Freitag, 30. September 2005

"Die Mittler"

Auf dem Spaziergang durch das politische Berlin fällt auch eine vergleichsweise junge Spezies der Interessenvertretung auf: Public-Relations- und Public-Affairs-Agenturen. Die selbst ernannten Mittler, die mehreren Unternehmen zugleich zuarbeiten, haben sich in gebührendem Abstand zum Regierungsviertel, meist am Rande des Bezirks Mitte, angesiedelt. Zu übersehen sind sie nicht, denn ihre Zahl wächst. Immer mehr Unternehmen, aber auch Ministerien, überlassen ihre Beziehungs- und Imagepflege solchen professionellen Mittlern - auch wenn deren Dienstleistung einiges kostet. Eine Umfrage unter siebzig deutschen Unternehmen, durchgeführt von der CDU-nahen Agentur Publicis Public Relations, die in demselben Hof wie Sarah Wieners Speisezimmer in der Chausseestraße 8 residiert, ergab folgendes Ergebnis: 63 Prozent der Befragten gaben an, sie würden mehr Zeit und Geld in ihre politische Arbeit investieren als im Vorjahr. Schwerpunkt bleibe die Wirtschaftspolitik, die 84 Prozent der Befragten als vorrangig einstuften. Auf den weiteren Plätzen folgten Steuerpolitik (79 Prozent), erst dann Umwelt- und Arbeitsmarktspolitik (je 57,9 Prozent).

Als ein unbestrittenes Schwergewicht unter den Mittlern hat sich die WMP Eurocom in der Sichtweise früherer Berufskollegen angesiedelt - die auch heute noch zu den wichtigsten Verbündeten im Geschäft des Strippenziehens zählen. Die Agentur WMP - das Kürzel steht für "Wirtschaft Medien Politik" gehört den beiden früheren Chefredakteuren Hans-Hermann Tiedje und Hans Erich Bilges, die ihre Büros in der Alten Jacobstraße, in fußläufiger Entfernung zum Axel-Springer-Verlag, betreiben und dabei ihre Kontakte aus früheren Zeiten als "Brücke in die Öffentlichkeit" vermarkten.


Aus:
Cerstin Gammelin, Götz Hamann, Die Strippenzieher. Manager, Minister, Medien - Wie Deutschland regiert wird, Econ Verlag, Berlin 2005

WMP EuroCom AG

Der Maulwurf hat ... auf dem Kopf

"Du bist Deutschland" - Selber machen mit der Photoshop-Vorlage! Ich werde Teufelchen fragen, ob sie das machen möchte. Wo sind die Lehrer, die diese Vorlage zum Beispiel in ihren Abschlussklassen anbieten? Hier hat der kleine Maulwurf schon Hundekacke das Logo der Kampagne auf dem Kopf.

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Dieser Beitrag wurde wegen temporärer Geschmacklosigkeit gelöscht ;-)

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Blog-Beitrag aus den gut informierten Kreisen ... :
"Des Weitern lehnt unser Mandant eine wie auch immer geartete Verantwortung für die Fahrweise eines Herrn Michael Schuhmacher, wohnhaft offenbar in Vufflens-le-Château, Schweiz, wie sie unserem Mandanten in Ihrer Kampagne aus uns völlig uneinsichtigen Gründen unterstellt wird, ausdrücklich ab."

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Off-Topic: Rutsch mir den Buckel runter, du blödes Arschloch, für den offenbar mein gestriger Anblick im flauschigen Frottee-Bademantel derart gehirnstimulierend war, dass wieder weitere Zeilen gefüllt werden konnten. Leider, leider nur Wortfetzen voller Bullshit, mein Lieber! Das kommt davon, wenn zuviel Blut von oben nach unten fließt.

Donnerstag, 29. September 2005

Einmal Security, bitte!

Ich will jetzt sofort eine Verschwörungstheorie hören, die mich glauben lässt, das sei alles ganz anders gewesen, dieser 82-jährige Mann hätte in Wirklichkeit einen Gürtel getragen, der wie Plastiksprengstoff aussah und dazu ganz laut "Dschihad" gerufen.

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Er bleibt spurlos verschwunden. Langsam mache ich mir Sorgen.

"The Hammer Gets Hit"

The Nation: The Republican Party's once-copious political capital is quickly eroding. As we go to press, House majority leader Tom DeLay has just been indicted by a Texas grand jury on one count of criminal conspiracy in a fast-moving money-laundering case. "I have notified the speaker that I will temporarily step aside from my position as majority leader," DeLay said in a statement following the stunning final day of the grand jury's term. The Republican Party's go-to guy, famously nicknamed "The Hammer," finally got whacked.

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(K)ein kettenrauchende(s) Alien

Strippenzieher und Stripper

Ach ja, noch was: Gibt es das vielleicht auch in der Requisite? Dann haben auch die anderen anwesenden Ladies etwas von der Vorstellung.


stripper

Chancengleichheit in Kölns lauschigster Kneipe

Gut. Dann eben so: Das nächste Mal übernächsten Montag abend in Kölns kleinster und verqualmtester Kneipe mit guter Musik und einem regelmässigen mitternächtlichen Gitarren-und-oder-Geigen-Solo. Name der Kneipe wird noch rechtzeitig bekannt gegeben. Alle dürfen selbstverständlich Digi-Cam und Recorder mitbringen, und alle können am nächsten Tag schreiben/bloggen/dichten, was sie gesehen und gelauscht gehört haben.

Nachtrag: Da war natürlich noch die Nummer mit der Nikolaikirche. Zwecks guter Unterhaltung wird daher empfohlen, sich nicht gegenseitig zu zitieren. Ich hätte da einen Wunsch: Dieses süße Kerlchen vom letzten Montag ... bitte nicht ... ;-)

Baby, noch eine Nebelbombe bitte!

Im Haus der gut Informierten wird wieder der Versuch des Denken und Dichtens unternommen. Und dann mit Nebelbomben geworfen. Gerade köstlich amüsiert - nachdem ich die Links anklickte und die Namen der Blogger sah ...

Mittelmässig

Peter Kümmel schreibt aus der Mitte heraus über den Bürger an sich. Es ist die Mitte "mittlerer Blödheit, mittlerer Besoffenheit, mittlerer Flachheit"

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... denn Lehrjahre sind bekanntlich keine Hexenjahre

"Die Strippenzieher"

Viele Wechsel aus den Ministerien in die Wirtschaft tragen dazu bei, dass sich die Grenzen zwischen Politik und Wirtschaft mehr und mehr auflösen. Und sollten die eigenen Kontakte einmal doch nicht genügen, sind Public-Affairs-Berater zu Stelle, die gute Drähte in den Bundestag und Ministerien gegen ein ordentliches Honorar nutzen, um persönliche Gespräche zu organisieren. Es hat also durchaus einen Grund, dass die Mehrheit der Bürger das Gefühl hat, die Wirtschaft beeinflusse Beamte, Minister und Abgeordnete mehr denn je.

Verstärkt wird dieser Eindruck durch eine geschickte, höchst erfolgreiche Medienarbeit vieler Lobbyisten. Sie schaffen es, die Interessen der Wirtschaft so flächendeckend in den Medien unterzubringen, dass bei einem Blick in die Zeitungen manchmal das TINA-Syndrom aufkommen könnte: There is no alternative - es gibt keine Alternative zu den Ansichten der Wirtschaft. Den Lobbyisten kommt entgegen, dass viele Redaktionen bei Zeitungen, Zeitschriften und Fernsehsendern aufgrund einer Werbekrise, die im Jahr 2000 begann und bis heute nicht ausgestanden ist, personell ausgedünnt wurden. Werbeerlöse brachen in bisher nicht gekanntem Ausmaß ein, das Geschäft mit den Stellenanzeigen löste sich auf. Wegen der Wirtschaftsflaute gab es kaum noch Börsengänge mit entsprechenden Kampagnen, die große Zeit der Privatisierungen in der Telekommunikation und Energieindustrie war vorbei, Werbeschlachten um Marktführerschaft und Markenbildung wurden nur noch in eingeschränktem Maße geschlagen. Dazu wanderten Immobilien- und Autoanzeigen dauerhaft ins Internet ab. Weil gleichzeitig auch die Auflagen vieler Zeitungen zu schrumpfen begannen, Leser nicht mehr genug Geld übrig und die Jugend einfach weniger Lust zum Zeitung lesen hatte, befanden sich die Einnahmen vieler Verlage im freien Fall. Über Jahre war das Sparen fast wichtiger als das Schreiben.

Unter diesem Druck ist in vielen Redaktionen die Hemmung geschwunden, mit Lobbyisten zusammenzuarbeiten, sofern sie exklusive Nachrichten versprechen. Redaktionen sehen sich beinahe gezwungen, sich den Pressestellen von Unternehmen, Verbänden und eben Lobbyisten zuzuwenden, denn exklusive Nachrichten sind aus zwei Gründen wichtig: Zum einen geht es um die Frage, wie oft ein Medium von seinen Konkurrenten zitiert wird. Das vergrößert oder schmälert seinen Ruf. Zum anderen dürfen Zeitungen und Magazine auf einen höheren Verkauf am Kiosk hoffen, wenn sie die "Nachricht des Tages" verbreiten können, und jeder Tag, an dem das gelingt, verringert den ökonomischen Druck ein wenig.

An diesem Punkt setzen Lobbyisten an und inszenieren Ereignisse, die - nach den Regeln der Medien - als Nachricht taugen. Sie verändern damit ein altes Gleichgewicht aus Bonner Zeiten. Damals galt, um es stark vereinfacht auszudrücken: Während Unternehmer, Manager oder Wirtschaftsverbände problemlos einen Termin bei einem Minister bekamen und manchmal sogar der Bundeskanzler Zeit für sie hatte, vertraten sie ihre Interessen vergleichsweise selten in den Medien. Den engen Kontakt mit den Medien überließen sie vielmehr Verbraucher- und Umweltschützern. In der Berliner Republik gilt das nicht mehr. Sobald ein Gesetz vorbereitet wird, welches den Interessen der Wirtschaft zuwiderläuft, werden heutzutage PR-Agenturen angeheuert, um "richtige" Informationen zu verteilen. Sie suchen passende Zahlen, lassen nützliche Studien erstellen - und plötzlich ist auch der Konzernchef zum Interview bereit. So werden Firmenverlautbarungen als Medienereignisse inszeniert, die oft genug als prominente Nachricht in eine Tageszeitung und damit am nächsten Morgen ins Büro des Ministers gelangen.


Aus:
Cerstin Gammelin/Götz Hamann, Die Strippenzieher. Manager, Minister, Medien - Wie Deutschland regiert wird, Econ, Berlin 2005

"Auf dem falschen Trip"

Heiner Flassbeck in der taz: "Die deutschen Politiker müssen begreifen, dass die Prognose des typisch deutschen Sachverständigen, dass nämlich der Lohnverzicht wegen seiner positiven Auswirkung auf die Beschäftigung gar keine Auswirkung auf die Binnennachfrage haben könne, schlicht falsch war. Die Masseneinkommen, die alle Einkommen der Nichtselbstständigen und die Beschäftigung enthalten, stellen mit einer Billion Euro im Jahr die mit Abstand wichtigste gesamtwirtschaftliche Größe dar. Genau sie sind etwa im ersten Halbjahr 2005 nominal um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. Das hat es in Deutschland und in anderen Ländern (außer Japan) vorher 50 Jahre lang nicht gegeben. Die Reallöhne sind weit hinter dem Produktivitätszuwachs zurückgeblieben, die Beschäftigung hat aber nicht reagiert. An dieser Stelle kann die CDU getrost Ludwig Erhard wiederbeleben. Ohne massive Lohnzuwächse hätte es das deutsche Wirtschaftswunder nicht gegeben."

Mittwoch, 28. September 2005

"Die CDU ist von der neoliberalen Epidemie infiziert"

Norbert Blüm in der Sueddeutschen: "Die CDU war einst deshalb zur großen Volkspartei erstarkt, weil sie konservative, liberale und christlich-soziale Ideen zu einer produktiven Synthese vereint hatte. Von den Christlich-Sozialen sind nur noch nostalgische Relikte übrig geblieben.

Die christlich-soziale Bewegung ist heimatlos geworden. Von der SPD fühlt sie sich nicht angezogen, von der CDU im Stich gelassen. Die großen liberalen Ideen sind zu einem Wirtschaftsrezept verkümmert.

Kopfpauschale und Einheitssteuer widersprechen elementaren Gerechtigkeitsvorstellungen der christlichen Soziallehre. Sie sind Schablonen, mit deren Hilfe alles über einen Kamm geschoren werden soll. „Gleiches gleich und Ungleiches ungleich behandeln“ ist der Kern des uralten Gerechtigkeitsgedankens. Das Gerechtigkeitsprinzip ist das Prinzip der Differenzierung - und nicht der Nivellierung."

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DieWelt.de: "So zeigt der Film denn auch nicht Saids Tat: Frauen ohne Unterleib, Männer ohne Kopf, Kinder ohne Arme und Beine, Blut und Eingeweide in den Sitzreihen, verbrannte Fleischbrocken überall. Nichts davon: Nach einer Fahrt auf Saids Augen zu wird die Leinwand ganz licht und weiß und rein."

Nachtrag: Hallo? Fällt da eventuell etwas mit Hilfe des Kopfes auf?

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"Klub der narzisstischen Zwangsoptimisten"

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Teufelchen war mit der Freundin zum Fotografieren im Zoo und hat sich freiwillig dazu gemeldet, den Falken auf ihrem Arm landen zu lassen, der mit Hilfe eines Kükenbeins in ihrer Hand angelockt wurde.


falke

Ich bin es? Du bist es.

Oder ist es keiner von uns? Dem stets aufmerksamen Gegenüber sind leider mindestens zwei Fehler unterlaufen. Es waren nicht die besonders imagefördernden Gedichte unter anderem aus diesem Haus sowie ein etwas aufgepeppter Barbarella-Stoff aus der Feder von fantasievollen Schreibern des gar nicht grauen und stets gut informierten Online-Magazins, der die Meute auf die Fährte des Hasen lockte.

Bloggen mit Heise und Pest und Schwefel

Off-Topic: Ein kleiner Nachtrag ohne weitere Erklärung zu meiner nicht ganz so netten "Geburtstagsüberraschung" vom nicht ganz so freundlichen Mann an der Haustür letzte Woche. Verstehen werden das jetzt nur die "Eingeweihten", alle anderen können sich gerne ihren eigenen Reim darauf machen und ruhig wissen, dass da noch ein paar Rechnungen nicht bezahlt worden sind, denn ich habe vor sieben Jahren als alleinerziehende Mutter eine Buchhandlung zusammen mit der Internetzeitschrift "Medienkompass" und dem Themenschwerpunkt "Internet-Politik" gegründet und bin damals leider mit diesem Projekt aus diversen Gründen gescheitert. Im Oktober 2002 startete ich einen Neuanfang, gründete das Blog Anoteron und schrieb im November 2003 das erste deutschsprachige Buch zusammen mit Markus Christian Koch zum Thema Blogs. Ich erwähnte in diesem Zusammenhang bereits des öfteren das gar nicht so graue Online-Magazin und seine teilweise sehr gut informierten SchreiberInnen. Nun, ich habe wohl die Pest am Hals. Andere allerdings auch ... ;-))


via nutzwerk-heise.de:
(mehr Informationen Nutzwerk-Heise unter anderem hier)
"Symantec hat bis Oktober 2004 den kompletten Bereich Heise Security als Sponsor bezahlt. Zusätzlich war Symantec in dieser Zeit einer der größten Werbepartner auf heise.de. Aktuell bezahlt Microsoft die Rubrik. Nicht nur das, Microsoft war auch 'Goldsponsor' einer Konferenz, die über die Computerzeitschrift iX aus dem Heise Zeitschriften Verlag organisiert wurde.

(Anmerkung A.H.: Kurzer Hinweis auf diesen Artikel: "Otto Schily trifft Steve Ballmer - Bundesinnenminister spricht mit Microsoft über die Software-Sicherheit)

Der Verlag Heinz Heise, Vorläufer der Heise Medien Gruppe, finanziert sich zum Großteil aus Einnahmen der DeTeMedien, die genau wie T-Online eine hundertprozentige Tochter der Deutschen Telekom ist. Nach eigenen Angaben waren im Jahr 2003 ca. 30 Millionen Euro von insgesamt 81,8 Millionen Euro Umsatz der gesamten Heise-Firmengruppe von der Deutschen Telekom und ihren Tochterunternehmen abhängig.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die größten Mitbewerber von Nutzwerk die Unternehmen sind, die zum einen als größte Werber in den Heise-Publikationen auftreten oder zum anderen in Gestalt der Deutschen Telekom das Einzelunternehmen darstellen, von dem die Heise Medien Gruppe am meisten abhängig ist."

Dienstag, 27. September 2005

Verschwörungstheorien und Nebelbomben

Lustig ist der heutige Versuch von Rebellen-Schauspielern, mit Hilfe von technischen Nebelbomben und dem Wort Verschwörungstheorie die Blognetzwerk-Theorie eines Konferenzteilnehmers ad absurdum zu führen. Mag sein, dass der Mann nicht alles weiss. Doch das Dementi der Kernaussagen des Referenten mit Hilfe von technischem Blabla im Blog-Beitrag ist eine einzige Augenwischerei. Stattdessen hier eine ganz einfache Erklärung von jemandem, der seit einiger Zeit unfreiwillig mitten drin steckt: Um die lästige Konkurrenz abzublocken, wird vernetzt und gebloggt unter allerhand bunten Gewändern mit lustigen Geschichten aus sehr gut informierten Quellen und entsprechender Öffentlichkeitsarbeit in Artikeln gut informierter Schreiber, gleichzeitig der Versuch unternommen, die lästige Konkurrenz ein wenig mit den Mitteln aus dem BigBrother-Container und der Truman-Show zu erschrecken. Aus einigen dieser Blogs werden gespitzelte Informationen an den Adressaten verteilt, die Empfänger sind da nicht immer ganz so glücklich darüber. Eine "hochexplosive Mischung" wie die Bloggerin hier ist anscheinend etwas schwierig zu handhabendes Material.

Vom Hörensagen

Spürst du diese leichte Nervosität? Spürst du es dort, wo du jetzt gerade bist? Ich sehe keinen Ranger, der nach dem Rechten sieht. Nein. Das nicht. Schicke mir einfach in Gedanken einen kleinen Wink, dass du am Leben bist und alles gut wird. Oder?

Scheissblogs

Frau, Politik, Spiritualität? Es muß eine zu explosive Mischung sein, als dass man der Verlockung widerstehen könnte, in immer neuen Blogs diese Mischung zu entschärfen benutzen, indem unter den mir bestens bekannten Pseudonymen ein Haufen lächerlicher esoterischer Scheisse - Verzeihung! - veröffentlicht wird, die bei LeserInnen im besten Fall einen Lachkrampf hervorruft. Obwohl: Je mehr lächerliche Scheissblogs zu diesem Thema entstehen, desto eher bemerkt vielleicht auch die/der letzte die Absicht. Und ist verstimmt.

Du bist Deutschland?

Wieder ein kluger Blog-Beitrag aus der gespaltenen Republik, obwohl ich in etwas pessimistischer Laune dazu bemerke, dass die Kluft in der Mitte noch längst nicht groß genug ist. Es müssen noch mehr Imagekampagnen wie "Ich bin Deutschland" dafür sorgen, dass in diesem reichen Land, in dem doch eigentlich genug da sein sollte für alle, ein noch größeres Loch in die Mitte gebrannt wird, und der Wind den Brandgeruch auch bis in die letzten wohltemperierten und abgeschirmten Wohlfühl-Oasen treibt. Ich habe schon vor Jahren damit aufgehört, den vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen in meinen Seminaren zur politischen Bildung den schönen An.Schein als Appetithappen vor der Nase baumeln zu lassen. Es waren einige KollegInnen, die die Nase voll hatten von diesem Spiel, und es wurde viel Alkohol getrunken, abends, nach einem langen Seminartag voller Fragen und mühsamer Antworten.

Paperback Fighter:
Und während Kulturträgern wie mir die Abschiebung ins Arbeitslosenghetto droht, lustwandeln Diplomatenkofferträger im neuen parlamentarischen Skulpturengarten, der den Senat 500.000 € gekostet hat; und meine hiesigen Autorenkollegen fahren nach Riga oder nach Danzig, um dort die Bremer Literatur zu repräsentieren. "Wir sind ja Schmuckstücke, wir Schriftsteller", sagte gestern abend die Lyrikerin Inge Buck während des Bremer Autorentreffs. "Ich bin kein Schmuckstück", sagte ich. "Derselbe Senat, der eure Reisen finanziert, wird mich aus meiner Wohnung verjagen."

Montag, 26. September 2005

Kussversteigerungen

"Es ist wie im Film „Der Kongress tanzt“. Der Geldadel und seine Strippenzieher veranstaltet, wie im gleichnamigen Kinoopus aus der Zeit nach der Weltwirtschaftskrise, frivole „Kussversteigerungen“ an die Armen. Küsschen, Küsschen Euch da unten! Leider landet - anders als im Kino - heute kein Napoleon aus der Verbannung und treibt die feiernden Reaktionäre auseinander ...

Die geballte Medienmacht schwenkt vom Trauermarsch ins Scherzo. Von Axel Springer über die ARD, Bertelsmann, Gruner + Jahr, Heinrich Bauer Verlag, Heise Zeitschriften Verlag, Hubert Burda, Ganske Verlagsgruppe, Motor Presse , Premiere, ProSiebenSat.1, RTL Gruppe Deutschland, Süddeutscher Verlag, Spiegel Verlag, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Verlagsgesellschaft Madsack, Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck, WAZ-Mediengruppe, ZDF, Zeitungsgruppe Stuttgart, sie sind alle dabei, die den Reformbedarf mehr oder weniger herbeigeredet hat und jetzt über das Scheitern der Reformen und deren Opfer hinweg jubilieren wollen."

Die Imagekampagne "Du bist Deutschland"

Blogger-Handbuch zum Schutz vor Zensur

Der Standard.at: Reporters Without Borders veröffentlichen Tipps für Blogosphäre

"Die in Paris ansässige Medienaufsichtsorganisation Reporters Without Borders hat ein Handbuch mit nützlichen Tipps für Blogger und Regierungskritiker in Staaten, die von Zensur geprägt werden, herausgegeben. Der Leitfaden "Handbook for Bloggers and Cyber-Dissidents" wurde teilweise vom französischen Außenministerium finanziert und beinhaltet technische Hinweise, um in der Onlinewelt anonym zu bleiben. Er kann in den Sprachen Chinesisch, Arabisch, Persisch, Englisch und Französisch kostenlos heruntergeladen werden."

Kleine Anmerkung:
Das kostenlose Herunterladen ist bestimmt auch anonym. Denn wir leben schließlich nicht in "China, Nepal" oder dem Iran. ;-)

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Mondlose Mächte, Lilith. Kunstvolles Zusammensetzen der Splitter und Schichtungen

The Porn of War

The Nation
Published on Friday, September 23, 2005
by George Zornick
via commondreams.org

Rebell war gestern

Rebellen.Spieler rechnen damit, dass die ZauschauerInnen am demokratischen Katzentisch mit leicht verstelltem Blick auf die Bühne sitzenbleiben werden. Gehen Sie ruhig näher dran, meine Damen und Herren. Stehen Sie auf und betrachten das Stück aus nächster Nähe.

Berührungen und Kontakte

... sind manchmal wundersame Märchen der medialen Technik, und jeder weiß, dass nichts so trügt wie der schöne Schein von Film und Foto. "Nichts ist so, wie es zu scheint!"


walpurgisnacht1


Verletzungen. "Die eigenen und die, die wir anderen zufügen. Ich habe nichts gegen Verletzungen, die eine notwendige Änderung bewirken. Manchmal kann eine Verletzung auch Ausdruck von Achtung oder Respekt vor dem Leben bedeuten. Dann nämlich, wenn ein Rhythmus mit Hilfe dieser Verletzung durchbrochen werden will. Der Rhythmus der Atmung eines sich immer weiter zurückziehenden Menschen etwa oder der Rhythmus von Systemen, die bedrohlich werden könnten. Der Rhythmus eines maroden Systems, das gestürzt werden muß, bevor es den sicheren Untergang für alle bedeutet.

Wer aber bestimmt, was ein marodes System ist? Wer fügt wem welche Verletzungen bei, begrenzt die Borderliner, die Systeme bedrohen, wer beherrscht die Regeln des kontrollierten Grenzüberschreitens? Ich fürchte, diese Fragen lassen sich letzten Endes nur auf den Schlachtfeldern und Kampfplätzen der alten und neuen Ordnungen entscheiden. So endet denn auch mein ganz persönlicher Wunschzettel für den heutigen Tag: Möge der Bessere gewinnen!"

(Text teilweise im Hörspiel übernommen)

"This Revolution"

"Jake Cassevetes ist Fernseh-Kriegsberichterstatter und gerade aus dem Irak zurückgekommen. Der Mann fürs Grobe soll für seinen TV-Sender im Vorfeld des republikanischen Parteitags, der den Präsidentschafts-kandidaten kürt, berichten. Dabei trifft er auf Tina. Jack verliebt sich in die junge Mutter, deren Mann im Irak getötet wurde. Die Begegnung lässt Jake sein bisheriges Weltbild in Frage stellen." weiter (scrollen), Teil 2
(Update 19.12.06: Links leider nicht mehr aktuell.)


"Ein wütendes Stück Kino hat er mit This Revolution gedreht, ein Stück Utopie sicher auch mit einem optimistisch-naiven Ende, das von einer Piratensendung fabuliert, die in das Programm eines der größten Nachrichtennetzwerke Amerikas eingespeist wird und all das zeigt, was das Land sonst nicht zu sehen bekommt: getötete Kinder im Irak oder Netzwerk-Bosse, die von sich selbst sagen, sie hätten schon vor Jahren aufgehört, Journalist zu sein."


"This Revolution" - Trailer and Reviews

Konstruktionen

Von Link zu Link zu Link zu weiteren Facetten der Empörung, wiederkehrenden Spiegelbildern des Eigenen, in die man sich einst verfangen hatte und nun als das Andere wahrnimmt. Das Schau.Spiel des Tagebuchführens. Das selektive Abbild von Realität. Alltägliches. Die Konstruktion des Wahrzunehmendem hat viele Helfer und Gesichter. Und dennoch ähneln sich die Masken. Rebellen.Art?

Bewegungstipps für Schau.Spieler der Rebellen.Art

Wer einmal erlebt hat, wie Ausdruckstanz den Körper zum Schwingen bringt, weil er Raum läßt für eigene gelebte Bewegung und ihm damit eine wunderbare Leichtigkeit verleiht, der wird sehr schnell die Einstellung dahinter bemerken, die ihn vom klassischen Ballett unterscheidet. Ob Frank Zappa, dessen "Bobby Brown" ich in meiner Oberstufenzeit gerne als Indikator pädagogischer Toleranz nutzte, was später keines dieser sorgsam zu hütenden Geheimnis der eigenen Vergangenheit wurde, und ich daher hin und wieder damit in postrebellischer Absicht kokettierte, wirklich die vielen Facetten des Ausdruckstanzes verstanden hat, kann ich nicht beurteilen. Vielleicht sollte ich meine kleine große Schwester fragen, die lange Zeit an der Sporthochschule Köln an diesem Thema gearbeitet hat.

Bitterböser Sozialismus war gestern

Heute freuen wir uns alle auf die Große Koalition. Dann wird das Fernsehprogramm endlich wieder abwechslungsreicher, denn die letzte Woche hat da schon etwas genervt, und wir brauchen endlich keine stimmungsvollen Beiträge mehr über den bösen Sozialismus an sich, Maos Millionen Tote und den Untergang der DDR in der Flimmerkiste zu sehen.

Sonntag, 25. September 2005

Medienmanipulation war gestern

Heute wird offensiv geworben. Wer ist Deutschland? "Du bist Deutschland!" Jeder kann es schaffen. Aufstehen, Ihr Faulenzer und Sozialschmarotzer. Die WebSozis bewerben diese Kampagne auf ihrer Seite:

"Die Kampagne startet am 26. September 2005 mit einem einzigartigen TV-Auftakt: Der zweiminütige TV-Spot wird nahezu zeitgleich auf den TV-Sendern der beteiligten Medienunternehmen ausgestrahlt. ARD und ZDF senden den Spot erstmals um 19.56 Uhr, SAT1, ProSieben und Kabel 1, RTL, RTL 2, VOX und Super RTL sowie alle Premiere- Spielfilmkanäle strahlen ihn um 20.13 Uhr aus.

Die Innovationsinitiative “Partner für Innovation” wurde Anfang 2004 auf Initiative von Bundeskanzler Gerhard Schröder ins Leben gerufen. Ziel der Akteure aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gewerkschaften ist es, in einer gemeinsamen Kraftanstrengung Deutschlands Innovationskraft zu stärken. Mittlerweile arbeiten über 300 Experten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und den Gewerkschaften in 15 Impuls- und Arbeitskreisen. Außerdem will die Initiative der Politik konkrete Handlungsempfehlungen und der Gesellschaft Impulse für eine neue Innovationskultur in Deutschland geben."

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Kanzler Gerhard Schröder am 18.9.05:
Ich bin stolz auf eine demokratische Kultur, mit der bewiesen worden ist, dass Medienmacht und Medienmanipulation das demokratische Selbstbewusstsein nicht erschüttern.

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Samstag, 24. September 2005

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Der hoffnungsvolle Nachwuchs titelt mit "Kampfratte". Auch schön!

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Sueddeutsche.de via hh-online:

Wilma Skinner würde den Kommunalbeamten von Houston gerne mal gehörig ihre Meinung sagen. Aber niemand geht ans Telefon.
"Ich habe mich um eine Notunterkunft bemüht, und ich habe um Hilfe gebeten, aber niemand hat mir überhaupt zugehört", sagt die Nordamerikanerin. "Man hat mir nur gesagt, dass ich die Stadt sofort verlassen sollte. Aber wie soll ich das tun ohne Geld?"

Bunte Politbarometer-Bilder

Die Verlockung ist scheinbar groß, das Volk mittels vorgefertigter Meinungsfilter zu beobachten befragen, es dann in Tabellen zu kategorisieren und schließlich in übersichtlichen Bildchen sich selbst zu präsentieren.

Mich langweilen die diversen Abbilder omnipotenter Fantasien auf den Bildschirmen nur noch. Sämtliche Politbarometer werden daher ab sofort mit der Fernbedienung aus meinem Blickwinkel verbannt.

Paradise Now? - Paradise No!

Muß ich mir wieder mal selber ein Urteil bilden. ;-)

Siehe auch:
"Die eingeübte Täter-Opfer-Verkehrung wird distanzlos als
pseudodokumentarisches Fernsehspiel inszeniert."

In einigen Spitzel-Blogs werden Geschichten erzählt, die genau nach diesem Muster verfahren, es werden Stories antisemitischer Verfolgungsjagden konstruiert, den Opfern dieser Jagd allerdings auffallend oft blonde Haare angedichtet. In einem Fall wurde ein Beitrag über das arme blonde Opfer einer angeblich blutrünstigen Antifa-Meute veröffentlicht. Oder es wird durch Vereinnahmung und Missbrauch der Psychologie den Überlebenden von Verfolgung, Terror und Gewalt unterstellt, aus ihnen könnten nur Täter werden. Eine besonders perfide Argumentationshilfe, mit deren Hilfe diverse Spitzel-Aktionen bei den Nachkommen des Holocaust gerechfertigt werden sollen.

Und wieder eines, das heute

... ungewöhnlich offen ist:

"Hervorziehen, zackiggescheitelte Maske vom Gesicht reißen, mit dem launigen Verbalskalpel deren wirklichen Positionen herausarbeiten und lächerlich machen, das ist hier vielleicht langsam erforderlich. Und dabei die Schnittmengen zu anderen gesellschaftlichen "Gruppierungen" gleich mit abfrühstücken. Ja, das ist angebracht. Attacke."

...

Bloggen: Nie war es pädagogisch so wertvoll wie heute. Wenn einem die eigene Brut keinen Strich durch die Rechnung macht ... ;-)

Update:
Es scheint doch etwas aufwändiger zu werden. Kurze Recherche "Liedtext - Urheberrecht - Internet", ausnahmsweise Dank an Telepolis, ja doch, es sind sehr kreative, aufgeweckte und lebendige 12-Jährige ...

Freitag, 23. September 2005

Sammelbecken

Immer auf der Suche nach Honig. Beispielsweise das kleine Miststück A. auf der englischsprachigen Yahoo-Mailingliste RWTO zum Thema Politik, Spiritualität und Ökologie, das auch einen Teil meiner Kommentare als Inspiration nutzt. Lady, ich forwarde aus dieser Liste gerne deine mails mit dezentem Hinweis nicht nur hier ins Blog. Arme Mädchen in der Ausbildung bei der Army, nicht wahr? Da wollen wir doch alle gerne unsere Erfahrungen austauschen. Bitte klicken Sie hier ...

Der bloggende antikapitalistische Widerstand

Jungs. Blogs. Spielzeug. Autos. BMW. Jungs. Blogs. Spielzeug. Autos. BMW. Jungs. Blogs. Spielzeug. Autos. BMW. Sonst noch was? Ja. War das nicht der Herr, der mir im alten Blog Anoteron - oder war es schon hier - bitterböse Kommentare über Blogs und meine angeblich viel zu kapitalistische Sicht in "Generation Blogger" schrieb? Kann es zufällig sein, dass ...

Die Quelle, bei der ich das gefunden habe, welche sich einer gewissen Häme ob der ziemlich häufigen Nennung des Namens BMW nicht enthielt, könnte sich zur Abwechslung allerdings auch an die eigene Nase packen. Wer bezahlt denn für's viele Verpacken von Spitzel-Informationen in allerliebste zielgruppengenaue Blog-Beiträge und Artikel einschlägiger Magazine? Das ist mir vielleicht ein schöner antikapitalistischer Widerstand.

...

"Durch den Monsun umgedichtet"

...

Soeben den medienpädogischen Ansatz des Bloggens bei den Rebellen entdeckt

Tausenderkontaktpreise

Gerade der Versuchung widerstanden, mich in dieser um das rabulistische Image besorgten Community anzumelden. Es mag sein, dass myblog einige Girlies hat, die ihre Leser am tägliches Piercing teilnehmen lassen, und diese Blog-Beiträge vielleicht nicht ganz so schön psychologisch und politisch durchdacht sind. Doch was könnte die Politik denn aus diesen Geschichten lernen? Es mag außerdem sein, dass manches myblog-Girlie eher Teil eines bittersüßen Bühnenstücks ist, das ziemlich viele Klicks einsammelt. Doch abgesehen davon: Suchten wir nicht nach Konzepten, um Jugendliche und junge Erwachsene ins reflektierende, produzierende und eben nicht nur konsumierende Medienzeitalter zu führen? Oder sollte irgendjemand etwas dagegen haben, dass nicht mehr ganz so viele Couch Potatoes für nicht mehr ganz so hohe Einschaltquoten und Tausenderkontaktpreise sorgen?

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Astrid Haarland M.A. Politologin - Soziale Kunst- und Ausstellungsmacherin - Commander/ISLA - a.haarland(at)googlemail.com - Choose safe communication ... ;-)

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