfnisse am tatsächlichen Bedarf orientiert befriedigt.. Was heute noch als Utopie erscheint, kann morgen schon Wirklichkeit werden, denn alle Veränderungen beginnen als Wunschträume im menschlichen Bewußtsein.



10. Wir Feministinnen haben ein positives Menschenbild und sind davon überzeugt, daß kein Kind als böse, neidisch, mißgünstig usw. auf die Welt kommt, sondern erst durch seine Lebenserfahrung geprägt wird und seinen Charakter entwickelt, wobei die ersten drei Jahre ganz entscheidend sind. Diese bejahende Einstellung zum Menschen, seiner Intelligenz und seinen Fähigkeiten und seiner grundsätzlichen Entscheidungsfreiheit begründen unseren Optimismus, an eine Zukunft der Menschheit zu glauben, obwohl die Uhr eigentlich schon 5 Minuten nach Zwölf anzeigt.


Bremen, den 1. März 2006
Dr.Erika Riemer-Noltenius

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