Montag, 30. April 2007

Carl Friedrich von Weizsäcker

"Carl Friedrich von Weizsäcker hatte das Gefühl, in den Nazijahren sich selbst verraten zu haben. In diesem Gefühl mischten sich moralische Zerknirschung und intellektuelle Überheblichkeit. Nur ihm sehr Nahestehende werden in der Lage sein zu beurteilen, ob die Verzweiflung über die Mittäterschaft an der Kriegsmaschine des sich Europa unterwerfenden Naziregimes stärker war oder doch die Wut darüber, trotz seiner beeindruckenden Intelligenz ein nützlicher Idiot der Nazis gewesen zu sein.

So etwas sollte ihm nie wieder passieren. Er wurde zu einem der kritischen Beobachter der bundesrepublikanischen Politik. Vor allem aber wurde er zu einem Modell. Er stand da wie der Beweis dafür, dass Natur- und Geisteswissenschaften zusammengehen können, dass sie nicht zwei Kulturen angehören, wie C. P. Snow 1959 in einer berühmt gewordenen Rede beklagt hatte, sondern dass sie zusammen gehören, dass Kultur erst dort ist, wo sie beides meint."

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