Donnerstag, 8. September 2005

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"Der Versuch, die Ereignisse in New Orleans in Worte zu fassen muß scheitern, die Flut an Medienpublikationen hat geradezu eine physische Wucht. Anders als in Falludschah, in Ruanda oder in den meisten anderen Teilen der Welt ereignete sich die Katastrophe in einem High-Tech-Land voller Internetaktivisten und Zeitungen. Besser als jede weitere Wortwüste kann dies der alte Mann auf dem Foto eines Bloggers schildern, obwohl ihm die Worte fehlen. Trotzdem der Versuch eines Überblicks"

via als-ob-leben?

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"wolfsgesellschaft" - oder eine selbsterfüllende prophezeiung

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Assoziationsspiele bei Herrn WVS

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"Der größte Horror ist das Nichtstun"
Red Eye: Wes Cravens Augenzwinkern zur westlichen Terror-Angst

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Die ArbeitnehmerInnen-Proteste werden zum Glück immer lauter. Da würde es mich dann sehr freuen, endlich auch mehr Kampf für die Rechte des "Höllenjob Hausfrau" in der Öffentlichkeit wahrnehmen zu können. Auf die entsprechende Seite der ZDF-Dokumentation am letzten Dienstag verlinke ich dieses Mal nicht, den Text scheint der kinderlose Praktikant geschrieben zu haben, dem zu diesem Thema offenbar nur die Werbe-Welt des "Schatz, darf ich dir beim Abtrocknen helfen?" einfällt.

DHG:
Familienarbeit heute: Kindererziehung ist Arbeit und Arbeit ist Geld wert.
Noch eine Anmerkung von mir: Familie ist überall dort, wo Kinder sind.

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ZEIT: Was halten Sie von der Definition, wonach Familie dort ist, wo Kinder sind?

Kirchhof: Jede Beziehung zwischen Elternteil und Kind ist Familie im Sinne des Verfassungsrechts, selbstverständlich gilt der Schutz auch der Alleinerziehenden mit ihrem Kind. Andererseits möchte ich mit Nachdruck öffentlich dafür eintreten, dass die Menschen als Mann und Frau zusammenleben, also in potenzieller Elternschaft, damit wir eine Zukunft haben.

Praktikerinnen vor!

Dieser Wahlkampf zerrt wirklich an meinen Nerven. Irgendwann werde ich hier in den nächsten Tagen ob der plumpen Argumentation *mancher* Frau ohne Kind nicht mehr an mich halten können und so lange schreien, bis jede Mutter in Deutschland ein eigenes Blog eröffnet hat.

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"Widerstand muss mehr sein als Prozente am Wahltag."

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feitag.de: "An Houellebecqs Büchern fasziniert eben das, was gerade in diesem letzten Roman sich als seine Obsession outet: die provozierende Jugendlichkeit. Man steht ihm als Leser gegenüber wie Eltern oder Lehrer einem klugen Sechzehnjährigen mit Restspuren von Akne, der gerade entdeckte, dass die Welt keinen Sinn hat, dass es keinen Gott gibt, Religion auf Illusion basiert, Politik auf Macht und sogar die Liebe vergeht. "Warum bringt ihr Euch nicht um?"

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www.truthout.com

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Wenn Menschen Religion als Mantel für ihre eigenen Rache-Gefühle missbrauchen.

Identität, Selbsthaß und Kriminalität

Der Selbsthaß ist nicht nur eine Folge der Selbstunterwerfung, sondern wirkt auch als ständige Verstärkung dieses Selbstverrats. Die Existenz des Selbsthasses wird umso nachhaltiger verschleiert, je mehr die Selbstunterwerfung zur Entwicklung einer fremdbestimmten Identität geführt hat. Wenn einer das Selbst, das er haben könnte, zwar aufgegeben hat, aber sich nicht mit einer Ideologie der Pflichterfüllung identifizieren kann, dann kann daraus offene Kriminalität werden. Sie, die ganz sichtbar gegen die geltenden Gesetze verstößt, ist zu unterscheiden von jener verdeckten Kriminalität, die im Mantel der Legalität Unrecht tut. Beide haben sich der Macht als der einzig gültigen Realität ergeben, aber der offen Kriminelle haßt die 'Liebe', die ihn dahin gebracht hat, und widersetzt sich ihrer Verherrlichung. Er akzeptiert nicht die herrschende Ideologie der Pflicht, identifiziert sich nicht mit ihr und verhält sich so nicht den gesellschaftlichen Erwartungen gemäß. Kriminelles Handeln, das sich im Mantel einer offiziellen Identität verbirgt, braucht dagegen eine totalitäre Ideologie, um die Mordlust vor sich selbst zu verbergen.

Klaus Barbie ist das Beispiel eines solchen Mörders in höherem Auftrag. Er war zwanzig Jahre alt, als sein Vater, ein gewalttätiger Trunkenbold, starb. Bis dahin war er ein braver Katholik gewesen, den Nachbarn in seiner Heimatstadt Trier als freundlichen Jungen, der sich für die Armen einsetzte, beschrieben. Nach dem Tod des Vaters ging er zur Hitler-Jugend. Damit vertauschte er seine fromme Identität mit einer hinterlistigen und rachsüchtigen. Die jugendliche Ergebenheit an "christliche" Nächstenliebe und der missionarische Eifer für die Habenichtse schlugen um in neuheidnische Militanz, die sich der Doktrin verschrieb, daß den Schwachen und Schwächsten kein Lebensrecht zustehe.

Barbies Karriere begann damit, daß er ehemalige Kameraden aus der katholischen Jugend bespitzelte, und mit zweiundzwanzig Jahren wurde er Mitglied einer Sicherheitsabteilung der SS. Es war für ihn offensichtlich nicht schwer, am einen Tag für die Schwachen einzutreten und sie am nächsten Tag zu verhöhnen. Hinter der Fähigkeit, die Identität zu wechseln, steht nicht nur das Fehlen eines authentischen Selbst, sonden beides wirkt zusammen bei der Entstehung von Destruktivität. Man kann sich der Nächstenliebe widmen 'und' hassen. Denn den Regeln einer bestimmten sozialen Gruppe zu gehorchen, kann einfach nur dem Bedürfnis entspringen, an der Macht teilzuhaben. Sich den christlichen Regeln zu unterwerfen, kann wie im Fall Barbie, einzig davon motiviert sein, Hilflosigkeit zu überwinden, und braucht nicht dem Bedürfnis entstammen, mit ihr zu leben. Und dafür haßt ein Mensch sich selbst.


Aus:
Arno Gruen, Der Wahnsinn der Normalität. Realismus als Krankheit: eine Theorie der menschlichen Destruktivität, Deutscher Taschenbuch Verlag, Oktober 2004

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Astrid Haarland M.A. Politologin - Soziale Kunst- und Ausstellungsmacherin - Commander/ISLA - a.haarland(at)googlemail.com - Choose safe communication ... ;-)

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