Freitag, 5. November 2004

Dominionalimus, eine (un)christliche Sekte auf dem Weg zur Macht

GASTBEITRAG

Nach dem Wahlsieg von George W. Bush wird sich die Aufmerksamkeit in Zukunft verstärkt auf die evangelikalen Strömungen innerhalb der Republikanischen Partei richten, da deren Vertreter in den think tanks der Partei entscheidenden Einfluss ausüben, wie beispielsweise auf "Theocracy Watch" für jeden Interessierten nachzulesen ist (Hinweis hier gefunden).

Innerhalb der evangelikalen Bewegung existiert eine Sondergemeinschaft, die quer durch deren Konfessionen geht und auch Teile des ultrakonservativen Katholizismus erfasst hat. Sie trägt den ungewöhnlichen Namen „Dominionalism“. Einigkeit besteht bei den Dominionalisten darüber, dass der Feind in Humanismus, Liberalität und allen nichtchristlichen Religionen zu sehen ist, die in Konkurrenz zum Christentum dominionialistischer Prägung stehen. Selbstverständlich gehören dazu auch alle christlichen Konfessionen, die die Sonderlehren des Dominionalismus ablehnen.

Dominionalism stammt vom englischen Wort dominion (Herrschaft) und bedeutet sinngemäß Herrschaftslehre. Mit Herrschaft ist gemeint die Herrschaft Christi bzw. des Christentums über die gesamte Welt, eine Herrschaft, die wahrgenommen wird von solchen, die das rechte Verständnis der christlichen Lehre haben und von Gott zu diesem Amt ausersehen sind. Diese Form der Regentschaft wird als Theokratie bezeichnet.

Vertiefte Informationen über den politischen Einfluß der Dominionalisten finden sich in einem Artikel von Sara Diamond im ZMagazine.

Eine kurze Zusammenfassung des Programms bietet George Grant, Geschäftsführer der Coral Ridge Ministries. In seinem Buch The Changing of the Guard, Biblical Principles for Political Action (Wachwechsel, Biblische Prinzipien für politisches Handeln) schrieb er:

„Christen haben die Verpflichtung, das Mandat, den Auftrag, eine heilige Verantwortung, den Anspruch zu erheben, dass das Land Christus gehört. Dass sie die Macht (dominion) über die zivilen Gesellschaftsstrukturen haben sowie über alle anderen Aspekte des Lebens und der Gottesfurcht.

Was wir wollen, ist die Herrschaft. Nicht nur das Rederecht.
Was wir wollen, ist die Herrschaft. Nicht nur Einfluss.
Was wir wollen, ist die Herrschaft. Nicht nur gleiche Redezeit.
Was wir wollen, ist die Herrschaft.

Die Eroberung der Welt. Das ist es, was Christus uns aufgetragen hat. Mit der Macht des Evangeliums müssen wir die Welt gewinnen. Mit nichts weniger müssen wir uns zufrieden geben… Deshalb ist das Hauptziel christlicher Politik die Eroberung des Landes, der Menschen, der Familien, Institutionen, Bürokratien und Regierungen zur Errichtung des Königreichs Christi.“
(Seite 50 f)

Solche extremen Ansichten finden sich in allen großen Religionen und es sind immer die gleichen Argumente, die dagegen eingewendet werden: Dass ein solcher Extremismus nicht nur kein Fundament in seiner Religion habe, sondern ihr sogar diametral entgegengesetzt sei. Der historische Jesus macht es den Kritikern sehr einfach, indem er ihnen das Zitat „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“ hinterlassen hat. Er selbst begründete weder eine Aufstandsbewegung gegen die römische Okkupation noch diente er sich dem Kaiser Augustus an. Dieser Platz zwischen den Stühlen kostete ihm das Leben.

Mit der Berufung auf einen solchen Religionsführer lassen sich zwar Machtusurpationen jeglicher Art kaum rechtfertigen, doch belehrt uns die Religionsgeschichte leider eines Besseren. Die think tanks der Republikanischen Partei werden sich dieses unmissverständliche Freund-Feind-Schema der Dominionalisten hoffentlich nicht zu eigen machen, denn religiös begründete Totalitarismen sind auf Dauer nicht durchsetzungsfähig, wie der Niedergang des Klerikalfaschismus in Spanien und Portugal bewiesen hat.

Gastbeitrag
Robert Berghausen

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