Montag, 27. September 2004

Offenbarung mit Leuchtmittelkreuz ohne Zaungast

7,32 Meter hohe "Liebeskreuze" sind denn eindeutig zuviel, meint die katholische Kirche, die mit diesem Leuchtmanifest einer Gruppe von Privatoffenbarern wieder einmal ihre liebe Not zu haben scheint.

Ich allerdings frage mich: Ab wann ist denn das (Leucht-)Kreuz kompatibel für Kirche und Co.? Vielleicht bei 3 Meter Höhe? Oder etwas kleiner, dafür mit lila Leuchtmittel? Nicht nur das Leuchtmittel und die Höhe des Kreuzes wird es wohl gewesen sein, die bei Kirche und Co für Ratlosigkeit gesorgt hat. Was tun mit den Aufstellern dieser und anderer (Leucht-)Liebesakte? Was tun mit privaten, alten und neuen Offenbarern, die mit großer Überzeugung und noch mehr Fundamentalismus ihre eigenen, zuweilen recht eigenwilligen Interpretationen biblischer Worte verkünden und dank Internet heute die schier unbegrenzten Möglichkeiten nutzen, innerhalb kurzer Zeit kleine illustre Fangemeinden aufzubauen.

Der virtuelle Aufenhalt in solch einer Fangemeinde ist übrigens besser als Kino. Viel besser. Sehr schön anzusehen ist beispielsweise, wenn Offenbarers Fangemeinde im Netz eine andere Fangemeinde begegnet. Wenn das eine Sprachrohr Gottes auf das andere trifft. "Ich aber sage euch" predigt zu "Ich aber sage euch". Ja, wer denn nun? möchte man am liebsten fragen und wundert sich, dass so viel Text aus so wenig Mensch herausquellen kann, bis man entdeckt, dass die "CopyandPaste"-Funktion hilfreiche Dienste erfüllt für die, die professionelle Beschäftigungstherapie für sinnsuchende User meist männlichen Geschlechts anbieten.

Es wird gepredigt und belehrt, was die Tasten hergeben, notfalls auch schon mal mit Drohungen gearbeitet, falls der eine oder die andere leise Verdachtsmomente dahingehend äußert, ob Gottes Sprachrohr nicht doch früher einen Aufenthalt in geschlossenen Einrichtungen durchlitten haben muß.

Spannend dürfte es auch sein, die vielen Zaungäste nach ihren Motiven des Besuchs auf den Internet-Seiten des Offenbarers zu fragen. Doch die Zaungäste antworten ja leider fast nie. Oder haben sich die Antwort aus dem Märchenbuch für Meinungsmacher herausgesucht. Welcher Zaungast gibt schon gerne zu, dass es seine Aufgabe ist, den Herrn oder die Frau Offenbarer daraufhin zu prüfen, ob sich aus den geoffenbarten Sätzen nicht vielleicht scharfe Schwerter für Zwecke aller Art schmieden lassen könnten. Schwerter für das Schlachten von Schweinen sozusagen. Wenn der Zaungast allerdings Pech hat, handelt es sich bei Gottes Sprachrohr um einen weitgereisten Geschäftsmann mit Auslandserfahrung, guten Fremdsprachen- und Computerkenntnissen. Der Ankauf von Schwerten aus derart geschultem Munde dürfte dann etwas teurer werden, was aber mit gut gefüllter Aktentasche kein Problem für den Gast ist. Der kommt vorzugsweise gerade nicht aus Deutschland, weil man dort aufgrund leerer Kassen zur Zeit leider keine Zaungäste mehr mit wirklich vollen Taschen aussendet. Behaupte ich. Und stimmt. Garantiert nicht.

Jetzt noch eine Frage zum Schluß: Wie komme ich eigentlich von 7,32 Meter hohen Leuchtliebeskreuzen zum Besuch von Zaungästen mit Aktentaschen?

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Astrid Haarland M.A. Politologin - Soziale Kunst- und Ausstellungsmacherin - Commander/ISLA - a.haarland(at)googlemail.com - Choose safe communication ... ;-)

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