Donnerstag, 5. April 2007

Vom Vorwurf des sexuellen Missbrauchs und anderen Maßnahmen

via attac-d: Autoren.Hessen.Online

Erfolgreicher Streik der Bevoelkerung der Insel Ometepe im
Nicaragua-See
27.03.2007
Nicaragua/Playa Santo Domingo/ Isla Ometepe im Nicaragua-See:


EIN KURZES LEHRSTÜCK IN PODER POPULAR


Der Pickup-Taxifahrer steigt auf die Bremse. Das Gepaeck rutscht uns ins Genick. Was ist passiert ? Wir haben es eilig - die Faehre geht fruehmorgens um sechsuhrdreissig !!

Nichts geht mehr ! "Nada!" sagt der Taxifahrer. Vor uns wild gestikulierende Menschen. Ein Unfall ? "No!" Ein Wall von Lavagestein liegt quer ueber der Strasse. Ist der Vulkan Concepcion ausgebrochen ? Lautsprecherdurchsagen. Und es kommen immer mehr Steine - nicht vom Vulkan ! "No!" Kinder, Frauen und Maenner tragen sie aus der Umgebung zusammen, der Wall waechst. Und die Polizei ? - die steht neben ihrem Streifenwagen mit der nicaraguanischen Fahne an der Antenne, etwas hilf- und tatenlos mittendrin dabei. Eine Barrikade! "Si ! Es una huelga!" Erst nach Duzenden von Gespraechen koennen wir uns ein Bild machen. Nicht nur wir werden die Faehre verpassen:

Rund hundert Touristen sitzen seit 3 Tagen im Nicaragua-See auf der Doppel-Vulkaninsel Ometepe fest. Letzter Ausbruch mit Asche , Gas und Geroell am 25.03.07 um 16 Uhr dreissig - nur ein kleiner !
Die Touristen koennen die Insel nicht verlassen, denn die Bevoelkerung hat alle Wege zur einzigen Personen- und Autofaehre verbarrikadiert. Eine taeglich zunehmende Zahl von Strassensperren blockiert den gesamten Verkehr mit Ausnahme von Fahrraedern und Pferden. Die Versorgung der Insel vom Festland aus ist das Monopol einer privaten Reederei, die die Entwicklung der Insel seit Jahren, Jahrzehnten stranguliert. Kleine Holzboote sind nicht in der Lage beim herrschenden starken Seegang in einem der groessten Binnenseen der Erde die Ernten der Bauern , und die LKWs und PKWs zum Festland zu bringen.

Seit Jahren versuchte der junge sandinistische Buergermeister von
Altagracias auf Ometepe - Creciencio Ruiz Oporte - dieses Monopol-Problem zu loesen. Es gelang ihm in den Niederlanden Spender fuer eine neue kommunale Faehre zu finden. Lediglich die (nicht zu unterschaetzenden) Transportkosten von Holland bis in den Nicaragua-See sollten von Nicaragua uebernommen werden.
Die ueberwiegend katholische und zu 98% indigene Bevoelkerung steht mit grosser Mehrheit hinter ihrem sandinistischen Buergermeister. Und das trotz der Rufmord-Kampagne, die die Faehr-Reederei gegen den Buegermeister noch waehrend dessen Hollandaufenthaltes betrieben hat. Nach Aussagen der Streikposten soll der Reeder in Presse und Fernsehen den Buergermeister des sexuellen Missbrauchs Minderjaehriger bezichtigt haben. Doch diese Vorwuerfe schafften zwar den Sprung in die Massenmedien - aber nicht einen einzigen kleinen Schritt in Richtung Klageerhebung vor Gericht. Bis heute auch kein Wort der Entschuldigung fuer diese Diffamierung uebelster Sorte.

Diese Kampagne konnte trotz der Unterstuetzung durch rechte Parteien wie ALN und PLC offenbar weder die Bevoelkerung noch ihren Buegermeister in die Knie zwingen.

Streikposten berichteten von einem Informationsbesuch einiger
Parlamentsabgeordneter aus Managua, bei der diese den Buegermeister erst schulmeisterten und ihn dann nicht einmal zu Wort kommen liessen. Darueber war die Bevoelkerung derart erzuernt, dass der Buegermeister anscheinend am Ende seiner dienstlichen Moeglichkeiten die Entscheidung ueber den weiteren Weg direkt in die Haende der Inselbewohner legte. Und die waren fest entschlossen, sich dem Diktat des Faehrunternehmers und seiner Freunde in Managua nicht zu beugen.

Die hatten naemlich wegen angeblicher Formfehler des Buergermeisters bei der staatlichen Aufsichtsbehoerde Einspruch gegen die drohende zweite und zudem noch kommunal-oeffentlich betriebene Faehre eingelegt. Und jetzt drohte das Verfahren die Ueberfuehrung der in Holland wartenden Faehre um weitere Jahre zu verzoegern.

Zudem begannen sich Teile der Partei der Frente Sandinista von ihrem tatsaechlichen Volksvertreter auf Ometepe zu distanzieren. "Und dabei haben unsere Leute, besonders die Armen die Frente gewaehlt, weil sie sich davon eine Verbesserung ihrer Lage erhofften. Jetzt machen wir halt selbst unsere Frente. Und hoffen, dass wir die da oben bewegen koennen!", kommentiert ein indigener Fremdenfuehrer die Lage in bestem Deutsch......


Gerade eben .. jetzt.. mitten im Schreiben dieses Artikels kommt die Nachricht direkt von den Strassenbarrikaden: "In Managua ist die Entscheidung gefallen! Wir haben gewonnen !!" Der Weg zur zweiten, zur kommunalen Faehre wurde wieder geoeffnet . -- zu den Bedinungen der Streikenden.

Jetzt bauen die Leute die Barrikaden wieder ab. Moeglicher Weise lassen sie die Steine in der Naehe liegen. Sicherheitshalber!
Ab 14 Uhr gibt es ein riesiges Fest auf dem Marktplatz von Altagracia.

Und wir mueseen nun nicht mehr um Mitternacht zu Fuss mit Sack und Pack von der Insel fliehen - in der Hoffnung dass auf dem im Puerto von Altagracia zwischenlandenen kleinen Ausflugsdampfer noch Platz fuer uns ist.

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