Maria sitzt nicht am Joystick
Können Sie sich eigentlich vorstellen, dass die Mutter unseres Christengottes , würde sie denn in 2005 wieder auf Erden wandeln, am Joystick sitzt? Maria im EgoShooter, beim Kombat-Schießen? Oder Maria, die Autorennen fährt und auf dem Siegerpodest den männlichen Cheerleader mit der Champagnerflasche in der Hand küsst, um ihn dann kurzerhand für ein paar Minuten in die Boxen zu entführen. Maria, diese duldsame, stets lieblich lächelnde Gestalt sollte so etwas tun? Kaum vorstellbar.
Ihre Vorgängerinnen waren da wenige zart besaitet. Ischtar, die alles überagende Göttin des alten Mesopotamien beispielsweise, in Syrien als Athart oder Astarte verehrt, war für die Bereiche Sex und Krieg zuständig, eine Kombination, die nicht aus den Zeiten wohlgeformter Panzerrohre stammt. Als Kriegsgöttin wurde Ischtar meist mit Flügeln dargestellt:
"Aus den Schultern ragten Zepter, Sichelaxt und Keule; ein seitwärts aus dem Gewand herausgestrecktes, nacktes Bein ruht auf einem erlegten Löwen". Als charakteristisches Merkmal ein achteckiger Stern hinzu, der auf den Planeten Venus anspielte. Als Vater der "Himmelsgöttin" Ischtar galt der Himmelsgott Anu oder der Mondgott Sin und als ihr Bruder die Sonne. Während diese göttliche Dreiheit, bestehend aus dem Mond als Vater, der Sonne als Sohn und dem Planeten Venus als Tochter, mit letzerer ein weibliches Element aufweist, ist dieses in der christlichen Dreifaltigkeit eliminiert. An seine Stelle tritt der (männliche) Heilige Geist, dessen Bezeichnung (ruh) in den semitischen Sprachen weiblich ist. Denn das Symbol des Heiligen Geistes, die Taube, war im Alten Orient ein Symbol der Venusgottheit. (Aus: Die Geschichte der Lust, Patmos Verlag, Düsseldorf 2002)
Innana, die sumerische Vorläuferin der Ischtar, pflegte ihrem Gattin Duzumi laut einem fragmentarisch erhaltenen Text mit sehr deutlichen Worten zu sagen, was sie wollte:
"Mein Vulva ist ein Hügel für mich/die Maid; wer wird ihn pflügen/Meine Vulva ist feuchter Boden für mich/die Königin; wer wird hier seinen Ochsen plazieren? "
Und der König antwortete:
"Frau, der König wird ihn für dich pflügen,/Dumuzi, der König wird ihn für pflügen."
Und Innanas Antwort war:
"Pflüge meine Vulva, Liebling!"
Welcher Gegensatz zu der Figur der lieblich verklärten Maria des Christentums. Die Maria des Christentums ist asexuell und hat ihr Jungfernhäutchen noch nach der Geburt ihres Sohnes Jesus behalten. Diese lieblich lächelnde Frau ist niemand, von der ich meiner Tochter erzähle, um ihr Vorbilder für ihren Weg in das weibliche Erwachsensein zu vermitteln. Ich kann mir Maria schlicht nicht vorstellen als jemand, der die Dinge in die Hand nimmt, sich Herausforderungen stellt und den Steuerknüppel des Tuareg bei der Rallye Paris Dakar fest im Griff hat.
Es ist immer noch schwierig, diese Vorbilder zu finden. In meinem Erwachsenwerden fehlten sie, ich habe sie mir mühsam Stück für Stück selbst zusammengesucht, mir stattdessen das aus der männlichen Welt herausgeholt, was mir Spaß machte. Mein Vater, der sich wenig bis gar keine Gedanken um weibliche Sozialisation machte, hat an der Stelle vielleicht instinktiv das einzig Richtige getan und mich kein einziges Mal mit diesen dümmsten aller dümmen Sätze belästigt: "Das ist nichts für Mädchen". Vielleicht machte er sich schlicht keine Gedanken darüber, als er zum Beispiel die Wette beim Tag der Offenen Tür des Technischen Hilfswerk annahm, mich kurzerhand auf den Beifahrersitz des Hanomags setzte und den Jeep unter lautem Getriebequälen durch den meterhohen Schlamm auf die andere Seite des Flusses fuhr. Es war sein ganz persönliches Vergnügen. Und es war auch meines. Vielleicht weil es seins war. Natürlich. Das kann sein. Aber er hat es mir nicht verwehrt, dabei zu sein, mich nicht mit einem "Das ist jetzt nichts für dich" in der Obhut der besorgt aussehenden Frauen am Ufer zurückgelassen. Ich mag es, die Technik eines Autos auszuprobieren, mit den Möglichkeiten des Fahrzeugs zu spielen, ob es nun der Kangoo ist, den ich gerade fahre, das Mercedes-Coupe eines meiner Ex-Freunde oder der Willis Jeep, den ich vor Jahren in Köln auf der Ehrenstraße mit einem allzu leichtlippigen "Kein Problem" leider mit Vollgas gegen die Autoreihe in der vollgeparkten Flanier- und Einkaufsstraße setzte, weil dieses antiquierte Schätzchen verdammt viel Lenkrad-Spiel hatte und trotz halber Lenkrad-Drehung erst einmal nur geradeaus fahren wollte.
Leider hat sich bei mir trotzdem eine gewisse Schwellenangst gegenüber Technik eingeschlichen. Ich habe bis heute keine Lampe angeschlossen und die Benutzung des DVD-Players hat mir meine 11-jährige Tochter gezeigt. Sie ist es, die als erste die Video-Funktion meiner Digitalkamera ausprobiert hat, sie ist es auch, die Buttons für ihren virtuellen Reiterhof gestaltet und mir versprochen hat, demnächst eine Grafik für dieses Blog zu machen, weil ich selber bis heute lediglich mit einem auf wenige Funktionen beschränkten Bildbearbeitungsprogramm arbeite. Und sie wird vielleicht später viel besser als ich in der Lage sein, sich gegen die (virtuellen) Attacken der Platzhirsche zur Wehr zu setzen, die um ihre Reviere fürchten und jegliches abweichendes Verhalten als Bedrohung ihrer Art ansehen, das entsprechend geahndet werden muß. Sie wird sich vielleicht besser wehren können gegen Leute, die Passwörter von Weblogs klauen und Kommentare löschen. Vielleicht hängen bei dieser Spezies Mensch zuhause die röhrenden Hirsche und die Mutter Gottes mit Kind an der Wand. Vielleicht sitzen aber auch in ihren Kinderzimmern Mädchen und Jungen gemeinsam vor dem PC und lernen auf der Seite "Gegen Bilderklau" , wie wir Technik in Zukunft gemeinsam zu unser aller Vorteil und Vergnügen nutzen können.
Ihre Vorgängerinnen waren da wenige zart besaitet. Ischtar, die alles überagende Göttin des alten Mesopotamien beispielsweise, in Syrien als Athart oder Astarte verehrt, war für die Bereiche Sex und Krieg zuständig, eine Kombination, die nicht aus den Zeiten wohlgeformter Panzerrohre stammt. Als Kriegsgöttin wurde Ischtar meist mit Flügeln dargestellt:
"Aus den Schultern ragten Zepter, Sichelaxt und Keule; ein seitwärts aus dem Gewand herausgestrecktes, nacktes Bein ruht auf einem erlegten Löwen". Als charakteristisches Merkmal ein achteckiger Stern hinzu, der auf den Planeten Venus anspielte. Als Vater der "Himmelsgöttin" Ischtar galt der Himmelsgott Anu oder der Mondgott Sin und als ihr Bruder die Sonne. Während diese göttliche Dreiheit, bestehend aus dem Mond als Vater, der Sonne als Sohn und dem Planeten Venus als Tochter, mit letzerer ein weibliches Element aufweist, ist dieses in der christlichen Dreifaltigkeit eliminiert. An seine Stelle tritt der (männliche) Heilige Geist, dessen Bezeichnung (ruh) in den semitischen Sprachen weiblich ist. Denn das Symbol des Heiligen Geistes, die Taube, war im Alten Orient ein Symbol der Venusgottheit. (Aus: Die Geschichte der Lust, Patmos Verlag, Düsseldorf 2002)
Innana, die sumerische Vorläuferin der Ischtar, pflegte ihrem Gattin Duzumi laut einem fragmentarisch erhaltenen Text mit sehr deutlichen Worten zu sagen, was sie wollte:
"Mein Vulva ist ein Hügel für mich/die Maid; wer wird ihn pflügen/Meine Vulva ist feuchter Boden für mich/die Königin; wer wird hier seinen Ochsen plazieren? "
Und der König antwortete:
"Frau, der König wird ihn für dich pflügen,/Dumuzi, der König wird ihn für pflügen."
Und Innanas Antwort war:
"Pflüge meine Vulva, Liebling!"
Welcher Gegensatz zu der Figur der lieblich verklärten Maria des Christentums. Die Maria des Christentums ist asexuell und hat ihr Jungfernhäutchen noch nach der Geburt ihres Sohnes Jesus behalten. Diese lieblich lächelnde Frau ist niemand, von der ich meiner Tochter erzähle, um ihr Vorbilder für ihren Weg in das weibliche Erwachsensein zu vermitteln. Ich kann mir Maria schlicht nicht vorstellen als jemand, der die Dinge in die Hand nimmt, sich Herausforderungen stellt und den Steuerknüppel des Tuareg bei der Rallye Paris Dakar fest im Griff hat.
Es ist immer noch schwierig, diese Vorbilder zu finden. In meinem Erwachsenwerden fehlten sie, ich habe sie mir mühsam Stück für Stück selbst zusammengesucht, mir stattdessen das aus der männlichen Welt herausgeholt, was mir Spaß machte. Mein Vater, der sich wenig bis gar keine Gedanken um weibliche Sozialisation machte, hat an der Stelle vielleicht instinktiv das einzig Richtige getan und mich kein einziges Mal mit diesen dümmsten aller dümmen Sätze belästigt: "Das ist nichts für Mädchen". Vielleicht machte er sich schlicht keine Gedanken darüber, als er zum Beispiel die Wette beim Tag der Offenen Tür des Technischen Hilfswerk annahm, mich kurzerhand auf den Beifahrersitz des Hanomags setzte und den Jeep unter lautem Getriebequälen durch den meterhohen Schlamm auf die andere Seite des Flusses fuhr. Es war sein ganz persönliches Vergnügen. Und es war auch meines. Vielleicht weil es seins war. Natürlich. Das kann sein. Aber er hat es mir nicht verwehrt, dabei zu sein, mich nicht mit einem "Das ist jetzt nichts für dich" in der Obhut der besorgt aussehenden Frauen am Ufer zurückgelassen. Ich mag es, die Technik eines Autos auszuprobieren, mit den Möglichkeiten des Fahrzeugs zu spielen, ob es nun der Kangoo ist, den ich gerade fahre, das Mercedes-Coupe eines meiner Ex-Freunde oder der Willis Jeep, den ich vor Jahren in Köln auf der Ehrenstraße mit einem allzu leichtlippigen "Kein Problem" leider mit Vollgas gegen die Autoreihe in der vollgeparkten Flanier- und Einkaufsstraße setzte, weil dieses antiquierte Schätzchen verdammt viel Lenkrad-Spiel hatte und trotz halber Lenkrad-Drehung erst einmal nur geradeaus fahren wollte.
Leider hat sich bei mir trotzdem eine gewisse Schwellenangst gegenüber Technik eingeschlichen. Ich habe bis heute keine Lampe angeschlossen und die Benutzung des DVD-Players hat mir meine 11-jährige Tochter gezeigt. Sie ist es, die als erste die Video-Funktion meiner Digitalkamera ausprobiert hat, sie ist es auch, die Buttons für ihren virtuellen Reiterhof gestaltet und mir versprochen hat, demnächst eine Grafik für dieses Blog zu machen, weil ich selber bis heute lediglich mit einem auf wenige Funktionen beschränkten Bildbearbeitungsprogramm arbeite. Und sie wird vielleicht später viel besser als ich in der Lage sein, sich gegen die (virtuellen) Attacken der Platzhirsche zur Wehr zu setzen, die um ihre Reviere fürchten und jegliches abweichendes Verhalten als Bedrohung ihrer Art ansehen, das entsprechend geahndet werden muß. Sie wird sich vielleicht besser wehren können gegen Leute, die Passwörter von Weblogs klauen und Kommentare löschen. Vielleicht hängen bei dieser Spezies Mensch zuhause die röhrenden Hirsche und die Mutter Gottes mit Kind an der Wand. Vielleicht sitzen aber auch in ihren Kinderzimmern Mädchen und Jungen gemeinsam vor dem PC und lernen auf der Seite "Gegen Bilderklau" , wie wir Technik in Zukunft gemeinsam zu unser aller Vorteil und Vergnügen nutzen können.
Morgaine - 7. Jan, 12:53
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