Mittwoch, 27. September 2006

Säkulare Moslems

ZEIT online

Kelek: Es gibt da eine wichtige Unterscheidung: Die eine Richtung, der Islamrat und auch Milli Görüs, vertreten einen fundamentalen, universalistischen Islam, der beansprucht, für die ganze Menschheit zu sprechen. Dagegen versuchen Organisationen wie die türkische Ditib, einen säkularen Islam weiterzugeben. Daher ist es für mich schwer vorstellbar, dass beide Richtungen zusammenkommen und gemeinsame Repräsentanten wählen. Die universalistisch Ausgerichteten haben den Anspruch, nach der Scharia, also nach islamischem Gesetz zu leben. Das lehren sie auch hier in Deutschland, schon bei den kleinen Kindern. Dazu gehört das Verbot von Körperlichkeit bei den Mädchen, sie dürfen nicht schwimmen, nicht turnen, nicht an Klassenreisen teilnehmen. All das, was eigentlich zur persönlichen Freiheit gehört.

...

ZEIT online: Kann es so etwas geben wie einen aufgeklärten europäischen oder deutschen Islam?


Kelek: Auf jeden Fall. Die Türkei ist ein säkularisiertes Land. Dort wurde 80 Jahre lang ein säkularer Islam praktiziert. Allerdings fängt es auch dort an, dass die Scharia immer mehr Oberhand bekommt. Ich bin jedoch überzeugt, dass die Mehrheit der in Deutschland lebenden Moslems Kultur-Muslime sind. Aber wir fühlen uns nirgendwo repräsentiert. Wo ist der Raum für meinen spirituellen Islam? Wo kann ich ihn ohne Angst vor Repressalien leben?


ZEIT online: Gibt es Bestrebungen, für die säkularen Moslems einen eigenen Verband zu gründen?


Kelek: Ich hoffe sehr auf die säkularen Imame, dass wir ein Konzept entwickeln, wie wir den Islam leben wollen. Ein Islam, der mit der Zeit geht, der die Religion privatisiert, ohne all die Alltagsvorschriften.

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