Sonntag, 20. August 2006

Im philosophischen Oberseminar

"Die ständige Beobachtung durch den Großen Bruder schafft nicht nur Kontrolle, sondern auch ein trügerisches Gefühl von Sicherheit. Ob sie Kontrolle oder Sicherheit vermittelt, hängt von der eigenen Beziehung zu diesem ab. Jene, die ihn herbeirufen, haben entweder seine Normen verinnerlicht oder ihre eigenen Normen in ihn veräußerlicht, sie werden beschützt. Wer diese Normen aber nicht akzeptiert, der oder dem tritt der Große Bruder nicht als Beschützer, sondern als Aufseher gegenüber.

...

Ist die permanente Überwachung erst zur Selbstverständlichkeit geworden, geht ihre Macht von der Sichtbarkeit zur Unsichtbarkeit über. Der Große Bruder stirbt und wird vom Panoptikum abgelöst. Weil Überwachung selbstverständlich und unsichtbar ist, kann sie überall sein. War es noch möglich, sich der Abwesenheit des Großen Bruders zu vergewissern, so ist das Panoptikum deswegen allgegenwärtig, weil es immer da sein könnte. So entsteht, unabhängig von tatsächlicher Überwachung, ein permanentes Gefühl des Überwachtseins und führt zur Selbstdisziplinierung der vermeintlich Überwachten. So ist das Panoptikum allgegenwärtiger als es der Große Bruder je sein könnte. Es beseitigt Fehlfunktionen in der Maschine, die Zahnräder beginnen sich schneller zu drehen. Durch den ständig steigenden ökonomischen Druck wächst die Bereitschaft sich anzupassen und andere für sich zu opfern, sie zu denunzieren. Die Werkzeuge sollen keine Gelegenheit mehr haben, zu sich zu kommen. "



Hallo? Aufwachen! Wir sind hier nicht im philosophischen Oberseminar, wo der die besten Noten bekommt, welcher den Feldversuch im Seminar vorträgt.

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Astrid Haarland M.A. Politologin - Soziale Kunst- und Ausstellungsmacherin - Commander/ISLA - a.haarland(at)googlemail.com - Choose safe communication ... ;-)

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