Freitag, 12. Januar 2007

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Ein schönes Wochenende!

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grueneRose

P.S.

Ich vermisse das Thema noch beim SPIEGEL. Laßt doch bitte die Informationen frei floaten ... !

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Hallo Mr. Behave! Wahrgenommen. Danke! Dieses Mal zur Abwechslung vielleicht wieder ein Rootkit? Einfach nur weiter zusehen? Bisschen Monitor Screening? Oder publishen? Oder mir im realen Leben kleine Geschichten mit hohem Wiederkennungswert erzählen?

Das Computer-Spiel geht zum Beispiel wie folgt:
Ich schaue im Minutentakt die Listen bei Twoday nach. Über oder unter Morgaine steht auf meinem Bildschirm ein Blog, in dem jemand gut informiert ist. Über das Leben an sich. Oder meines. Oder das meines (intimen) Umfeldes. Was ich dann in kleinen triggernden Headlines oder Beiträgen erfahren darf.

Zum Fischen gehen

Braucht Ihr Kind etwa Nachhilfe? Niemand, der vorne steht, hat ein Interesse daran, dass die SchülerInnen zum Nachhilfe-Unterricht gehen müssen.

Wir haben uns verstanden? Spiegel-Spiele nehme ich auch in Zukunft gerne weiter wahr. Und dezente Hinweise mit Interesse entgegen. Extremismus und autoritäre Psycho-Gruppen sind seit vielen Jahren mein Fachgebiet.

Viele Grüsse,
Astrid Haarland

Außen das Schaf,

und unter dem Pelz?
Hütet Euch vor den falschen Hexenhäusern!
Oder den Häusern und Hütern, die Ohren haben, um Nachwuchs zu erkunden.

Ich gebe an dieser Stelle dem Hexenhaus, Mr. and Mrs. Behave usw. genau eine Woche Zeit. Dann setze ich kommentierende Links. Wir sitzen ALLE in Glashäusern, wie Ihr wisst!

Flirty Fishing (FF)

Fischen durch Flirt
Durch FF zum Beispiel zur Prostitution

In "Chiffre: Morgaine in BlogLand" sinniert Bloxbaby über das Aufteilen der Welt in Gut und Böse. Wer Lust hat, der lese oder höre: Uneingeschränkt dienstbereit.

Kein Erfolg?

Clear the Planet!
oder:
Es gibt zwei Menschentypen:
Die Clears - Die Anderen, die Aberrierten

"Kritiker gelten bei Scientology als krank oder kriminell. Um sie auszukundschaften, einzuschüchtern und mundtot zu machen, hat die Organisation einen eigenen Geheimdienst, das so genannte «Büro für Spezielle Angelegenheiten» (englisch: «Office of Special Affairs» - OSA). Eine weitere Aufgabe des OSA ist es, «die Regierung gefügig zu machen, das heißt sie in einen Zustand zu versetzen, in dem sie völlig mit den Zielen von Scientology übereinstimmt»."

Reden oder Schweigen?

Rede nicht - traue nicht - fühle nicht!

Die oben erläuterten Reaktionsweisen auf Strafsysteme haben Ähnlichkeit mit den Rollen, in die Kinder von Alkoholikerfamilien geraten. Der Held/die Heldin, das brave Kind, fügt sich. Der Sündenbock, das böse Kind, rebelliert. Das verlorene Kind, das stille Wesen, das in die Ecke verschwindet, zieht sich zurück. Das Maskottchen, das Kind, das herumalbert und die anderen unterhält, manipuliert. (Fußnote)
Sie alle reagieren auf ein System, in dem Macht auf ähnliche Weise empfunden wird wie bei jedem Strafsystem: als willkürlich, inkonsequent, eigenwillig, gewaltsam. Alle richten sich nach den unausgesprochenen Geboten der Alkoholikerfamilie, die denen des Gefängnisses gleichen: Rede nicht, traue nicht, fühle nicht.

Sch(l)ecker!

Wieder mal der Honigtopf. Guten Appetit beim Probieren! Und nicht vor lauter (Sch)Leckereien in den Topf fallen ...

Gruss aus dem Glashaus!

Windows Vista - Provided by NSA

Windows Vista

"Sie hießen "die Roten" und "die Blauen". Und sie hatten einen heiklen Auftrag: Die beiden Teams, bestehend aus Agenten des geheimsten aller amerikanischen Geheimdienste, der NSA, haben Microsoft bei der Entwicklung des Computer-Betriebssystems Windows Vista geholfen. Dies bestätigten Sprecher von Microsoft und der NSA gegenüber der Washington Post. Ausgerechnet jetzt! Ende Januar will der weltgrößte Software-Hersteller sein neues Betriebssystem erstmals Privatkunden anbieten. Der globale Verkaufsstart sollte eigentlich zu einem fröhlichen Event werden."

Protokoll einer Gehirnwäsche

"Der Psycho-Crashkurs "Das Forum" der Landmark Education GmbH lockt immer mehr Menschen jeder Altersgruppe an. Den Teilnehmern wird eine völlig neue Einstellung zu sich selbst und ihrem Leben versprochen. Die Zukunft, heißt es dort, sei ein Reich der unbegrenzten Möglichkeiten, und ein anderes Handeln mach das Unmögliche möglich. Auch der Student Martin Lell nahm im Sommer 1995 an dem drei Tage dauernden Forum teil. Euphorisiert fuhr er nach Hause, dann brach er, physisch und psychisch total erschöpft, zusammen.

Ein persönliches Protokoll, das über die Gefahren der immer beliebter werdenden Psycho-Trainings aufklärt."

Martin Lell, Das Forum. Protokoll einer Gehirnwäsche - Der Psycho-Konzern Landmark Education, dtv 1997

Donnerstag, 11. Januar 2007

Bären

mit und ohne Gummi, rote, grüne, gelbe und schwarze Bären, Bären-kinder, Hundebären, Problembären, Bären mit großen Ohren und die Bärengöttin. Über aktuelle Entwicklungen informiert Sie gerne



pandacubresting-5

(Nicht mehr ganz neue) Töne bei Zweitausendeins

"Unsere neue Musikabteilung Superschall ist CDs gewidmet, die nicht aus den großen Musikkonzernen kommen. CDs von Independentlabeln, die Sie nur schwer im normalen Handel finden. In jedem Merkheft stellen wir Ihnen hier ein Label vor, das es geschafft hat, sich in der Independentszene durchzusetzen. Und zeigen Ihnen Musik, die es verdient hat, gehört zu werden."

Mittwoch, 10. Januar 2007

Medien

Kampagnenfähigkeit

Imagination

Es gibt im Netz viele Seiten mit Vorschlägen für Anrufungen und Rituale. Der folgende Text stammt von Doreen Valiente, eine deutsche Übersetzung steht zum Beispiel hier. Doreen Valiente verfolgte den Ansatz, daß Magie in jedem von uns von Anfang an ist. Ein Ansatz, der auch beinhaltet, daß jeder Mensch einen inhärenten Wert besitzt, den er sich nicht erst erwerben oder mit Hilfe von institutionellen Religions-vermittlern, Therapeuten oder Organisationen erarbeiten muß. (Siehe dazu z.B. Starhawk, Mit Hexenmacht die Welt verändern.) Diese können helfend und unterstützend bei der Verfolgung eigener oder kollektiver Ziele sein, doch unser Wert-Sein ist nicht von ihnen abhängig. In der Psychologie, Psychotherapie oder der Sozialpsychologie bedient man sich der uralten Vorstellung, dass der Mensch einen inhärenten Wert und damit verbundene Fähigkeiten hat und wendet sie zum Beispiel in der Traumatherapie als selbstheilende Kräfte, als Fähigkeit zur Imagination an. Wir besitzen innere Bilder, mit Hilfe derer wir schützende Räume oder (neue) Wirklichkeit schaffen können. Hier eine Möglichkeit zur Anrufung innerer Bilder.


Ich, die ich die Schönheit der grünen Erde bin
und die weiße Mondin unter den Sternen,
das Mysterium der Gewässer
und die Sehnsucht im Herzen der Menschen,
Ich rufe eure Seelen, sich zu erheben und zu mir zu kommen,
denn ich bin die Seele der Natur, die dem Universum Leben schenkt.

Aus mir gehen alle Dinge hervor und zu mir müssen alle Dinge zurückkehren.
Und vor meinem Angesicht, geliebt von den Göttern und Menschen,
soll sich euer innerstes göttliches Selbst in der Verzückung der Unendlichkeit entfalten.

Verehrt mich mit frohlockendem Herzen,
denn siehe, alle Akte der Liebe und der Freude
sind meine Rituale.

Lasst in euch sein
Schönheit und Stärke,
Kraft und Mitgefühl,
Ehre und Demut,
Heiterkeit und Ehrfurcht.

Und ihr, die ihr mich erkennen wollt, wisset,
dass all euer Suchen und Sehnen vergeblich sein werden
wenn ihr das Mysterium nicht kennt:
Wenn ihr das, was ihr sucht, nicht in eurem Inneren findet,
werdet ihr es im Außen niemals finden.


(Aus dem "Auftrag der Göttin" von Doreen Valiente)




gendercoaching1

Dienstag, 9. Januar 2007

Gemein.nützig

"Mit blinden Augen"

Montag, 8. Januar 2007

Fügsamkeit - Rebellion - Rückzug - Manipulation

Fügsamkeit beginnt mit Glauben. Die Autorität, die Institution, gestaltet die Wirklichkeit für uns, indem sie unsere Informationsquellen reduziert und uns nur jene Informationen zukommen läßt, an die wir glauben sollen. "Ich muß dich über Sex aufklären - das machen alle Papis", sagt der Vater. Wir glauben daran, weil wir keine Möglichkeit haben zu wissen, woran wir nicht glauben sollen. Im Gefängnis können wir nicht erkennen, was real ist.

(Anmerkung A.H.: Autorin wurde wegen Blockade der Raketensilos des Vandenberg-Luftwaffenstützpunktes zusammen mit anderen TeilnehmerInnen inhaftiert)


Bewußtsein ist der Ausgangspunkt für jeden Widerstand. Wir können uns der Herrschaft nur widersetzen, indem wir bewußt werden und bewußt bleiben: bewußt über das Selbst, bewußt über die Art und Weise, wie die Wirklichkeit um uns herum zusammengesetzt ist, bewußt über jede scheinbar unbedeutende Entscheidung, die wir treffen, bewußt darüber, daß wir bei unserem Handeln tatsächlich Entscheidungen treffen. Der Widerstand wird zu einer Disziplin des Bewußtseins, vergleichbar mit jeder spirituellen Disziplin, die von uns verlangt, daß wir für unser Erleben gegenwärtig bleiben. Wenn wir uns der Herrschaft widersetzen, müssen wir Magie praktizieren - die Kunst, das Bewußtsein willentlich zu verändern.

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Fügsamkeit zerstört die Einheit des Widerstands. Wenn wir die von der Autorität vorgegebene Wirklichkeit akzeptieren, wenn wir denjenigen die Schuld geben, die gegen die Vorschriften verstoßen, wenn wir die Opfer dafür verantwortlich machen, können wir unsere eigene Opferhaltung sehen oder uns gegen sie wehren. Widerstand erfordert Klarheit. Wir dürfen die Vorschrift nicht mit der Wirklichkeit verwechseln; wir müssen die Vorschriften ständig hinterfragen, um die Annahmen, die sie repräsentieren, sowie die Machtbeziehungen, die sie geltend machen, aufzudecken. Das Gefängnis will, daß wir uns fügen; es übt alle ihr zur Verfügung stehende Macht aus, damit wir es tun. Wir fügen uns, zumindest manchmal, denn niemand hat die Energie, ständig zu rebellieren oder sich zur Wehr zu setzen.
Im März 1982 schreibe ich in mein Tagebuch: "Einschüchterung: Im Gefängnis entfernen sie eine der Frauen aus unserer Gruppe, sperren sie irgendwo ein, wo es schlimmer ist als hier,


damit wir ihre Macht sehen
damit wir uns fürchten
sie holen die Frau, die uns am wenigsten behagt, die am lautesten und am zornigsten, am wenigten geachtet ist, die sich am wenigsten anpaßt, damit wir uns nicht bemühen, nichts riskieren wollen und uns dabei sagen, daß wir nichts dagegen unternehmen können (obwohl wir alle hier im Gefängnis sitzen, weil wir nicht akzeptieren wollen, daß wir nichts dagegen unternehmen können)
damit wir nichts versuchen, und uns dabei sagen,
daß wir nicht genügend Informationen haben, um zu handeln
daß dies nicht der richtige Zeitpunkt ist, um zu handeln
daß sich die Lage nur verschlimmert, wenn wir zu handeln versuchen:
daß es besser ist, jemand anders (unsere Rechtsanwälte, die Experten) für uns handeln zu lassen
daß sie es vielleicht in irgendeiner Weise verdient hat
daß sie die Situation selbst geschaffen hat




"Das sind die Stimmen, die uns zum Schweigen bringen, die uns im Gefängnis ohnmächtig halten, und es sind auch die gleichen Stimmen, die uns draußen zum Schweigen bringen, uns ohnmächtig halten. Wir erkennen die Ausreden wieder, wenn wir sie hören, aber wenn unsere Angst groß genug ist, hören wir sie nicht mehr; wir handeln einfach nicht. Wenn wir sie einmal soweit überwinden können, daß wir sprechen und handeln, dann werden sie uns ein anderes Mal Überwältigen, denn wenn wir uns vor einer Sache nicht fürchten, gibt es immer etwas Schlimmeres, was sie uns antun können, wovor wir dann Angst haben werden. Es gibt immer eine Gummizelle - und wenn wir bereits in der Gummizelle sind, dann gibt es etwas noch Schlimmeres, womit sie uns bedrohen können."





So gehorchen wir, weil es gefährlich ist, es nicht zu tun, oder einfach weil es zu schwer ist, jede Schlacht auszufechten, weil wir von der chronischen Wachsamkeit erschöpft sind oder weil wir die Isolation, die erfolgt, wenn wir uns nicht fügen, nicht ertragen können. Für uns ebenso wie für den Soldaten bedeutet Ungehorsam, "sich gegen die anderen zu stellen und mit einem Schlag ihre tröstliche Gegenwart zu verlieren. Es bedeutet, sich von der Billigung der Vorgesetzen freizumachen, aufzuhören, ein Bestandteil des militärischen Systems zu sein, auf die mit solcher Zugehörigkeit verbundene Erweiterung des Ego zu verzichten. Plötzlich fühlt sich der Soldat einsam und verlassen und ohne jegliche Geborgenheit." (Fußnote)






Um zu gehorchen, erbringen wir Leistung. Wir arbeiten. Wir machen unsere Hausaufgaben. Wir leisten Überstunden. Wir begeistern uns für die Firma. Wir passen uns an. Wir beobachten uns, arbeiten an uns. Wir machen den Schaden wieder gut, der durch ein System erbracht wird, das uns langsam umbringt.
Ein Leben der Fügsamkeit ist ein Leben der Verdrängung. Wir verdrängen den Körper. Wir fühlen uns krank - und gehen trotzdem zur Arbeit. Wir haben Hunger - und essen trotzdem nicht. Wir verdrängen Gefühle, denn das Gefängnis verlangt, daß wir unsere Gefühle unterdrücken, insbesondere unsere Wut und unseren Zorn, die zur Rebellion führen könnten. Der Gehorsam fordert seinen Preis: die Vernichtung des Selbst. Brav sein heißt Sklave sein - unfrei. Wenn wir uns fügen, wenn wir das System in seiner letztendlichen Mißachtung und Vernichtung unseres Selbst unterstützen, hassen wir uns. Wir wissen, daß wir dumm, blind, schwach waren. So können wir uns nicht immer nur fügen und dabei weiterleben. Manchmal müssen wir rebellieren.






Bewußtsein darüber zu erlangen, wie und wann wir uns fügen, kann uns helfen, bewußt zu handeln. Als Unterstützung bei diesem Prozeß biete ich die folgenden Fragen an. Diese ist die erste einer Reihe von Übungen für Gruppen und Einzelpersonen, die ihr im Verlaufe dieses und der weiteren Kapitel finden werdet.




Fragen zur Fügsamkeit

Befaßt euch in der individuellen Meditation, beim Tagebuchschreiben oder in Gruppenrunden mit folgenden Fragen:

1. Wann in meinem Leben habe ich mich gefügt oder jemandem gehorcht, wo ich es nicht wollte?

2. Wie fühlte ich mich dabei? Woran dachte ich? Welche Entscheidungsmöglichkeiten nahm ich wahr?

3. Welche anderen Entscheidungsmöglichkeiten gab es tatsächlich? Was hätte passieren können, falls ich mich anders entschieden hätte?






gendercoaching-sternenstrahl







Rebellion


Doreen hat einen Großteil ihrer dreiundzwanzig Lebensjahre in Anstalten zugebracht. Als sie dreizehn Jahre alt war, wurde sie von ihrer Mutter, die nicht mehr in der Lage war, für sie zu sorgen, in die Psychiatrie gesteckt. Von da aus geriet sie öfters vors Jugendstrafgericht und landete mehrmals im Kreisgefängnis.
Jetzt bemüht sie sich intensiv darum, ihr Leben zu verbessern. Sie hat eine liebevolle Beziehung mit einer Frau. Sie gehört einer unterstützenden feministischen Gemeinschaft an. Sie nimmt an Meetings der Anonymen Alkoholiker teil und macht bei mir eine Therapie.
Eines Abens geht sie mit ihrer Freundin in ein Konzert. Während einer Pause geht Doreen kurz hinaus, um eine Zigarette zu rauchen. Als sie wieder in die Konzerthalle will, wird sie von der Kartenabreißerin nicht durchgelassen.
"Wo ist deine Karte?"
"Sie ist drinnen - du hast doch gesehen, wie ich herausgekommen bin."
"Ich habe dich in meinem ganzen Leben noch nie gesehen."
"Laß mich hineingehen und meine Tasche holen - sie ist bei meiner Freundin."
"Mach' ich nicht, du Miststück. Wenn du 'rein willst, mußt du bezahlen."
Doreen bekommt eine kalte Wut. "Niemand sagt 'Miststück' zu mir."
"Ach ja? Soll ich lieber 'fette Sau' zu dir sagen?"






In ihrer Vorstellung ist Doreen wieder im Gefängnis, wo die Fetzen ihres Selbstwertgefühls so brüchig sind, daß sie nicht zu verteidigen den Tod bedeutet. Sie wirft sich auf die Kartenabreißerin, und im Nu rangeln sie, lauthals schreiend, miteinander auf dem Boden. Die Zuschauerinnen schreien auf, als Doreen ihre letzte Verteidigung aus der Tasche zieht - ihr Messer. Sie ist gerade geistesgegenwärtig genug, um es wegzuwerfen, als die Polizei ankommt.
Wir rebellieren, um unser Leben zu retten. Rebellion ist die verzweifelte Behauptung unseres Eigenwertes gegenüber all dem, was ihn angreift, der Schrei der Verweigerung ins Gesicht der Herrschaft. Der Knast hat uns alles weggenommen, was unser war; und wir müssen uns behaupten oder uns auflösen. Doreen sagte mir einmal über ihre Zeit im Knast: " Manchmal mußte ich etwas anstellen, einfach nur, um mir zu beweisen, daß ich noch existierte. "Bei der Rebellion verschwindet die Zukunft; unter dem unmittelbaren explosiven Druck unserer Wut werden die Konsequenzen bedeutungslos. So schlagen wir mit viel Getöse und mit aller Kraft, die wir aufbringen können, wild darauf los.
Wenn wir in unsere eigene Bestrafung einwilligen, weiß unser Selbst darum und haßt uns dafür. Wenn wir rebellieren, so fühlen wir uns, wenn auch nur einen Moment lang, mächtig und frei.
Doch jene Freiheit und Macht sind falsch, denn sofern sich die Rebellion nicht im Laufe der Zeit zu Widerstand weiterentwickeln kann, wird sie unweigerlich selbstzerstörerisch. Wenn wir nur rebellieren, ohne den Bezugsrahmen, den das System zurechtgelegt hat, in Frage zu stellen, bleiben wir eingeschränkt. Unsere Entscheidungsmöglichkeiten sind dann für uns vorbestimmt.






Die Beleidigung der Kartenabreißerin beschwört für Doreen eine bestimmte, festgelegte Wirklichkeit eingeschränkter Entscheidungmöglichkeiten herauf. Sie sieht nur zwei Alternativen: sich dem Angriff unterwerfen oder zurückschlagen. Von den unzähligen möglichen Reaktionen auf das Verhalten der Kartenabreißerin hat ihre Lebenserfahrung, geformt von ihren Erlebnissen im Knast, sie nur diese Alternativen gelehrt.
Die Kartenabreißerin selbst, deren Lebensgeschichte, wie es sich herausstellte, auch von Zwangsaufenthalten in Anstalten und Knasterfahrung geprägt war, kennt auch nur die gleiche eingeschränkte Realitätsvorstellung, bei der man einer Herausforderung nur mit verbaler oder körperlicher Gewalt begegnen kann. Wäre sie auf eine Person getroffen, die aus einer anderen Auffassung ihrer Entscheidungsmöglichkeiten heraus reagiert hätte, so wäre der ganze Vorfall anders gelaufen.






Sofern die Rebellion die vom System vorbestimmten Entscheidungsmöglichkeiten nicht in Frage stellt, kann sie keine Freiheit herbeiführen, denn die Möglichkeiten, die uns das System bietet, dienen unweigerlich dazu, die Kontrolle des Systems zu verstärken. Das System braucht diejenigen, die die Peitsche über sich ergehen lassen, in gleichem Maße wie diejenigen, die die Hand nach dem Zuckerbrot ausstrecken. Um ihre Kontrolle aufrechtzuerhalten, muß das System bestrafen, und es muß einzelne Menschen für intensivere Bestrafung auswählen, die den anderen als Beispiel und als Warnung dienen. Die Rebellion liefert dem System den Vorwand, die Begründung für die Bestrafung. Ohne Aufsässige hätte man niemanden, den man in den schlimmsten Ort stecken könnte, keine Möglichkeit, um die Braven zum Bravsein einzuschüchtern.






Wenn das System unsere Entscheidungsmöglichkeiten definiert, lenkt es die Rebellion die Kanäle, die es zu beherrschen imstande ist, in Handlungen, die nicht dem System, sondern dem Rebellierenden schaden. Gefängniswärter wissen genau, wie sie mit Unruhestiftern umzugehen haben: Sie sind ständig auf der Lauer nach dem Aufsässigen, dem Unruhestifter; solche Menschen können rasch isoliert werden, um den anderen als Warnung zu dienen. Das Schulkind, das sich auflehnt, das Lernen verweigert, schadet seiner eigenen Zukunft, und nicht dem Schulsystem, das zumindest teilweise als Siebvorrichtung funktioniert, das diejenigen, die von ihrem Temperament her nicht für den Gehorsam geeignet sind, von den Wegen zu entfernen sucht, die in die höheren Ränge der Hierarchie führen.






Die Kultur der Bestrafung bietet uns auch Kanäle für die Rebellion, die uns langsam vernichten, ohne die Macht des Systems im geringsten in Frage zu stellen. Wir können von einer breiten Palette von Suchtformen auswählen, die es uns ermöglichen, in einem einzigen Akt zu rebellieren und uns unsere Bestrafung selbst zu erteilen, denn wenn wir rauchen, Alkohol oder Rauschgift mißbrauchen, wenn wir unsere Körper mit Substanzen, die uns schaden, buchstäblich angreifen, bejahen wir damit die grundlegende Botschaft der Bestrafung: "Du hast keinen inhärenten Wert, du verdienst es nicht zu leben."
Es fällt uns schwer, solches Suchtverhalten zu durchbrechen, weil wir es in unserer Vorstellung mit Aufsässigkeit, Rebellion, Ungehorsam, Überwindung von Versklavung verbinden. Das Bild, das uns von den Medien verkauft wird, ist, daß Sucht Freiheit bedeutet. Sie führt uns ins 'Marlboro Country'. Wir müssen etwas Aufsässiges tun, denn allzu brav sein heißt tot sein. Ich habe eine Zigarette geraucht; ich bin aufsässig (frei); ich habe mir eine Zigarette versagt; ich bin brav (versklavt). Wir werden süchtig, nicht nur nach der Substanz, sondern auch nach unserem Unvermögen, sie abzusetzen; das tröstet uns, indem es die Existenz irgendeines kleinen Persönlichkeitsanteils bestätigt, der sich nicht der Kontrolle unterwerfen läßt.






Doch auch über die Aufsässigkeit, die Suchtverhalten darstellt, können wir uns kein tieferes, weiter gefaßtes ausgedehnteres Leben erkaufen. Auch die Sucht vernichtet uns, ob schnell oder langsam. In unserem verzweifelten Versuch, irgendeinen Funken von Freiheit am Leben zu erhalten, fügen wir uns eigenhändig dem Mord am Selbst zu.
Der Wahn kann auch als extreme Form der Rebellion gesehen werden und wird manchmal als solche romanisiert. "Es ist nicht so, daß ich keinen Kontakt zu dieser Realität hätte", sagt James, ein junger Mann, der sich mitten in einem, wie es klinisch heißt, psychotischen Schub befindet. "Ich widersetze mich der Realität!".
Sich aber alleine und isoliert der Realität zu widersetzen, ist nicht das gleiche, wie sie zu verändern. Verrückt zu werden heißt, am ehesten noch der Kontrolle unterworfen zu sein, eingesperrt zu werden und der körperlichen Einschränkung, der Bestrafung ausgeliefert zu sein in Form von chemischen, elektrischen oder sogar chirugischen Eingriffen, alles im Namen der Therapie. Die Geisteskranken dienen uns anderen als Warnung davor, was mit uns geschehen wird, falls wir zu weit gehen, zu absonderlich werden, zu vieles in Frage stellen.
Die Bestrafung für die Rebellion besteht darin, herausgegriffen, isoliert, als Sonderling hingestellt zu werden. Der Preis der Aufsässigkeit ist, ausgestoßen zu sein, noch mehr vom auserwählten Kreis der mit Wert Versehenen abgeschnitten zu sein.
Die Rebellion schneidet uns auch von Informationen ab, die wir möglicherweise zum Überleben brauchen. Wenn wir unsere Süchte dafür brauchen, daß sie an die Stelle der Freiheit treten, können wir nicht mehr spüren, was mit unserem Körper wirklich geschieht. Wenn wir uns der Realität widersetzen, können wir nicht sehen, welche Entscheidungsmöglichkeiten die Wirklichkeit uns tatsächlich bietet.
Bei der Rebellion äußert sich unserer innerer Lebensdrang und fordert nichts Geringeres als die Freiheit. Doch wenn unsere Rebellion irgendeine Aussicht auf die Erreichung jener Freiheit haben soll., dann muß sie sich in Widerstand verwandeln.
Widerstand stellt den Bezugsrahmen der Wirklichkeit, so wie er von den Strafsystemen vorgegeben wird, in Frage. Rebellion kann der erste Schritt in Richtung auf Widerstand sein, aber wir müssen darauf achten, daß wir den Schlingen der Selbstzerstörung ausweichen, die am Wegrand lauern. Der Widerstand unterscheidet sich von der Rebellion, weil er eine Wirklichkeit verkörpert, die mit Herrschaft nichts zu tun hat. Wir tun mehr, als uns der Realität zu widersetzen: Wir bieten Alternativen, teilen unsere Überzeugungen und Wertvorstellungen mit.






Macht-über wird durch die Überzeugung aufrechterhalten, bestimmte Menschen seien wertvoller als andere. Ihre Systeme spiegeln Wertunterscheidungen wider. Wenn wir uns weigern, diese Unterschiede zu akzeptieren, uns weigern, automatisch von unserer eigenen Machtlosigkeit auszugehen, wird das einwandfreie Funktionieren des Unterdrückungssystems durchbrochen. Jede Unterbrechung schafft eine kleine Lücke, einen Riß im Gewebe der Unterdrückung, der potentiell eine andere Art von Macht durchzulassen hat.
Die Autoritäten können mit Rebellion fertig werden, ohne daß sie aus der Rolle fallen. Doch wenn wir uns nicht an die Rolle, sondern an den Menschen dahinter wenden, wenn wir uns weigern, uns automatisch der Macht einer Rolle unterzuordnen, stellen wir die grundsätzlichen Annahmen in Frage, die allen Hierarchien zugrundeliegen: daß unser Wert von unserer gesellschaftlichen Rolle und unserem Status bestimmt werde. Die Philosophie und Praxis der Gewaltlsosigkeit als Instrument sozialer Veränderung wurzelt in der Prämisse, daß wir alle inhärenten Wert besitzen. Um uns der Herrschaft zu widersetzen, müssen wir uns Verhaltensweisen aneignen, die den Eigenwert des Menschen bejahren - selbst bei unseren Gegnern.
Wir können damit anfangen, uns selbst wertzuschätzen, uns weigern, bei unserer eigenen Unterdrückung mizuspielen, uns selbst zu vergiften oder unseren Schmerz mit Substanzen zu betäuben, die uns zwar beruhigen, uns aber auch handlungsunfähig machen, uns davon abhalten, dem System ernsthafte Schwierigkeiten zu bereiten.
Wir können auch die Isolation zurückweisen, uns mit anderen verbinden, Beziehungen aufbauen, die von Fürsoge und Gemeinschaftsgefühl geprägt sind, unterstützende Strukturen schaffen, die imstande sind, uns zu nähren und unsere Kraft zu erneuern: Das sind alles kraftvolle Akte des Widerstands.






Fragen zur Rebellion

Befaßt euch in der individuellen Meditation, beim Tagebuchschreiben oder in Gruppenrunden mit folgenden Fragen:

1. Wann habe ich in meinem Leben rebelliert? Wie? Mit welchem Erfolg? Um welchen Preis?

2. Welche Entscheidungsmöglichkeiten sah ich damals für mich? Gab es auch andere? Welche?

3. Was hätte anders sein können?











morgana










Rückzug

"Mit den Chefs kommt man nur zurecht, wenn man sich in sich selbst zurückzieht, sowohl psychisch als auch körperlich - sich buchstäblich so klein macht wie nur irgend möglich." (Fußnote)
Es gibt viele Frauen im Knast, die weder fügsam noch rebellisch sind. Statt dessen ziehen sie sich auf ihre Pritschen zurück und verschlafen die ganze Aktion oder sitzen still in der Ecke. Rückzug ist eine weitere Möglichkeit, auf eine unerträgliche Situation zu reagieren.
Camp Parks, im Juni 1982. Wir treffen mit unseren Rechtsberatern zusammen, die uns darüber aufklären, daß die Turnhalle, in der wir festgehalten werden, jahrelang für Experimente mit radioaktiven Substanzen benutzt wurde. Niemand weiß genau, in welcher Gefahr wir uns möglicherweise befinden.
Ich stehe am Rande der Gruppe. Ich höre mir die Argumente an. Ich sage mir: "Ich kann das jetzt nicht an mich heranlassen, während ich hier drin bin. Ich darf nicht darüber nachdenken." Ich denke auch nicht darüber nach.
Verdrängung ist eine Art Rückzug, denn wenn wir uns zurückziehen, sperren wir uns gegen bestimmte Informationen. Möglicherweise ziehen wir uns zurück, um unsere Energie und unsere Ressourcen zu schonen. Wenn wir uns gegen das versperren, womit wir im Moment nicht fertig werden, so haben wir möglicherweise die Zeit, uns anzupassen, wenn wir in eine Realität hineingeworfen werden, die sich radikal von dem unterscheidet, das wir bisher gekannt haben.
Opfer und Überlebende aus dem KZ reagierten in den meisten Fällen erst einmal so auf diese schwere Probe, daß sie in einen Schockzustand verfielen und einen 'gefühlsmäßigen Tod' erlitten. "Charakteristisch für den Eintritt in die Welt des KZ war ein überwältigender Eindruck von Alptraum und Unwirklichkeit - zwei Wörter, die immer wieder vorkommen, wenn Überlebende von ihren ersten Tagen und Wochen sprechen." (Fußnote)
In den Lagern schufen die Nazis buchstäblich eine andere Wirklichkeit, die von solchen Extremen des Grauens und der Grausamkeit gekennzeichnet war, daß sie für die meisten Menschen keinerlei Verbindung mit ihrem bisherigen Leben aufzuweisen schien. Die Lager konnten nur als schrecklicher Traum begriffen werden.
Rückzug schützt uns davor, der vollen Tragweite unserer Situation gewahr zu werden. Doch letztendlich ist er gefährlich, denn in unseren Schutzmantel gehüllt, sind wir von Informationen und Beobachtungen abgeschnitten, die für uns lebenswichtig sein könnten. "Es war lebensgefährlich, in dem Traum zu bleiben. Häftlinge, die nicht in der Lage waren, dieses Gefühl der Unwirklichkeit loszuwerden, konnten sich nur treiben lassen wie in einem Traum und waren wehrlos und stumpfsinnig." (Fußnote)
Diejenigen, die es nicht schafften, wachzuwerden, wurden die sogenannten 'Muselmänner', die 'lebendigen Toten', für die die Zeit ablief, bevor sie das Gefühl des Alptraums abschütteln und sich über ihre Lage klar werden konnten. Sie verhungerten, wurden krank, stolperten in Situationen hinein, die ihnen den Tod brachten ... Sie starben innerlich, und während ihr Geist dahinwelkte, war ihr äußerer Anblick schrecklich anzusehen." (Fußnote)
"Sie verhielten sich in einer Weise, also ob sie nicht dachten, nicht fühlten, keiner Handlung oder Reaktion fähig ... Typisch für das Aufhören zu handeln war, wenn sie beim Gehen nicht mehr länger ihre Beine hoben, sondern sie nur noch vor sich hinschoben. Wenn sie dann schließlich aufhörten, aus eigenem Antrieb um sich zu sehen, dann starben sie bald." (Fußnote)
Diejenigen, die die Lager überlebten, fanden irgendwie die Kraft, aufzuwachen, und den Alptraum zu benennen, die innere Umstellung zu vollziehen und sich "von der Passivität zum Handeln, vom Grauen zur täglichen Bemühung, am Leben zu bleiben" (Fußnote) hinzuwenden. Das Überleben, das für sich genommen bereits ein Akt bedingungslosen Widerstands war, erforderte "hohe Aufmerksamkeit, nicht für das Grauen oder den eigenen Schmerz, sondern für die Entwicklung objektiver Umstände, die bezüglich ihres Potentials für Leben oder Tod ständig beurteilt werden mußten." (Fußnote)






Nur wenn wir die Wirklichkeit, in der wir uns befinden, erfassen können, können wir sie auch verändern. Als ich mich weigerte, die Realität der Tatsache zu akzeptieren, daß ich und meine Freunde in einem Ort eingesperrt waren, der möglicherweise radioaktiv verseucht war, akzeptierte ich stillschweigend, daß wir machtlos waren, irgend etwas dagegen zu unternehmen. Da wir nur zwei Tage festgehalten wurden, war die Situation nicht kritisch. Hätten wir Monate oder Wochen dort zubringen müssen, so hätte das Akzeptieren unserer Machtlosigkeit Gesundheitsschäden und verringerte Lebenserwartung zur Folge haben können. Indem wir uns innerlich zurückzogen, war wir handlungsunfähig. Hätten wir uns der Situation gestellt, so hätten wir sie vielleicht ändern können.
Wenn wir uns zurückziehen, gehen unsere Fähigkeiten, unsere Wahrnehmungen, unsere Energie verloren. Die Realitäten der Herrschaft werden weiterhin nicht hinterfragt.
Sie widersetzen heißt, mit der Wirklichkeit in Beziehung treten, handeln. Bewußtsein, Gefühle reichen nicht aus. Widerstand ist nur echt, wenn er im Handeln Ausdruck findet.
Unser Handeln stärkt und kräftigt uns wiederum auch, denn Akte des Widerstands gegen Systeme, die uns vernichten, sind Handlungen, die letztendlich Überleben, Schöpfung und Fürsorge bedeuten.
Wir meinen oft, Widerstand sei etwas Negatives. "Ich will meine Energie nicht auf Widerstand, auf eine negative Vorstellung konzentrieren", sagen manche Menschen. "Ich will positiv, kreativ sein." Widerstand ist aber die Weigerung, sich von den Herrschaftssystemen negieren zu lassen. Wenn wir in negative System eingebettet sind, kann uns nur ein Akt des Widerstands, der Verweigerung wieder in eine positive Richtung bewegen. Nur wenn wir uns weigern, uns zurückzuziehen, uns auszublenden oder aufzulösen, können wir in der Welt gegenwärtig sein und beginnen, schöpferisch tätig zu werden. Die Kreativität selbst mag sogar ein Akt des Widerstands sein, letztendlich die Weigerung, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind.






Fragen zum Rückzug

Befaßt euch in der individuellen Meditation, beim Tagebuchschreiben oder in Gruppenrunden mit folgenden Fragen:

1. In welchen Situationen habe ich mich zurückgezogen? Was passierte dann? Wie fühlte ich mich?

2. Welche Informationen drangen nicht zu mir durch? Welche Ereignisse spielten sich ab, ohne daß ich es wußte? Über welche Entscheidungsmöglichkeiten verfügte ich, ohne sie wahrzunehmen? Wie hätte ich anders handeln können?

3. Wann wachte ich wieder auf? Wodurch wurde meine Rückkehr zur Besinnung ausgelöst?








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Manipulation

"Ich sortierte einen Teil der Morgenpost - stapelweise Formulare, die jedem Ingenieur zum Abzeichnen vorgeleg werden mußten, bevor sie in die Ablage konnten ... Ich steckte die Stöße ganz hinten in die betreffenden Aktenschrankschubladen, und dann war ich fertig. Irgendein Chef schaute gerade zu, und so blätterte ich in der Werkszeitung." (Fußnote)
Während manche sich fügen, manche rebellieren und manche sich zurückziehen, gibt es auch manche, die herauskriegen, wie das System funktioniert. und wie sie es überlisten können. Wenn wir das System manipulieren, haben wir die Illusion der Kontrolle. Wir bleiben weiterhin im Genuß der Belohnungen des Systems und bilden uns dabei ein, wir würden uns nicht wirklich fügen.
Aber in Wirklichkeit akzeptieren wir nach wie vor den Bezugsrahmen des Systems, seine stillschweigenden Regeln und Wertvorstellungen, auch den mangelnden Eigenwert, den es uns beimißt. Frauen in traditionellen Rollen erlangen angeblich Macht, Geld und Status, indem sie Männer manipulieren, aber dadurch ändert sich nichts an der geringen Wertschätzung von Frauen.
Wenn wir manipulieren, werden wir unter Umständen zu hochempfindlichen Empfängern von Informationen über das System. Wenn wir die Maske des Betrügers aufsetzen, fühlen wir uns bewußt, und nicht leer. In Wirklichkeit aber ist unsere Fähigkeit, das wahrzunehmen, was sich um uns herum abspielt, immer noch äußerst eingeschränkt - und zwar durch die Eigenschaften des Systems selbst. Wir wissen unter Umständen alles darüber, wie das Gefängnis funktioniert und wie wir daraus das meiste für uns herausschlagen können, aber das ändert nichts an der Tatsache, daß wir immer noch im Gefängnis sind.
"Er schlenderte zu meinem Schreibtisch herüber, legte eine seiner dicken Pfoten auf mein Ablagekörbchen, warf einen kurzen Blick auf meinen Busen und lächelte mir zu. "Na gut, Kelly. Wir freuen uns, daß du hier mit mir anpackst, auch wenn du keinen Kaffee kochen kannst. Aber jetzt könntest du doch kurz hinausflitzen und mir eine Tasse richtigen Kaffee holen."
Ich hole nicht gerne Kaffee. "Das würde ich schon machen, aber ich muß für Herrn Toole ein paar Sachen fotokopieren", säuselte ich, süß lächelnd. (Fußnote)
In dieser Geschichte, der radikalen Zeitschrift für Büroangstellte Processed World entnommen, versteht es 'Kelly' (eine Anspielung auf den amerikanischen Zeitarbeit-Vermittlungsservice 'Kelly-Girls' - Anm. d. Übers.), die Arbeiten zu vermeiden, die sie nicht mag - zwar nicht immer mit Erfolg (schließlich holt sie doch noch den Kaffee), aber öfter als ihre Chefs vermuten würden. Sie bringt es fertig, süß zu lächeln, wähend sie die Dinge so zurechtlegt, daß sie ein gewisses Maß an Kontrolle über ihre Arbeit hat, jedenfalls mehr, als das System ihr von sich aus zuerteilt. Doch die unzähligen kleinen Sabotageakte, die Sekretärinnen und Arbeiter in den niedrigeren Rängen der Hierarchie täglich ausüben, ändern nichts an den tatsächlichen Strukturen der Arbeitswelt.






Manipulation stellt auch die vom System ausgehende geringe Wertschätzung des Selbst nicht in Frage, denn um manipulieren zu können, können wir nicht wir selbst sein, unsere wahren Gefühle ausdrücken oder unsere wirklichen Wahrnehmungen mitteilen. Wir verstecken uns buchstäblich hinter einer Maske. 'Kelly' muß süß lächeln; würde sie dem Vorgesetzten sagen: "Hol' deinen verdammten Kaffee doch selber, hör auf, mich so herablassend zu behandeln, und überhaupt - scher dich zum Teufel!" dann würde sie schlicht und einfach ihren Job verlieren. Sie wäre von der Manipulation zur Rebellion übergegangen. Um sich noch weiter zu bewegen, nämlich zum Widerstand hin, wären Organisation und Unterstützung nötig.
Durch Manipulation können wir unter Umständen einige der Vergünstigungen herausschlagen, die das System anzubieten hat, oder dem Räderwerk des Systems vielleicht ein bißchen Sand ins Getriebe werfen, aber dadurch können wir uns weder individuell befreien noch die vom System geschaffene kollektive Wirklichkeit verändern.
Widerstand hinterfragt den Bezugsrahmen und die Kategorien des Systems, stellt dessen grundlegende Annahmen etwas entgegen und vermittelt andere Werte. Widerstand konfrontiert Macht mit einer anderen Auffassung der Wahrheit und verlagert die Auseinandersetzung auf sein eigenes Terrain.






Fragen zur Manipulation

Befaßt euch in der individuellen Manipulation, beim Tagebuchschreiben oder in Gruppenrunden mit folgenden Fragen:

1. Wann (wen) habe ich manipuliert? Wie?

2. Wie fühlte ich mich in bezug auf mich selbst? Welche Selbstanteile mußte ich verbergen?

2. Was passierte dann?

4. Welche anderen Entscheidungsmöglichkeiten standen mir zur Verfügung? Konnte ich sie überhaupt erkennen?








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Die Wahl der Reaktionsweise

Die oben erläuterten Reaktionsweisen auf Strafsysteme haben Ähnlichkeit mit den Rollen, in die Kinder von Alkoholikerfamilien geraten. Der Held/die Heldin, das brave Kind, fügt sich. Der Sündenbock, das böse Kind, rebelliert. Das verlorene Kind, das stille Wesen, das in die Ecke verschwindet, zieht sich zurück. Das Maskottchen, das Kind, das herumalbert und die anderen unterhält, manipuliert. (Fußnote)
Sie alle reagieren auf ein System, in dem Macht auf ähnliche Weise empfunden wird wie bei jedem Strafsystem: als willkürlich, inkonsequent, eigenwillig, gewaltsam. Alle richten sich nach den unausgesprochenen Geboten der Alkoholikerfamilie, die denen des Gefängnisses gleichen: Rede nicht, traue nicht, fühle nicht.






Diese Rollen sowie die dazugehörigen Vorschriften oder Gebote sind Strategien, die wir einsetzen, um zu überleben. Diese Reaktionsweisen sind nicht unbedingt schlecht oder falsch. In bestimmten Situationen mag jede von ihnen die beste Möglichkeit darstellen. Wir spielen eben die Rollen, die uns zur Verfügung stehen, manchmal die eine, manchmal die andere, und in der Konfrontation mit den Machtsystemen mögen sie uns wie die einzigen uns zur Verfügung stehenden Handlungsmöglichkeiten erscheinen. Wir müssen uns keinen Vorwurf machen, wenn wir uns danach verhalten, auch wenn der Selbsthasser, der in uns allen steckt, bereitwilig solche Vorwürfe auf sich nimmt. Wir können jedoch erkennen, daß wir weiterhin von den Rollen, den Vorschriften, den Strategien des Gefängnisses geprägt sind, auch wenn wir uns um das Erschaffen von neuen Strukturen bemühen. Die alten Denkmuster untergraben uns
So müssen wir sie sie verstehen lernen, sie überhaupt erkennen lernen, denn diese Muster schleichen sich in viele anderen Situationen ein: Beziehungen, Familien, Arbeitsgruppen, Firmen, Selbsthilfegruppen. Wenn wir die einfachen, offenkundigen Herrschaftsstrategien beobachten, die im Gefängnis eingesetzt werden, bekommen wir möglicherweise tiefere Einsichten in die Funktionsweisen anderer Arten von Gruppen.







Widerstand ist hart. Es fällt uns relativ leicht, einen einzelnen Akt des Widerstands durchzuführen; diesen Widerstand jedoch über Tage und Wochen, im Umgang mit hundert kleinen Fragen und ständigen Konfrontationen aufrechtzuerhalten, erfordert eine Hartnäckigkeit und Ausdauer, die weit über das Maß hinausgehen, das die meisten von uns aufzubieten haben. Wir empfinden immer größere Bewunderung für diejenigen, die trotz Bedrohungen und Extremsituation von Schmerz, Entbehrung und Angst über Monate und lange Jahre hinweg an ihrem Widerstand festhalten, denn wir stellen fest, daß Widerstand ungeheure Energie erfordert. Wir schaffen es nicht, uns ständig in jedem Lebensbereich, zu widersetzen. Wir müssen uns entscheiden, welche Kämpfe wir führen und Prioritäten wir setzen wollen.
Doch allein das Wissen daru, daß Widerstand eine Möglichkeit ist, läßt aus unseren Entscheidungsmöglichkeiten wirkliche Alternativen werden. So werden sie Teil unseres Widerstand, anstatt sich ihm entgegenzustellen. So können wir sagen: "Ich gehorche jetzt, weil diese Angelegenheit nicht die Sache ist, für die ich mich einsetzen möchte." Wir können sagen: "Ich werde rebellieren, nicht indem ich mir selbst schade, sondern indem ich den Behörden Schwierigkeiten bereite." Wir können sagen: "Ich ziehe mich jetzt zurück, um meine Kraft zu schonen, aber morgen kehre ich mit offenen Augen wieder." Wir können sagen: "Ich kann meine Fähigkeit, das System zu manipulieren, einsetzen, um für den Kampf den Boden zu bereiten." Wir können uns beim Aufsetzen einer Maske darüber im klaren sein, daß wir nicht unser wahres Gesicht zeigen - und uns so die Möglichkeit offenhalten, die Maske auch wieder abzulegen.





Aus:
Starhawk, Mit Hexenmacht die Welt verändern, Verlag Hermann Bauer, Freiburg im Breisgau 1991

Samstag, 6. Januar 2007

Handlung als Magie

Dreihundert Frauen sind auf einer Straße in San Francisco vor dem Bohemian Club versammelt, einem exclusiven Spielställchen für die führenden Köpfe von Unternehmen und Staat. Die Männer, die den Club aufsuchen, treffen die Entscheidungen, Atomkraftwerke zu bauen, Waffen herzustellen, soziale Programme zu beschneiden. Genau hier wurde die Entscheidung gefällt, die Atombombe herzustellen.

"Weaving spiders come not here" (Webende Spinnen kommen nicht hierher), ist das Motto des Bohemian Clubs. Das ist ein Zitat von Shakespeare. Die Frauen sind gekommen, um zu weben. Wir machen ein Netz, das die Türen des Clubs schließt, das seine efeubewachsenen Wände bedeckt und sich über den Bürgersteig bis auf die Straße erstreckt. Die ganzen Wände entlang haben wir Grabsteine aus Pappe aufgestellt, die die Namen von Frauen tragen, die Opfer der Gewalt wurden. Und während wir weben, singen wir rhythmisch:



We are the flow, we are the ebb,
We are the weavers, we are the web.
(Wir sind die Flut, wir sind die Ebbe,
Wir Weberinnen, wir sind das Netz.)



Wir beschwören Kraft herauf.
Aber dies ist nicht ein Ritual; dies ist eine politische Demonstration einer Gruppe, die Women's Pentagon Action West heißt. An der Ostküste marschieren heute Tausende von Frauen zum Pentagon. Auch sie werden ihre Trauer, ihren Zorn, ihre Kraft, ihren Widerstand darstellen. Auch sie haben eine Aktion geschaffen, die auch ein Ritual ist, ein Akt von Magie.
Wenn Magie 'die Kunst ist, Veränderung in Übereinstimmung mit Willen herbeizuführen', dann sind politische Handlungen, Handlungen von Protest und Widerstand, Handlungen, die wahrhaft über Kraft reden, die nach Veränderung drängen, magische Handlungen. Politische Organisatoren unterscheiden gerne zwischen direkten Aktionen - solchen, die wirklich versuchen, schädliche Prozesse zu unterbrechen (so wie die Diablo-Blockade versucht hat, Arbeiter davon abzubringen, Brennstäbe zu laden, oder so wie ein Streik versucht, eine Fabrik oder einen Betrieb stillzulegen) - und symbolischen Handlungen, so wie Märschen, Demonstrationen, Straßentheateraufführungen und Versammlungen, die Aussagen machen, aber einen indirekten Effekt haben.

Ich habe einen Zauberspruch einmal definiert als 'einen symbolischen Akt, der in einem tiefen Bewußtseinszustand ausgeführt wird'. Wenn politisches Handeln sich in dem Bereich der Symbole bewegt, wird es magisch. Wenn wir die Prinzipien der Magie auf die Politik anwenden, dann können wir politsche Handlungen besser verstehen und sie wirksamer machen.



Aus:
Starhawk, Wilde Kräfte. Sex und Magie für eine erfüllte Welt, edition phoenix, Freiburg im Breisgau 1987



Spiderweb
Ein kreativer Start ins Jahr 2007

The Spiderwoman

It used to be quiet around here. Peaceful. Oceanic.

That was in the long ago time.
We were all one, then.
Not a matter of belief. A fact.

You could see the Web, plain as day,
spread out across the land.
Nothing frayed, nothing torn.

Just me, and all my Relations.
Weaving the shimmering, beautiful web.
Each shining strand connected to each shining,
lightwoven strand.
All one.

Maybe it began with one little fray,
one little link that broke in some insignificant place.




spiderwoman




Crevices opened. Cracks.

It doesn't matter what you call me. I've had a lot of names.

These are my children. Some of them got lost along the way.

Too many are forgotten, buried by the years.
Some have returned, some are beating like hail on the roof,
some are voices howling like coyote in the wilderness,
some are your own ghosts wandering through your sleep.

They want to come Home.
The Web needs mending.


Rainwalker, Lauren Raine

Freitag, 5. Januar 2007

Kommunistische Hexen?

"Die Annahme einer dem Patriarchat vorausgehenden matriarchalen Epoche gehört wissenschaftshistorisch zur Evolutionstheorie des 19.Jahrhunderts. Bekannt wurde die Theorie des Matriarchats durch Bachofen 1861: "Das Mutterrecht". Den Übergang vom Matriarchat zum Patriarchat interpretierte Bachofen als kulturelle Höherentwicklung menschlicher Daseinsform. Bachofens evolutionistische Mutterschaftstheorie wurde von dem amerik. Ethnologen Morgan 1877 aufgegriffen und weitergeführt: "Ancient society". Morgan verknüpfte die matriarchale Familienform mit der Existenz einer herrschaftsfreien, egalitären Genitilgesellschaft, die durch eine auf Privateigentum gegründete patriarchale Klassengesellschaft abgelöst worden sei. Engels wiederum sah hierin einen Beleg für die Existenz eines mutterrechtlichen Urkommunismus am Beginn der menschlichen Gesellschaft." (Quelle)

Der Anthropologe Lewis Henry Morgan, ging vom Matriarchat als natürlicher Entwicklungsstufe auf dem Weg zur Zivilisation aus. Seiner Theorie nach ging die matriarchale Kulturstufe einher mit kollektivem Eigentum. Als sich Privateigentum mehr und mehr herausbildete, entstanden parallel dazu patriarchale Gesellschaftsstrukturen. Friedrich Engels übernahm diese Theorie von Morgan und verfeinerte sie in Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates.



Zur Kritik einer angeblichen Höherentwicklung vom Matriarchat ins Patriarchat siehe zum Beispiel:

Matriarchat (griechisch μητριαρχία) ist eine Gesellschaftsform, die sich von allen anderen Gesellschaftsformen dadurch unterscheidet, dass sie keine Herrschaftsstrukturen und institutionalisierte Hierarchien aufweist. Ein Matriarchat wird daher auch als regulierte Anarchie (nach Sigrist) oder als egalitäre Konsensdemokratie (nach Thomas Wagner) bezeichnet.

Die Produktionsmittel gehören der Gemeinschaft und im ökonomischen Bereich garantiert ein Regelsystem, dass Besitz oder Macht nicht akkumuliert werden können. Der Unterschied hier zum sozialistisch-kommunistischen System ist das Fehlen einer zentralen Verwaltung oder befehlsgebenden Instanz. Entscheidungen werden in allen Bereichen per Konsens getroffen, wobei Geschlechter und Generationen gleichgestellt sind.


Der Begriff

Der Begriff Matriarchat ist eine Nachbildung aus dem 19. Jahrhundert und entspricht etymologisch Bezeichnungen wie Patriarchat, Monarchie, Hierarchie usw. (griechisch mêtêr Mutter, und archê Anfang, Ursprung, Erstes, in der Neuzeit auch Herrschaft; matri-archat = mütterlicher Ursprung, vgl. Urprinzip).

Als die ersten Ethnologen und Matriarchatsforscher begannen, sich mit Völkern zu beschäftigen, die Matrilokalität und Matrilinearität aufwiesen, zogen sie fälschlicherweise den Schluss, dass Mütter die Herrscherinnen sind, analog zu ihrer eigenen patriarchalen Kultur. Die Matriarchatsforschung stellte diesen Fehlschluss in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts richtig und erforscht seitdem dieses Feld.

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Kult

Das kultisch-spirituelle Leben in matriarchalen Gesellschaften ist nicht mit patriarchalen Religionen (z.B. Christentum, Judentum, Buddhismus, Islam) vergleichbar. An den Riten nimmt immer die Gemeinschaft teil - Frauen, Männer, Kinder jeden Alters, sowie die ältere Generation und die Ahnen - und sie werden auch von Mitgliedern der Gemeinschaft ausgeübt. Neben den Ritualen an denen alle teilnehmen, wie etwa ein Trauerritual, gibt es kultische Handlungen für einen bestimmten Zweck: Beispielsweise wird die Initiation der Jugendlichen von den Ältesten geleitet, der Medizinmann oder die Schamanin führt unter anderem Heilungs- oder Hausbaurituale durch, und die Weisen Frauen kümmern sich um Geburtsriten oder Namensgebung.

Ein Ritual in matriarchalen Gesellschaften ist seinem Wesen nach eine gemeinschaftliche Aktivität, ein schöpferischer Prozess, nicht zu verwechseln mit einer Zeremonie in einer Kirche. Die Beteiligten entwickeln in der Vorbereitung und während des Rituals alle Einzelheiten selbst, um dem besonderen Bedürfnis zu entsprechen, das durch das Ritual erfüllt werden soll. Es muss nämlich eine bestimmte Art Energie erzeugen, die alle Beteiligten umfängt und ihnen erlaubt, ihr Bewusstsein zu erweitern und die zur Heilung notwendige Transformation zu erleben.

Es geht immer darum, die Menschen mit der Welt der Geister (Ahnen) in Kontakt zu bringen und außerdem mit ihrem individuellen Lebenssinn zu verbinden. In der ständigen Wiederholung der Rituale, werden die Kräfte, die die Menschen in diese Welt gebracht haben, unaufhörlich intensiviert.

Da ein solches Ritual die Beweglichkeit der menschlichen Imagination spiegelt (nicht die Gegenkraft von Stagnation und Erstarrung), wird es niemals genau gleich wiederholt. An dieser Stelle ist anzumerken, dass Schamaninnen und Medizinmänner von Naturvölkern während ihrer jahrzehntelangen Ausbildung nicht nur das alte, tradierte Wissen und die Heil- und Trancekünste erlernen, sondern sie haben auch die Aufgabe, Neues und bisher Unbekanntes in die Kultur des Stammes sinnvoll zu integrieren und als positive Kraft für die Gemeinschaft einzusetzen. Das erklärt, warum indigene Völker "offiziell" etwa zum Islam (z.B. die Minangkabau auf Sumatra) oder zum Christentum (viele afrikanische Stämme, die südamerikanischen Nachkommen der Maya usw.) gehörig gerechnet werden, aber trotzdem ihren traditionellen Kultus nicht aufgeben, wenn sie nicht von patriarchalen Kolonisten, Missionaren oder Eroberern dazu gezwungen werden.

Matriarchale Gesellschaften befinden sich durch diese schamanische Fähigkeit auf der Höhe der Zeit, können politisch flexibel reagieren und bleiben dadurch stabil. Im spirituellen Weltbild der Stammesvölker sind Ritual, Gemeinschaft und Heilkunst eng verbunden, die ihrerseits unzertrennlich mit der Natur verknüpft sind. Die Natur ist das Fundament indigenen Lebens, es gibt keine Trennung zwischen Spiritualität (Religion wäre nicht der korrekte Ausdruck) und Alltagsverhalten. Jedes Sippenmitglied ist daran interessiert sich immer wieder mit den natürlichen Kräften in Einklang zu bringen.

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Donnerstag, 4. Januar 2007

Haariges Monster

und nicht zu bremsender Rettungsschwimmer

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Astrid Haarland M.A. Politologin - Soziale Kunst- und Ausstellungsmacherin - Commander/ISLA - a.haarland(at)googlemail.com - Choose safe communication ... ;-)

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