Das genau ist der Punkt. Ich glaube nicht, dass diese Teile Ladenhüter gewesen wären. Uns beiden gefielen sie. Und ich weiß, dass ich mit meinem Geschmack und meinen Vorstellungen auf Zustimmung stoße. Guter Stoff ist zum Beispiel ganz wichtig. Keine Baumwolle mit Abfallbeimischung und kurz gesponnenem Faden, der Schnitt figurbetont, aber ohne den Charakter der Frau überladenden Schnickschnack.
Nur: Chefe hatte leider andere Vorstellung (von Bluse) von Frau.

Sie sind übrigens nahe dran. Nur sollte es schon das eigene Label sein und einige Essentials berücksichtigen. Naturstoffe sind gut, Naturstoffe unter sozialverträglichen Bedingungen hergestellt sind noch besser. Viel Anspruch, viel Arbeit. Doch wie sagte ich vor einiger Zeit: "Wir sind nicht die Pink-Plastik-Fraktion!"

P.S. Kennen Sie übrigens den Sundance-Katalog? Ein Projekt von Robert Redford. Man sollte sich schließlich immer an unerreichbaren Vorbildern orientieren. ;-)

Den Sundance-Katalog kenne ich - seit ich bei Ihnen den Link gesehen habe. Und manche der Produkte gefallen sogar mir.

Möchten Sie tatsächlich ein eigenes Label? Kleidung, Schmuck etc.?

Yes! Wenn schon spinnen, dann bitte richtig ;-) Im Ernst: Gerade im Bereich der Kleidung manifestiert sich doch Sinn und Unsinn einer Ex- und Hopp-Mentalität, die immer mehr Produkte zu immer weniger Kosten ausstoßen muß, um hochprofitabel auf Kosten anderer zu bleiben.

Ich habe vor einiger Zeit eine längere Wolljacke gekauft und sie mit Hilfe einer Schneiderin umarbeiten lassen: Kürzen in Jeansjacken-Größe, Abschneiden von Schnickschnack, Aufnähen eines großen braunen Lederkragens, der von einer wunderbar weichen alten Lederhosen stammte, die sonst in den Müll gewandert wäre. Dieses Teil hing keine Stunde auf dem Bügel bei der Schneiderin im Laden, als sie schon gefragt wurde, ob man die Jacke nicht kaufen könne.

Ich weiß, es ist eine Sehnsucht da nach Beständigkeit, Haltbarkeit und Qualität (Wolle/Leder), verbunden mit Chic, Erotik und einer Energie, die bisher vor allem Herrenkleidung ausstrahlt. Da reicht es nicht, nur den Army-Stil zu kopieren, abgesehen davon, dass ich das Grünzeug nicht unbedingt sexy finde. (die Kleidung ... ;-))

Die Sundance-Produkte gefallen Ihnen teilweise? Schön! Wir haben also in Ansätzen denselben Geschmack.
Das Team um Redford beweist mit seiner Arbeit, dass Ökologie und Ästhetik eins sind, wenn man es wirklich ernst meint. Und wenn ich mir den Internet-Auftritt ansehe, dann spiegelt sich die daraus entstehende Harmonie selbst auf der Website wieder. Ich habe noch nie eine derart benutzerfreundlich gestaltete Seite gesehen.

Redford ist für mich in jeder Form ein Vorbild und selbstverständlich gehört dazu auch ein ausgeprägt politisches Bewusstsein. Wie schon einmal gesagt: Man sollte sich immer die unerreichbaren Vorbilder auswählen. Aber ich hoffe, dass ich eines Tages den Lärm, die Unverschämtheiten und das Theater der letzten Zeit hier genauso abschütteln kann wie er das mit seinen Kritikern getan hat. Ich finde es wenig hilfreich, in Sarkasmus oder sogar Zynismus abzugleiten, obwohl mir doch manches Mal danach zumute ist, ja sogar süße Rache die Fantasie beflügelt und das Hörfeature nicht ganz frei von diesen Zügen ist. Im danach folgenden Roman habe ich jedenfalls schon jetzt meinen Lektor um Hilfe und Kritik gebeten, sollte ich in schwachen Momenten dazu neigen, die Vision vom Krieg zerstören zu lassen.

Nachdem ich in letzter Zeit zwei Wollpullover an kleine, garstige Tiere verloren habe, halte ich dieses Material nicht eben für haltbar. (Pullover gleich nach dem Ausziehen mit Zedernholz und Lavendel zu bestreuen und das ganze Jahr über in einem Baumwollsack aufzubewahren ist mir zu mühsam. Gut, das letzte Mottenopfer hat mir ohnehin nicht mehr gefallen.)

"Chic, Erotik und Energie" sehe ich bei Herrenkleidung fast nie, im Gegensatz zu "Beständigkeit, Haltbarkeit und Qualität": Männer finden leicht Hemden und Anzüge, die auch nach Jahren nicht altmodisch aussehen, während Frauen mit diesem Anspruch lange (und wahrscheinlich vergeblich) suchen müssen. Welche Herrenkleidung aber strahlt für Sie Erotik und Energie aus?

Das Material ist dann haltbar, wenn der Faden lang genug gesponnen wurde. Abfallbeimischungen müssen nicht deklariert werden. Es werden Reste beigemischt, um zu strecken, was dazu führt, dass die Fäden brüchig sind und ganz schnell in der Wäsche aufrauen. Oder eben von "kleinen, garstigen Tieren" im Nahkampf zerrissen werden. Gut, ein Kettenhemd wäre da natürlich noch stabiler, schränkt aber doch die Bewegungsfreiheit im Gegensatz zum Wollpullover etwas ein. Gewalkte Wolle ist noch reissfester und sogar teilweise wasserdicht. Denselben Trageeffekt und absolute Wasserdichte hat Tiroler Loden.

Beispiel für Erotik und Energie bei Herrenkleidung? Aber gerne doch ... (Ich hab schon wieder den HTML-Code vergessen. Sch ... Ích leg's deshalb als neuen Beitrag an, da geht Verlinken auch für Faule und Vergessliche ;-)

Gestern fiel die Antwort, die ich geschrieben hatte dem Absturz meines Computers zum Opfer, deshalb kurz:

Die garstigen Tiere waren Mottenlarven, die vermutlich auch keinen Respekt vor hochwertigen, gut verarbeiteten Wollfasern haben - es sei denn, der Faden ist zum Schutz imprägniert...

Bei "Abfallbeimischung" denke ich an das Beimischen von Klärschlamm zu Schweinefutter und das Entsorgen (leicht) radioaktiver Abfälle in Baumaterial (Saint-Gobain - Glaswolle).

Glauben Sie, dass so ein Kettenhemd einschränkt? ;-)
(Übrigens: feine Metallfäden lassen sich angeblich auch sehr gut zu verschiedenen Stoffen spinnen.)