Dienstag, 20. März 2007

Liebe Leute,

auch KünstlerInnen, Kabarettisten sind manchmal nur bezahlte StiefelträgerInnen, die Meinungen machen sollen. Sei es durch Provokation - Müttergehalt fordern die Rechten ... gelle Eva - sei es durch Sarkasmus - Müttergehalt fordern die Neokonservativen. Womit ich jetzt natürlich nicht gesagt habe, dass ... Deswegen ist Matriarchatsforschung ja auch kommunistisch ... ;-) Für alle, die es nicht verstehen: Man(n) beachte bitte den Sarkasmus im letzten Satz. Oder lese noch mal etwas über Kommunistische Hexen.
Ich weiß, jeder von uns macht strategische Fehler und gerät dann in Situationen, die eine gewisse Lernbereitschaft erfordern. Aber wenn Ihr euch dann genug abgegrenzt habt gegenüber dem Wort Sozialismus und Kommunismus, dann solltet Ihr euch als nächstes fragen, ob Ihr nicht auch in die Modernitätsfalle tappt. Lasst Euch nicht vom "Kampf der Krokodile" täuschen, in dem mancher gerne Kindererziehung mit Hühnerhaltung vertauschen möchte, damit Mama und Papa noch besser funktionieren im neoliberalen Rattenrennen. Im übrigen halte ich es für angemessen, Meinungsmache wirklich nur den Betroffenen zu überlassen. Und zwar denen, die nicht als bezahlte StiefelträgerInnen arbeiten. Siehe oben.




(via attac-Listen)
Offener Brief an Lothar Bisky, Vorsitzenden der Linkspartei



Mach Platz für Frauen, Genosse!
Lieber Lothar Bisky, verehrter Genosse,

weil du für deine Kandidatur bereits das einstimmige Votum des Bundesvorstandes der Linkspartei erhalten hast und in den Medien zusammen mit Oskar Lafontaine als Kandidat für die Doppelspitze der neuen Linken nach der Fusion von WASG und Linkspartei gekürt worden bist, melden wir uns nun lautstark zu Wort. Wir Frauen aus beiden Parteien fühlen uns überrumpelt und mal wieder übergangen. Wenn wir uns jetzt nicht öffentlich einmischen, haben wir wieder verloren, deshalb werden wir nun laut und fordern öffentlich eine paritätisch aus Frau und Mann besetzte Doppelspitze für die neue Linkspartei.

Wir wollen nicht zwei Männer als Parteivorsitzende (Doppelspitze) haben, auch nicht, wenn es derzeit in den Medien schon publiziert und festgeschrieben wird. Als Feministinnen haben wir es derzeit schwer im Parteineubildungsprozess, unsere Forderungen durchzusetzen. Wir gelten als Störerinnen, wir nerven, und sollten Ruhe geben, still halten, bis das historische Ereignis der Vereinigung der Linken vollbracht ist. Dabei werden wir Frauen mit unserem politischen Anliegen und unseren Forderungen nach Teilhabe wieder an den Rand gedrängt. Wer schmeißt denn in der heutigen Zeit noch mit Tomaten? Wir?!

Oskar und du, ihr müsst euch brüderlich einigen, denn ihr könnt nicht ernsthaft beide die Doppelspitze der neuen Linken bilden wollen. Wir benötigen für die – auch von euch gewollte - Geschlechterdemokratie eine von beiden Geschlechtern besetzte Doppelspitze. Also eine Frau und einen Mann. Nur einer von euch wichtigen Herren kann also Vorsitzender der neuen Partei werden, bitte einigt euch, denn neu wird die Neue Linke tatsächlich nur mit uns Frauen.

Auch wir Feministinnen hatten und haben Hoffnungen auf eine neue politische Kraft. Einige von uns haben z. B. die WASG aus Protest und Politikverdruss mitgegründet, alle haben wir uns in den Parteineubildungsprozess eingebracht, haben ihn von innen und außen mitgestaltet. Das hätte Oskar Lafontaine ohne uns Frauen alleine nie geschafft und auch du nicht, Lothar Bisky. So sehr wir euren Einsatz und eure Verdienste um die neue Linke schätzen, so sehr wollen wir mit unserem Einsatz für eine neue feministische Linke gesehen und wahrgenommen werden. Unsere Interessen dürfen nicht wieder einfach weggefegt und übersprungen werden. Nach außen erscheint die CDU mit einer Kanzlerin derzeit feministischer als die Linke in ihrer Außenwirkung im Parteibildungsprozess. Auch die Forderung nach Krippenplätzen aus dem Munde einer CDU Ministerin erscheint fortschrittlicher als das hausbackene Familienkonzept aus dem Hause Lafontaine/Müller, das nicht nur unsere Gemüter erhitzt, sondern kabarettistisch bundesweit aufgegriffen wird, wie wir im Rahmen der Veranstaltungen zum internationalen Frauentag erleben mussten. Die Neue Linke wird zur Lachnummer, wenn die Quotierung von uns Frauen darin ganz neu erkämpft werden muss, denn fast alle anderen Parteien haben die Quote. Nun kann das nicht noch mit einer männlichen Doppelspitze gekrönt werden. Das wollen wir nicht.

Wir brauchen Frauen gleichberechtigt in der Führungsspitze, nicht nur ein paritätisch besetztes Spitzengremium. So haben wir beispielsweise mit Katja Kipping eine junge kompetente Politikerin im jetzigen Bundesvorstand der Linkspartei, wie wir Frauen sie uns als Vorsitzende einer neuen feministischen Linken gut vorstellen können und wünschen. Wir fordern dich auf, den Platz wieder frei zu geben und dich mit Oskar zu einigen. Ihr könnt in der heutigen Zeit nicht beide als Männer eine Parteidoppelspitze bilden, ohne dass wir Parteifrauen öffentlich in unserem Ansehen Schaden nehmen, wenn wir das unwidersprochen dulden. Erspar uns allen auf den Parteitagen den Tomatenwurf, lieber Genosse.

Wir wollen eine moderne, feministische neue Linke für Männer und Frauen, die nach außen anziehend auf Frauen und Männer wirkt und Frauen mit ihren Interessen integriert. Dafür muss besonders an der Spitze Platz geschaffen werden. Aus der Mitte beider Parteien muss mindestens eine Frau für den Vorsitz der neuen Linken nominiert werden.

Nanni Rietz-Heering, Sprecherin LISA Niedersachsen,
Iris Gramberg, Sprecherin, LISA Niedersachsen, Mitglied des geschäftsführenden Landesvorstand der WASG Niedersachsen,
Rosemarie Heims, LISA Niedersachsen, Mitglied im Kreisvorstand der WASG Verden,
Sandra Beyer, LISA Berlin, Studentin,
Elke Höher, Mitglied im Landesvorstand der Linkspartei. Niedersachsen

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