Freitag, 2. Februar 2007

Klimaschutz und Katastrophennutzer

"Klimaschutz unfair". Eine nicht ganz so weise Entscheidung von ver.di. Eine nach meiner Ansicht sehr weise Seite hingegen ist die von Herman Scheer, auf den ich hier bereits verwies.

Seit einigen Tagen beobachte ich bei einigen Medien mich ziemlich nervende, weil quotengeile Angst-Headlines. In riesigen Buchstaben und Bildern folgen nacheinander Handy-Krebs, Magen-Darm-Virus-Alarm. Und nun der Klima-Bericht. Wenig, sehr wenig weiterführend! Denke ich an die gute alte AIDA-Formel der Werbung - Attention, Interest, Desire, Action - frage ich mich, was Action im Fall der Klima-Artikel bedeuten kann. Vielleicht: Ich kaufe die Zeitung. Oder: Ich demonstriere demnächst für Kernenergie? Oder aber ändere mein Informationsverhalten? Übrigens: Wo ist Telepolis? (Offenbar wieder da!)

Zerstörung und Unterwanderung

Die Idee des Spinnennetzes, die mich inspiriert hat, stammt ursprünglich aus einem Gedicht von Adrienne Rich, das ich in diesem Buch fand:
Mary Daly, Gyn/Ökologie, eine Meta-Ethik des radikalen Feminismus, Verlag Frauenoffensive, 1991

Siehe dazu auch meinen Beitrag: Von Masken und Federkleidern

Von Masken und Federkleidern

Vor vielen Jahren haben mich die Worte eines Bildhauers sehr erschreckt, der einige Zeit mit mir verbrachte. "Es ist eine Fähigkeit, die du hast, aber sie wird dir viele Feinde bringen. Du entreißt manchen Menschen die Masken." Ich verstand nicht sofort, was er mir sagte, hatte ich doch bis dahin immer darauf geachtet, meiner Umgebung möglichst offen gegenüber zu treten und Menschen zu signalisieren, dass ich mich bemühe, sie mit Respekt zu behandeln, gleich, welche dunkle Seite sie mir auch zeigen werden. Aber ganz so edel war ich eben nicht, wie mir dieser Bildhauer deutlich machte. Ich kannte keine andere Reaktion als die, die Masken zu entreißen, was auch ein Zeichen von Respektlosigkeit dem anderen gegenüber ist, der sich mir aus irgendeinem Grunde nicht öffnen möchte. Oder nicht kann.
Dieser Drang, die Fähigkeit zur Demaskierung, zur intuitiven Erfassung von Situationen war für mich seit meiner Kindheit überlebensnotwendig. Die Fähigkeit, Dinge im voraus zu erkennen, hinter die Maske zu blicken. Und mich im Notfall damit zu schützen. Dieser Schutz hat oft funktionert. Leider nicht immer, denn man kann diesen Schutzmechanismus auch aushebeln.

Gestern erinnerte ich mich wieder an das Gespräch mit dem Bildhauer, als meine Tochter mit mir in den Pferdestall fuhr und sie mich behutsam an zwei Pferde heranführte, weil sie weiß, dass ich Angst vor Pferden und ihren für mich unberechenbaren Reaktionen habe. Ich spreche die Sprache dieser Tiere (noch) nicht, kenne ihre Welt nicht. Pferde sind sehr scheue Tiere und kleinste Störungen wie ein auffliegender Vogel oder ein Regenschirm, der geöffnet wird, können dazu führen, dass sie erschrecken und entweder fliehen oder aber austreten und mit ihren eisenbeschlagenen Hufen schwere Verletzungen anrichten. Als ich dann im Reitstall von zwei Pferden umringt wurde und nicht ausweichen konnte, sah ich plötzlich ein Bild vor meinen Augen, über das ich hier nicht sprechen möchte. Ich sah das Bild. Und wußte in diesem Moment, woher meine Angst vor diesen Tieren kommt.







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Die Fähigkeit, hinter die verdeckenden Masken der Menschen zu sehen, ist für mich eine notwendige Fähigkeit gewesen. Dass man Menschen mit dieser Ent-Deckung auch verletzen kann, ihre Grenzen nicht respektiert, habe ich erst lernen müssen. Es ist eine Fähigkeit, die mir andererseits auch heute noch hilft. Ich unterscheide dabei zwischen den Masken, die als solche von den Menschen benannt werden, es sind die Masken des Theaters. Und ich sehe die anderen, die Tarnungen der Gesichter, die das Gegenüber täuschen sollen. Ich sehe die Panzerung von Körpern, die Methoden, andere von sich fernzuhalten wie beispielsweise das taktische Spiegeln des Gegenübers statt vertrauensvoller Begegnung, Hingabe und einem respektvollem und offenem Dialog mit dem Du.
Vor Jahren las ich Martin Buber. Er hat mich nachhaltig beeindruckt. Ich glaube, dass wir uns immer fragen sollten, ob die Menschen, denen wir begegnen, mit uns in einen Dialog von Angesicht zu Angesicht treten wollen, oder ob sie unsere Begegnung nach einem anfänglichen Kennenlernen auch weiterhin nur mit einer Maske wünschen, einer Maske, die ihr Ich in irgendeiner Form schützt oder vielleicht sogar vergrößert wie ein kleiner Vogel, der seine Federn aufplustert. Manch' vermeintlich erleuchtetes Ich ist nur ein Federkleid, das bei kleinsten Winden zerzaust wird. Und weil Worte wie Winde sind, fürchtet dieses Ich die Worte, hört dem Gegenüber nicht zu. Schweigt. Oder belehrt es mit der Kraft des aufgeplusterten Federkleids.

Wir finden diese vermeintlich erleuchteten Ichs, die sich vor einem wirklichen Dialog auf gleicher Ebene fürchten, in vielen Bereichen. Ich möchte die, die es angeht, darauf aufmerksam machen, dass mein Spitzname der eines Tieres ist, das eine große Nase hat und sich viel in Höhlen aufhält. Wer diesen Spitznamen kennt wie beispielsweise Forenteilnehmer, muß sehr gut informiert sein. Und ich möchte meine Tischnachbarn an die Worte erinnern, die ich über den Film "Sakrileg" von Dan Brown geäußert habe: Man nennt in verschiedenen Quellen zum Film die Feministin Mary Daly und Autorinnen aus dem Bereich Spiritualität in einem Atemzug mit rechtsextremen Autoren.
Und zum Schluß möchte ich noch die Frage stellen, warum der Ullstein Verlag Titel von Osho, Autorinnen mit Hexenthemen und Margret Starbird gleichzeitig in seinem Programm führt, was ich vorgestern in einem Prospekt sah, den ich in einem sehr individuell lesbaren Buch fand.

Zufallsbild

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Astrid Haarland M.A. Politologin - Soziale Kunst- und Ausstellungsmacherin - Commander/ISLA - a.haarland(at)googlemail.com - Choose safe communication ... ;-)

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