Was man nicht erklären kann, gibt es nicht
Grundsätzlich ist es erfreulich, dass Lehrer in den Fächern Katholische und Evangelische Religion sich auch des Thema "Aberglauben" annehmen. Andererseits hätte ich es als Mutter, Akademikerin und Feministin sehr gerne, dass meine Tochter, wenn sie denn schon nicht gebildeter im Unterricht wird, wenigstens nicht dümmer nach Hause entlassen wird. Und so verfolge ich mit verstärkter Aufmerksamkeit dieses Unterrichtsthema und lasse mir Bericht erstatten, wie das von den Schülern selbst aufgestellte "Okkulte Alphabet" im Unterricht besprochen wird. Was sagt man zu H wie Hexen? Oder H wie Hellsehen? Oder L wie Liebe auf den ersten Blick? Oder T wie Telepathie? Sollte ich vielleicht in diesem Zusammenhang das von mir zuletzt gelesene Buch von Joachim Bauer: Warum ich fühle, was du fühlst. Intuitive Kommunikation und das Geheimnis der Spiegelneurone, als unterrichtsbegleitende Lektüre weiterempfehlen (Tipp von hier)? Oder sollte ich wieder mehr Zeit für meine Gender-Erziehung zu Hause verwenden, die zum Beispiel beinhaltet die Rolle der monotheistischen Religionen in der patriarchalen Gesellschaft und ihr Durchdringen von Bildung und Kultur?
Morgaine - 1. Mär, 11:55
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stefanolix - 1. Mär, 12:42
Religionsunterricht
Vermutlich kann Deine Tochter nur in den katholischen /oder/ evangelischen Untericht gehen :-) In welchen geht sie denn und für welches Alter (in welchem Schuljahr) werden diese Inhalte angeboten? Gibt es sonst noch eine dritte Alternative? Hier in Sachsen gäbe es Religions- oder Ethikunterricht.
Wenn die Schüler alt genug sind, würde ich darauf drängen, im Unterricht die Hintergründe der Hexenverfolgung zu behandeln. Und den Schülern zu vermitteln, aus welchen Gründen diese Praxis später beendet wurde. Für bestimmte Lehrer könnte das fast schon zu viel Aufklärung sein ...
Den christlichen Glauben kann man ja übrigens auch nicht erklären, sonst würde es ja "wissen" und nicht "glauben" heißen ...
Wenn die Schüler alt genug sind, würde ich darauf drängen, im Unterricht die Hintergründe der Hexenverfolgung zu behandeln. Und den Schülern zu vermitteln, aus welchen Gründen diese Praxis später beendet wurde. Für bestimmte Lehrer könnte das fast schon zu viel Aufklärung sein ...
Den christlichen Glauben kann man ja übrigens auch nicht erklären, sonst würde es ja "wissen" und nicht "glauben" heißen ...
Morgaine - 1. Mär, 22:57
Die Inhalte sind für die siebte Klasse vorgesehen. Es gibt in NRW leider keinen Ethik-Unterricht, welchen ich persönlich aber gerne als ersten Schritt im Curriculum sähe, bevor Religion unterrichtet wird. Die Schüler sind alt genug, um mit ihnen das Thema Hexenverfolgung durchzunehmen. Es fragt sich nur, in welchem Unterrichtsfach das geschehen sollte. In Religion? Deutsch, Geschichte? Im Grunde genommen müsstest du alle Geisteswissenschaften unter dem Gender-Blickwinkel durchforsten, wie es an den Universitäten in eigens dafür eingerichteten Studiengängen ja bereits passiert, was aber leider nicht unbedingt auch in die einzelnen Disziplinen vordringt, erst recht, wenn damit ganze Gebäude einstürzen würden wie in den patriarchalen Religionen. Nein, dieses Themas entledigt man sich dann lieber mit einer pauschalen Handbewegung des Wortes "Aberglauben". Oder gar Sekte. Immer getreu dem Motto: Sekte sind immer die anderen.
Dem setzen kluge Menschen allerdings Informationen und außerschulische Bildung entgegen ... :-)
Dem setzen kluge Menschen allerdings Informationen und außerschulische Bildung entgegen ... :-)
stefanolix - 1. Mär, 23:15
Schulen ändern sich noch langsamer als Kirchen ...
Das Thema Hexen- und Ketzerverfolgung müsste natürlich in Religion /und/ Geschichte behandelt werden. Ob man mit 13 schon versteht, was außer der Religion noch alles dahintersteckte? Ich weiß es nicht. Und bin froh, im (in dieser Beziehung) aufgeklärteren Osten zu leben. Und verkenne übrigens die Schuld der Protestanten keinesfalls, denn die haben in Bezug auf Hexen auch ihre dunkle Vergangenheit ...
Das Thema Hexen- und Ketzerverfolgung müsste natürlich in Religion /und/ Geschichte behandelt werden. Ob man mit 13 schon versteht, was außer der Religion noch alles dahintersteckte? Ich weiß es nicht. Und bin froh, im (in dieser Beziehung) aufgeklärteren Osten zu leben. Und verkenne übrigens die Schuld der Protestanten keinesfalls, denn die haben in Bezug auf Hexen auch ihre dunkle Vergangenheit ...
Morgaine - 2. Mär, 00:07
Manche Veränderung und guten Willen nehme ich als Mutter ja mit Freude zur Kenntnis und sehe vor allem, dass auch Gymnasien heute viel Zeit mit Erziehung statt Bildung verbringen müssen, weil manche Eltern das nicht mehr können. Oder wollen. Da müssen andere Eltern halt auch mal korrigierend eingreifen statt immer nur wegzusehen.
Ist der Ethikunterricht eigentlich Pflichtfach oder kann er alternativ zu Religion gewählt werden? Gab es das Fach in der DDR?
Die Protestanten haben einige dunkle Flecken, nicht nur in Bezug auf Hexen ...
Ist der Ethikunterricht eigentlich Pflichtfach oder kann er alternativ zu Religion gewählt werden? Gab es das Fach in der DDR?
Die Protestanten haben einige dunkle Flecken, nicht nur in Bezug auf Hexen ...
stefanolix - 2. Mär, 07:24
Die Schüler müssen hier zwischen Ethik und Religion wählen. Eines der beiden Fächer ist Pflicht. In Ethik werden Religionen und Weltanschauungen (aber auch praktische Lebensfragen) behandelt. Über die Religionen soll ein objektives Bild vermittelt werden.
In der DDR gab es keinen Religions- oder Ethikunterricht. Was man in der Schule über Religionen erfuhr, war stark vom jeweiligen Lehrer geprägt. Aber natürlich durften die Kirchen in der DDR eigenen Religionsunterricht (Konfirmandenunterricht) erteilen, auch wenn das nicht besonders gern gesehen wurde. Ich kann hier aber nur von "meiner Zeit" berichten, ich bin 1973 in die Schule gekommen. Anfang der 80er war es normal, dass doch ein gewisser Anteil der Klasse auch eigene Erfahrungen in einer Kirche hatte ...
Und: wer ohne dunkle Flecken ist ...
In der DDR gab es keinen Religions- oder Ethikunterricht. Was man in der Schule über Religionen erfuhr, war stark vom jeweiligen Lehrer geprägt. Aber natürlich durften die Kirchen in der DDR eigenen Religionsunterricht (Konfirmandenunterricht) erteilen, auch wenn das nicht besonders gern gesehen wurde. Ich kann hier aber nur von "meiner Zeit" berichten, ich bin 1973 in die Schule gekommen. Anfang der 80er war es normal, dass doch ein gewisser Anteil der Klasse auch eigene Erfahrungen in einer Kirche hatte ...
Und: wer ohne dunkle Flecken ist ...
Morgaine - 2. Mär, 19:37
Wie wurden denn die SchülerInnen behandelt, die Kirchenerfahrungen hatten? Konnte man beides machen: Jugendweihe und Konfirmandenunterricht?
Wer ohne dunkle Flecken ist, darf auch nicht mit Steinen werfen. Wohl aber mit Netzen. ;-)
Wer ohne dunkle Flecken ist, darf auch nicht mit Steinen werfen. Wohl aber mit Netzen. ;-)
stefanolix - 2. Mär, 20:03
Die evangelischen Gemeinden haben das manchmal so gehandhabt, dass die Jugendlichen erst in dem Jahr nach der Jugendweihe konfirmiert wurden. Es gab bei uns relativ wenige "Jugendweiheverweigerer" und es gab gegen Ende der DDR-Zeit auch ganz vernünftige Arten, die Jugendweihe zu feiern. Es wurde nicht alles so bierernst gesehen ...
Nebenbei: Das Wort "SchülerInnen" gab es in der DDR nicht ;-) Und an das Binnen-I werde ich mich nie gewöhnen ... was spricht denn gegen "Schülerinnen und Schüler"?
Und wer wären wir denn, dass wir mit SteinInnen werfen dürften? ;-)
Nebenbei: Das Wort "SchülerInnen" gab es in der DDR nicht ;-) Und an das Binnen-I werde ich mich nie gewöhnen ... was spricht denn gegen "Schülerinnen und Schüler"?
Und wer wären wir denn, dass wir mit SteinInnen werfen dürften? ;-)
Morgaine - 3. Mär, 10:20
Hört sich an, als wenn in in letzten Tagen der DDR ein buntes Potpourri an Möglichkeiten bestanden hätte. Bisschen Kirche, bisschen Sozialismus ... Hmmh, irgendwie hab ich jetzt aber doch so meine Probleme damit, mir das vorzustellen. Nu ja. DIe Qual der Wahl entfiel ja dann recht bald. Angeschlossen wurde. Punkt! ;-)
Hatte damals einen Bekannten, der wochenlang durchs Land fuhr und meinte, es wäre doch zu komisch gewesen, all die BMW und Mercedes, aus deren Kofferräumen dann die Deutschland-Fahnen ausgeräumt und verteilt wurden. Gute Organisation und Vorbereitung ist halt alles. In Deutschland ... ;-)
SteinInnen? Mönsch, lass mir doch ab und zu meine Faulheit! Klar finde ich Schüler und Schülerinnen auch besser. So, und jetzt hole ich mal kurz Wasser für dringend benötigten Kaffee am Wasserhuhn *duckt sich weg
Hatte damals einen Bekannten, der wochenlang durchs Land fuhr und meinte, es wäre doch zu komisch gewesen, all die BMW und Mercedes, aus deren Kofferräumen dann die Deutschland-Fahnen ausgeräumt und verteilt wurden. Gute Organisation und Vorbereitung ist halt alles. In Deutschland ... ;-)
SteinInnen? Mönsch, lass mir doch ab und zu meine Faulheit! Klar finde ich Schüler und Schülerinnen auch besser. So, und jetzt hole ich mal kurz Wasser für dringend benötigten Kaffee am Wasserhuhn *duckt sich weg
stefanolix - 3. Mär, 22:41
Meine Jugend begann Anfang der 80er Jahre, das Abitur habe ich 1986 gebaut, 1988 habe ich mit dem Studium begonnen. Eine solche Jugend konnte in der DDR -- in einer kulturgeladenen Großstadt wie Dresden -- recht nett sein. Es gab relativ viele Freiheiten (natürlich innerhalb bestimmter Nischen). Es gab schon relativ viele Bücher zu kaufen und den Rest borgte man sich eben unter der Hand. Wir lasen Orwell und Huxley, hatten aber auch gute Theateraufführungen (im großen und im kleinen Rahmen) und gute Musik. Dann als Student die Wende mitzumachen und mitzuerleben ... ich finde, das hat sich insgesamt schon gelohnt ;-)
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