Montag, 22. Januar 2007

"Wer erlöst uns vom Kapital?"

... Unsicherheit und Ungewissheit sind nämlich keine mythischen Mächte, die einem finsteren Weltgrund entsteigen, um in deutschen Wohnstuben ihr Unwesen zu treiben. Nichts beweist dies besser als das spekulative Herz der kapitalistischen Unruhe, die als »Heuschrecken« gefürchteten Private-Equity-Fonds. Auf einem überliquiden Kapitalmarkt halten derzeit drei Billionen ungesättigte Fonds-Dollar Ausschau nach nahrhafter Beute – oft nur deshalb, um die ergatterten Firmen auszuweiden und gewinnbringend weiterzuverkaufen. Sogar der stramm neoliberale Spiegel bekam deshalb kalte Füße. Vom Geldvermehrungszauber geblendet, kauften fremdländische »Finanzjongleure« altdeutsche Unternehmen, um »ihren Einsatz in immer kürzeren Zyklen wieder herauszupressen«. Der Spiegel hat recht. Was er verschweigt: Es waren die von ihm geschätzten Politiker, die dem Spekulationskapital Tür und Tor öffneten und so die systemischen Instabilitäten der Weltwirtschaft noch einmal verstärkten.

Was tun? Dass die Exzesse des Investoren-Kapitalismus durch einen globalen Gesellschaftsvertrag gemildert werden – dieser Optimismus ist schlichtweg verdampft. Nicht einmal innerhalb der EU gelang es, dem besinnungslosen Steuersenkungswettbewerb Einhalt zu gebieten. Der Nobelpreisträger für Ökonomie, Joseph Stiglitz, hat einfach recht, wenn er in seinem neuen Buch Die Chancen der Globalisierung (Siedler Verlag) schreibt: »Noch nie haben wir globale Institutionen so dringend gebraucht wie heute, doch das Vertrauen in sie ist geschwunden.«

Quelle: Zeit online

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