Loslassen! Umschalten!
Ich schalte denn doch nicht um, sehe mir also "Die Super-Nanny", diese mediale Arbeitsbeschäftigungsmaßnahme für berufsbetroffene, kinderlose Sozialpädagoginnen an. Wie nett. Es gibt anscheinend für alles eine Lösung, liebe alleinerziehende Mütter. Ihr müsst nämlich wissen, nicht Eure kostenlos zu erbringende Erziehungsleistung ist Euer Problem. Nein, Eurer Problem ist zum Beispiel Eure Ordnung. Besser gesagt: Die nicht aufgeräumten Zimmer Eurer Kinder. Oder die Anordnung der Möbel in Euren Wohnzimmern. Wir sind schließlich in Deutschland. Da hat nach dem Aufräumen alles in Ordnung zu sein. Und wenn Ihr gerade mal nicht Ordnung schaffen könnt, weil Ihr erschöpft und krank im Bett liegt? Nun, dann hält Frau Sozialpädagogin ein paar warme Worte für Euch parat: Essen sollt Ihr. Und etwas für Euch selbst tun. So geschehen gestern im billig produzierten RTL-Quotenrenner "Die Super-Nanny". Der leise vorgetragene Einwand der Frau, wann sie das denn tun solle, wird mit einer mentalen Handbewegung der Super-Nanny vom Tisch gefegt. "Sie haben doch nachmittags anderthalb Stunden Zeit". Das wiederrum zeigt, dass Frau Berufsbetroffen nichts, aber auch wirklich überhaupt nichts verstanden hat. Wer einmal in dieser Situation war, alleine zu erziehen, weiss sehr genau, dass im Kopf immer, wirklich immer die Aufgabe - und nicht nur das Gefühl - der alleinigen Verantwortung präsent ist.
Man hört sie als Alleinerziehende gerne, diese Floskel: "Sie müssen auch mal loslassen können". Ein Satz, an Dummheit und Ignoranz kaum noch zu toppen, der gerne von verschiedenen Interessengruppen an Mütter herangetragen wird. Ein Satz, der von den eigenen Zielen ablenken soll.
"Sie müssen doch auch mal loslassen können", sagte der Chefarzt der Orthopädie zu mir, weil die kostspielige Behandlung der Hüftgelenkskorrektur abgebrochen werden sollte, obwohl die letzte Röntgen-Aufnahme meiner Tochter nach Aussage genau dieses Arztes einen "grenzwertigen Fall" zeigte, der "eigentlich operiert werden müsse".
"Mütter müssen doch auch mal loslassen können", sagte der Herr Schulleiter mit der kuriosen Auffassung von Reformpädagogik, der seine SchülerInnen instruierte, zu Hause ja nichts über denSekten Schulalltag zu erzählen. Merkwürdig nur, dass sämtliche Kinder, deren Eltern den Mut hatten, die Schule zu wechseln, später wieder gerne vom Schulalltag erzählten.
Ja. Es stimmt. Man muß tatsächlich mal loslassen können. Nämlich von Scheinheiligen, schädlicher Kinder-Umgebung und guten Manieren, wenn es gilt, den eigenen Zorn, der sich als Alleinerziende in dieser Gesellschaft einfach aufstauen MUSS, in konstruktive Bahnen zu lenken. Loslassen können nach meiner Erfahrung Mütter immer dann, wenn sie merken, dass Andere ihren Kindern wirklich gut tun. Meine damals 5-jährige Tochter ist in der Zeit, als ich meine Buchhandlung führte, gerne in die Schwulen-Szene-Kneipe nebenan gegangen. Ich habe nie wieder erlebt, dass sich so viele Männer so liebevoll und so ausdauernd mit einem Kind beschäftigt haben. Im Sommer wurde das aufblasbare Planschbecken zwischen die Stühle und Tische gestellt und unter lautem, bis in die nahe gelegene Eigelsteintorburg hörbarem Gelächter mit Wasserenten und Wasserbällen ausgiebige Wasserschlachten geführt. Der Werbegrafiker brachte ihr Grundlagen des Zeichnens am Holztisch unter dem Sonnenschirm bei, manchmal taten sich ein paar Leute zusammen und machten mit ihr kurzerhand einen Ausflug an den Rhein.
Was ich damit sagen will: Loslassen sollte man immer dann, wenn das Gefühl stimmt. Ja. Es ist gut für mein Kind. Da kann ich loslassen. Da ist jemand, der gibt meinem Kind etwas von dem, was er hat. Und ich möchte, dass mein Kind das bekommt. Wer sein Kind nicht loslassen will, hat einen guten Grund dafür. Lasst Euch nicht verunsichern, Mütter! Weder von berufsbetroffenen, kinderlosen Sozialpädagoginnen mit Ambition zur Medienkarriere, noch von verwirrten Lehrern mit reformpädagogisch getarnter Napoleon-Attitüde. Weder vom psychologischen Berater-Gewerbe mit Arbeitsplatzängsten. Und erst recht nicht von quotengeilen deutschen Fernsehsendern.
Man hört sie als Alleinerziehende gerne, diese Floskel: "Sie müssen auch mal loslassen können". Ein Satz, an Dummheit und Ignoranz kaum noch zu toppen, der gerne von verschiedenen Interessengruppen an Mütter herangetragen wird. Ein Satz, der von den eigenen Zielen ablenken soll.
"Sie müssen doch auch mal loslassen können", sagte der Chefarzt der Orthopädie zu mir, weil die kostspielige Behandlung der Hüftgelenkskorrektur abgebrochen werden sollte, obwohl die letzte Röntgen-Aufnahme meiner Tochter nach Aussage genau dieses Arztes einen "grenzwertigen Fall" zeigte, der "eigentlich operiert werden müsse".
"Mütter müssen doch auch mal loslassen können", sagte der Herr Schulleiter mit der kuriosen Auffassung von Reformpädagogik, der seine SchülerInnen instruierte, zu Hause ja nichts über den
Ja. Es stimmt. Man muß tatsächlich mal loslassen können. Nämlich von Scheinheiligen, schädlicher Kinder-Umgebung und guten Manieren, wenn es gilt, den eigenen Zorn, der sich als Alleinerziende in dieser Gesellschaft einfach aufstauen MUSS, in konstruktive Bahnen zu lenken. Loslassen können nach meiner Erfahrung Mütter immer dann, wenn sie merken, dass Andere ihren Kindern wirklich gut tun. Meine damals 5-jährige Tochter ist in der Zeit, als ich meine Buchhandlung führte, gerne in die Schwulen-Szene-Kneipe nebenan gegangen. Ich habe nie wieder erlebt, dass sich so viele Männer so liebevoll und so ausdauernd mit einem Kind beschäftigt haben. Im Sommer wurde das aufblasbare Planschbecken zwischen die Stühle und Tische gestellt und unter lautem, bis in die nahe gelegene Eigelsteintorburg hörbarem Gelächter mit Wasserenten und Wasserbällen ausgiebige Wasserschlachten geführt. Der Werbegrafiker brachte ihr Grundlagen des Zeichnens am Holztisch unter dem Sonnenschirm bei, manchmal taten sich ein paar Leute zusammen und machten mit ihr kurzerhand einen Ausflug an den Rhein.
Was ich damit sagen will: Loslassen sollte man immer dann, wenn das Gefühl stimmt. Ja. Es ist gut für mein Kind. Da kann ich loslassen. Da ist jemand, der gibt meinem Kind etwas von dem, was er hat. Und ich möchte, dass mein Kind das bekommt. Wer sein Kind nicht loslassen will, hat einen guten Grund dafür. Lasst Euch nicht verunsichern, Mütter! Weder von berufsbetroffenen, kinderlosen Sozialpädagoginnen mit Ambition zur Medienkarriere, noch von verwirrten Lehrern mit reformpädagogisch getarnter Napoleon-Attitüde. Weder vom psychologischen Berater-Gewerbe mit Arbeitsplatzängsten. Und erst recht nicht von quotengeilen deutschen Fernsehsendern.
Morgaine - 31. Mär, 11:32
2 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
anne-sophie - 31. Mär, 11:50
Ein schöner Artikel von Kirsten Anderberg (weitestgehend) zu diesem Thema.
Morgaine - 31. Mär, 12:03
Danke! Den Zorn in konstruktive Bahnen lenken? Ich glaube, an dieser Stelle habe ich es schon mal geschrieben: Kardinal Lehmann soll mal gesagt haben, wenn die Frauen sich ihrer Rechte wirklich bewußt würden, müßte man die Bundeswehr gegen sie einsetzen ... Wie gut, dass es dort immer mehr Frauen gibt ... ;-))
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