Mittwoch, 13. April 2005

Mit dem Aufblühen der Scharia in den siebziger Jahren

"Diese Kleinstadt (Anm.: Pirabashe, Türkei) wurde in den siebziger Jahren für uns, lange nach der Migration nach Deutschland, das Urlaubsziel. Viele Jahre verbrachte ich dort meine Ferien. Mädchen wie Jungen vergnügten sich auf der Straße. Wir spielten Karten, Domino, Federball und tranken Tee. Und wir flirteten bis spät in die Nacht, wenn auch nur mit den Augen. Das alles gibt es nicht mehr, und irgendwann war ich als "Deutschländerin" nicht mehr gern dort gesehen.

Mit dem Aufblühen der Scharia in den siebziger Jahren durch die Türkesh-Partei und mit dem Aufstieg der Islamisten Erbakans sind die Geschlechter allmählich wieder getrennt worden und die Mädchen wieder in den Hinterhöfen verschwunden, wo sie gesittet mit Kopftuch und langem Mantel im Schatten der Bäume ihre Aussteuer anfertigen."

Aus: Necla Kelek, Die fremde Braut. Ein Bericht aus dem Inneren des türkischen Lebens in Deutschland, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2005, Seite 98

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