Mittwoch, 6. Oktober 2004

Zur Buchmesse

Quizfrage: Was haben Manager, Call-Center-Agents und BuchhändlerInnen gemeinsam? Richtig. Es ist die Fülle der zu verwertenden, mehr oder weniger nützlichen Informationen. Was nun bei einem gut organisierten Manager noch lässig mit einem "Gib' mir nicht zu viele Infos, ich muß entscheiden können" abgetan werden kann, führt bei manchen BuchhändlerInnen zu unangenehmen Stresssituationen insbesondere dann, wenn das eine oder andere Mal dauergewellte Damen in dunkelbraunen Pelzmänteln mit rotlackierten Fingernägeln und einem leise gezischten "Was, das haben Sie nicht gelesen?" auf den Lippen im Laden auftreten.

Die wirklich Routinierten der Branche wissen sich selbstverständlich zu helfen. Sie haben Erfahrung darin, dem meistens freundlich fragenden Kunden: "Kennen Sie denn das Buch?" treuherzig mit dem linken Auge in selbiges des Kunden zu schauen, und mit dem rechten Auge einen kurzen Blick auf die Rückseite des Buches zu werfen, um aus aus dem aussagekräftigen Werbetext des Verlages binnen Zehntelsekunden einen möglichst verkaufsfördernden Beitrag zu formulieren.

Wer kann schon den Überblick behalten in diesen buchreichen Zeiten? Und so ist denn ein sehr hilfreiches Medium zur Linderung von Reizüberflutung der Besuch des zwei Mal jährlich erscheinenden Verlagsrepräsentanten. Der beziehungsweise die Vertreterin des Verlags erscheint in der Buchhandlung mit einer riesigen Tasche voller interessanter Neuerscheinungen, auf die kaufwilige Leser immer schon gewartet haben und es liegt aufgrund der oben beschriebenen Informationsflut auf der Hand, dass Autoren es im Regelfall wirklich gut finden, wenn ihr Buch denn auch bei den Titeln ist, die den Weg bis in die staunenden und zumeist liebevoll begutachtenden Hände des oder der Buchhändlerin finden. Natürlich: Diverse andere Faktoren spielen beim Abverkauf auch noch eine Rolle. Etwa die Farbe des Buches oder die Anzahl der Autorenbesuche in einschlägig bekannten Szene-Kneipen. Doch spätestens dann, wenn König Kunde neben dem Computer des geduldigen Buchhändlers steht und leider nicht so ganz genau weiß, ob der Autor nun Hummel, Hammel oder Himmel heißt und der Titel irgendwas mit Fliegen oder Vögeln oder so ähnlich zu tun hat. Spätestens dann ist es doch wirklich hilfreich, wenn besagter Buchhändler das Buch schon einmal in seinen Händen hielt, es vielleicht sogar aufgrund der wärmsten Empfehlung des Verlagsvertreters in sein Sortiment aufgenommen hat. Nicht ganz so gut gelaufen ist es daher für den Autor, dessen Buch nicht den Weg bis in die Tasche des Verlagsvertreters und auf den Tisch des Buchhändlers gefunden hat. Und dumm gelaufen ist es erst Recht für denjenigen, der zwar diesen Weg geschafft hatte. Dem dann aber plötzlich verschiedene Stimmen mitteilten, dass der Verlagsvertreter das Buch gerne auch weiterhin in der Tasche tragen dürfe. Nur. Auf den Tisch, vor Buchhändlers Augen und in Buchhändlers Arme, da solle das Buch dann doch bitte eher nicht mehr hin.

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Astrid Haarland M.A. Politologin - Soziale Kunst- und Ausstellungsmacherin - Commander/ISLA - a.haarland(at)googlemail.com - Choose safe communication ... ;-)

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