Dienstag, 16. Januar 2007

Maschinenmenschen

Es tut weh, das Wort "Weltverbesserer" zu hören. Oder die zynische Bemerkung, nicht nach hinten zu sehen. Es klingt, als ob kein Interesse bestehe, den anderen wirklich zu sehen, ihn zu verstehen und zu respektieren in dem, was er tut, ihn zu achten in seinen Erfolgen. Und zu trösten in seinen Mißerfolgen. Es ist beleidigend und verletzend. Und es zeugt von einem eindimensionalen, zynischen und dummen Menschenbild, das Menschen als Maschinen betrachtet und als isolierte Individuen, die alleine sind, alleine handeln, alleine leben. Doch ist das wirklich so? Sind Menschen Monaden? Sind sie ganz alleine verantwortlich für das, was geschieht? Und wie sehen die Problemlösestrategien aus, die dieses Menschenbild bietet? Etwas im Sinne von "Rede nicht - traue nicht - fühle nicht"? Denn jeder ist alleine verantwortlich für sich und sein Leben? Natürlich sollte nicht nur über Probleme gesprochen, sondern auch gehandelt werden. Das Zusammenspiel von Psychologie und Politikwissenschaft oder Soziologie hat in diesem Zusammenhang viele fruchtbare Ansätze gebracht. Und auch die alten Meister und Meisterinnen kannten bereits Methoden, die jenseits der Wahl zwischen der fruchtlosen Erstarrung im Jetzt und einem menschenverachtenden Maschinendenken standen. Es gibt zum Beispiel eine indianische Tradition, dass jedes Mitglied der Gemeinschaft vier Mal die Möglichkeit hat, der Gruppe seine Sorgen, seine Probleme vorzutragen. Dann darf er oder sie wiederkommen, wenn er Lösungen vorschlägt oder der Gruppe mitteilt, was er in der Zwischenzeit getan hat. Will er das Problem alleine lösen? Möchte er die Unterstützung der Gemeinschaft? Manchmal ist es viel wirksamer, gemeinsam zu handeln. Denn individuelle Probleme sind auch kollektive Probleme. Und können kollektiv gelöst werden.

Hier im Gegensatz dazu ein Auszug aus "Das Forum": Martin Lell schildert, wie eine Frau aus der Gruppe aufgefordert wird, nach vorne zu kommen, sich auf den blauen "Thron" zu setzen und von ihrem Problem zu erzählen. Die Seminarleiterin legt einen Arm um sie. Und sagt: "Ich werde dich von deinem Problem befreien. Was ist dein Problem?"
Die Frau beginnt zu erzählen, die Seminarleiterin unterbricht sie und sagt: "Ich nehm jetzt deinen Arm ... und hack ihn ab." Dann vollführt sie mit der freien Hand eine Hackbewegung. "Sag mir, wo ist jetzt dein Problem?" Auf den Einwand der Frau, das Probleme bestehe immer noch und nun hätte sie noch ein neues dazu, nämlich einen abgehakten Arm, entgegnet die Seminarleiterin: "Nein, sag mir, wo dein Problem ist! Der Arm ist abgehakt, das blutet fürchterlich. Wo ist dein Problem?"
Schließlich bringt sie die Frau dazu, dass diese vor der Gruppe sagt, im Moment habe sie das alte Problem nicht mehr. Die Seminarleiterin fährt fort, dieses Mal auch an die Gruppe gerichtet:
"Ihr liebt eure Probleme so, weil ihr euch gerne die Zeit vertreibt mit Ihnen! Ihr hört euch gerne über eure Probleme reden! Und warum? Weil ihr nichts tun müßt, solange ihr darüber redet! Es gibt keine Probleme! Entweder du tust etwas oder du läßt es bleiben! Und was machst du? Du redest ständig, anstatt etwas zu tun. Eure Probleme sind alle eingeredet! Ich sag dir: Vergiß deine Probleme! Schaff dir ein größeres!Wißt ihr, das ist die Herausforderung des Lebens: Stelle dir selbst eine Aufgabe, die dich wirklich erfüllt! Du wirst merken, deine Probleme erledigen sich dann von selbst. Du wirst feststellen, daß du nie ein Problem gehabt hast. So solltest du aus dem Forum herausgehen, das will dir das Forum geben!"

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